Keiner hat dich gefragt

Fast möchte ich sagen, daß deine Liebe und Fürsorge so stark war, daß wir glaubten, daß es nur so und nicht anders sein konnte, wir eben nicht hinterfragten. Vielleicht ein Manko im Werden und Wachsen. Die Liebe, die du unserem Vater angedeihen ließst, war zugleich dein Steuerelement im Zusammenhalt der Familie hindurch die sechs Jahre Krieg, die folgenden Jahre des Wartens auf eine Wohnung und Vaters Neuanfang nach dreiundzwanzig Jahren, und die Jahre mit dem Starten deiner/eurer Kinder nach und nach hinaus in ihr eigenverantwortliches Leben.
Du verbargst manches Dilemma der Kinder vor dem Vater. Du tröstetest ihn und uns. Wo hast du jemals ein Ohr für das, was du in dich hinein nahmst, gefunden? Und hast du wahre Antwort abgegeben? Hättest du etwas in deiner Haltung geändert?
Keiner, liebe Mutter, hat dich gefragt – du wärst doch weiter mit deiner Diplomatie ganz für dich geblieben, hast ja immer nur Fröhlichkeit, auch in schweren Tagen, von dir gegeben. Wie traurig für Sehende, dein Älterwerden miterleben zu müssen und nur zu wissen, daß du dein selbst gesetztes Ziel wohl doch nicht erreichen wolltest, einhundert Jahre Lebendürfen zu erreichen. Dein Motor schaffte es nur auf achtundneunzig.
Du hast uns deine und Vaters Briefe hinterlassen. So kann man vieles nachlesen, was euch Beide bewegte, belastete und erfreute, wenn ein Zusammensein nicht möglich war. Der Leser kann nur staunen. Aber zugleich hat er das Gefühl: Mutters Hand streicht über den Kopf, ist doch noch da.
Ist es schlimm, wenn wir dich nicht gefragt haben?
Kommentare (2)
henryk
...weil er immer mit Dir ,wie wir, zufrieden war....Alles im Leben machtest Du perfeckt....danke dafuer Ortwin.....dass Du so ueber Deiner Mutter schrieb////...Henryk Zum Gedaechtnis Deiner Mutter......Sommer 2010(henryk)

Juni 2010(henryk)


Juni 2010(henryk)

Danke, danke, für diese Erinnerung
Flo