Kindergeburtstag ist möglich


Wir besuchten zuerst in Kassel eine Messe, aber auch das ist nicht etwas, was ich hier beschreiben möchte......denn nach dem Besuch der Messe die uns Messeneuheiten bei Küchenutensilien, Haushaltswaren und nicht nur das, auch bei Gartengeräten, Gewürzen, Lebensmittel, Wohnmobile Autos präsentierte , erhofften wir uns besonders die reale Sicht auf und in ein Tinyhouse.

Nach einem guten Mittagessen bei dem Stand des Hausfrauenverbandes Kassel machten wir uns auf den Weg zu einem Museum.

Sepulkralkultur…..was für ein Wort! Ich habe das vorher noch niemals gelesen oder gehört. Also liessen wir das Grimmsmuseum links liegen und entschieden uns für das Museum, welches als zentrales Thema Sterben und Tod, Trauern und Gedenken hat.
1992 entstand dieses Museum welches aus einem alten, renovierten Teil und um einem neuen, modernen Flügel aus Beton und Glas erweitert wurde.
Es gibt in diesem Gebäude Dauerpräsentationen und Sonderausstellungen. Im Keller fingen wir an und arbeiteten uns kontinuierlich nach oben. Diverse Traditionen, Bestattungs- und Trauerriten werden hier behandelt.

Im Keller in einer Ecke reich bemalte Särge, Trauerkleidung und – was uns sehr erstaunte in der Mitte des grossen Raumes ein langer Tisch. Eingedeckt mit lustig bunten Tassen und Tellern, einer Stoffschlange auf dem Tisch und auf unsere Frage kam die Antwort: Ja, Kindergeburtstag feiern ist hier auch möglich!

Ein Schaukasten mit kleinen bunt bemalten Figuren. Bei jeder Darstellung die Figur des Todes mit einer anderen Person – Tod und Bettler, Tod und Königin, Tod und Pabst, Tod und Kranker usw. usw. In einem anderen Raum Köpfe von Toten – geformt aus altem, verschimmeltem Brot, wie der Künstler vermerkte, um die Vergänglichkeit auch dadurch zu dokumentieren.

In einem anderen grossen Raum Grabsteine von schmiedeeisernen, schön gearbeiteten Kreuzen bis zu Steinernen Denkmälern. Lange Holzbretter mit geschnitzten Namen und Daten – sehr ungewöhnlich. In einer Ecke eine Figur aus Metall – eine wunderschöne junge Frau die vor einer Tafel steht und mit einem Stift etwas auf diese Tafel zu schreiben scheint. Ein Denkmal der aussergewöhnlichen Art.

Als wir den Treppenaufgang zum oberen Stockwerk benutzten, sahen wir die ersten Kinder beladen mit einem Geschenk im Eingangsbereich – begleitet von den jeweiligen Müttern.
Ein Stockwerk höher waren dann unter anderem auch alte Blechschilder, auf denen die Firma steht: I.Concessionierte Leichenbestattungs-Aufbahrungs und Verfahrungs-Anstalt für Friedrichswald und Umgebung des Franz Katrawek.
Oder ein anderes Schild welches als Werbung anzusehen ist: Katholiken aller Stände werdet beizeiten Mitglied bei uns!
Katholischer Begräbnisverein München. Gegründet 1871. Prinz Ludwigstraße 4

Eine andere junge Dame, bekleidet mit einem langen Gewand, den Kopf nachdenklich aufgestützt auf einer Gedenktafel. Dann wieder ein Schild von einem Lehrfriedhof der Handwerkskammer für München und Oberbayern und Landesfachverband des Bestattungsgewerbes Bayern e.V.

Wir wurden auch darüber aufgeklärt, dass es Themenfriedhöfe gibt. Der Hamburger Fussballverein wurde als Beispiel mit einer blauen glänzenden Urne genannt/gezeigt.
Es gibt Themenfriedhöfe bei denen man sich auch unter „seinesgleichen“ bestatten lassen kann . In Hamburg Ohlsdorf gibt es z.B. Pastorengräber, Gräber für Polizisten oder Feuerwehrgräber.

Kutschen die nur für die Fahrt zum Friedhof – zur Begräbnisstätte benutzt wurden.
Eine prächtige Kutsche und eine Kutsche für den „Normalverbraucher“.

In diesem Saal wurde ein Video gezeigt – Kremierung damals und heute. Uwe sagte: die wahren Ferkeleien passieren immer im Hinterzimmer – denn oben bei der Vorbereitung für die Trauerfeier sind die Mitarbeiter immer in schwarzen Anzügen mit weissem Hemd zu sehen, aber „unter Tage“ ist dann Arbeitskleidung angesagt. Und diese Arbeiten die dann auszuführen sind, waren nichts für schwache Nerven. Verbrennen und schreddern, damit alles dann wirklich ganz klein zermahlen ist und in eine kleine Urne hineinpasst – das anzusehen ist nicht Jedermanns/-fraus Geschmack.

In einer anderen Abteilung wurde ein ehemaliger Militärapotheker und Chemiker erwähnt der 1823 erste Versuche zur Konservierung von organischen Körpern durchführte.
Dabei hatten die Ägypter diese Konservierung bereits Jahrtausende vor ihm durchgeführt……
In Glaskörpern eingearbeitete Andenken an die verblichenen waren auch ausgestellt.

Und dann kamen wir zur Abteilung der Rituale und diversen Bestattungen anderer Völker. Uns fiel zu aller erst ein ganz besonderes Stück aus Ghana auf. Eine bunte Henne – der Körper war die letzte Ruhestätte des/der Verstorbenen. Aus Holz, wunderschön bemalt und wirklich einzigartig! Wir stellten uns vor, dass hier dann als Abschiedsmusik das Gackern der Henne ertönen könnte……

Die Bestattungsrituale von Zoroastrier, dieser Minderheit, die überwiegend in Indien und im Iran leben. Ihr Glaube ist monotheistisch – sie sprechen eine eigene Sprache und bedienen sich einer sehr alten Schrift.
Das mexikanische Totenfest wiederum wird ganz anders gefeiert – Farbenprächtig! Dieser Totenkult wurde 2003 von der UNESCO in die Liste der Meisterwerke des mündlichen und immateriellen Erbes der Menschheit aufgenommen.
In Indien ist der Bestattungsritus des Hinduismus wieder anders wie gewohnt – die öffentliche Verbrennung der Verstorbenen. Das Verstreuen der Asche in einem Fluss oder in der Luft….

Im Buddhismus sieht man farbenprächtige Kostüme. Der Verbrennungsritus soll es dem Geist des Verstorbenen möglich machen sich von der Knechtschaft seines Leibes zu lösen. Denn im Sinne der Geburt ist der Geist nun auf Suche nach einem neuen Leben in einer anderen Gestalt.
Sinti und Roma leben verstreut und bestatten ihre Toten nach dem christlichen Ritus. Denn auch diese Bestattungsriten waren erwähnt und durch plastische Beispiele gezeigt.
Leider war die Bibliothek geschlossen.
Ein sehr ungewöhnliches Museum, welches wir heute besuchten – aber ich finde sehr lehrreich.
Zum Abschluss gönnten wir uns einen Besuch im Café/Restaurant der Orangerie in Kassel
 


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Kommentare (1)

KarinIlona

Ja, es ist ein wunderbares Museum, und so traurig wie wir hineingingen, kamen wir nicht heraus. 
Jedermann möchte es sich einmal ansehen, es hilft, Trauer besser zu bewältigen.
Ich habe mich gut gefühlt beim Verlassen des Museums.
KarinIlona
 


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