kindheit in der nachkriegszeit.


EIN WIRKLICHES MÄRCHEN.

Es war zur Weihnachtszeit, genauer gesagt, der Heiligabend war da,
an einem kalten Abend in Nachkiegsdeutschland, in Hamburg.
Wie immer war die Tür zur "Guten Stube" der Wohnung im 3. Stock
eines alten Miethauses verschlossen.
Im inneren des Wohnzimmers war Hektik angesagt.
Die Mutter und ältere Bruder bereiteten den Raum für das Fest vor.
Unterdessen wartete der jüngste Spross der Familie,
er mag so um 6 oder 7 Jahre alt zu dieser Zeit gewesen sein,
ungeduldig auf dem Hausflur auf die Weihnachtsbescherung.
Immer wieder versuchte er durch das Schlüsselloch etwas zu erspähen.
"Diese blöden Schlüssellöcher". Sie ließen nur einen begrenzten Blick
in das Zimmer zu. Immer wieder versuchte sein Auge mehr von der
Vorbereitung zu erhaschen, aber schlauer wurde er dadurch nicht.
Unruhig verbrachte der kleine Junge viele Stunden,
oder kam es ihm nur so lange vor, die Zeit auf dem Flur.
Endlich hörte er wie sich der Schlüssel im Schloss drehte.
Die Mutter ließ den Jüngsten ins Wohnzimmer eintreten.
Es warm herrlich warm, der riesige grüngekachelte Ofen gab seine Wärme ab.
Ein paar Tannenzweige lagen weit verstreut auf Tischen und hingen an Bildern.
Alles sah traumhaft aus, so etwas Schönes hatte er noch nie gesehen.
Ein kleiner Tisch mit krummen Beinen, der in einer Ecke stand,
darauf eine Schale mit seltsamen 4 orangefarbenen Bällen.
Daneben gleich ein buntes Holzauto .
(Wie sich später herausstellte, selbstgebastelt vom Bruder).
Dann wendete er sich den farbigen Bällen zu.
In die Hand genommen und ...oh...sie dufteten,...was ist das?
Oh je,... das können doch keine Bälle sein.
Vielleicht ist es Obst, Äpfel und Birnen kannte er,
werde abbeissen und sehen was passiert.
Oh oh,... die Zähne konnten nicht viel anrichten, die Frucht hatte eine etwas härtere Schale als gedacht.
Die Mutter lächelte, der Bruder lachte laut. Mutter nahm Sie in ihre Hand, zog die Schale ab
und gab sie dem Zögling scheibenweise zu essen.
den Duft und den Geschmack wird er nie vergessen.
Sie gehört noch heute zu der Lieblingsfrucht des Nachkömmlings,
der inzwischen "etwas" älter" und vielleicht auch "weiser" geworden ist. Aber Herz und Seele sind jung geblieben.

Es war die erste Apfelsine die der Junge sah und aß.
Ein Erlebnis das er nie vergessen wird.

Ich danke meiner Mutter die mich ganz alleine aufgezogen hat.
Mein Vater und mein ältester Bruder sind leider aus dem letzten, schrecklichen Krieg nicht zurückgekehrt.
Ich habe Sie sehr vermisst!


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Kommentare (13)

paddel Viele unserer Geburtsjahrgänge haben gleiche
oder ähnliche Geschehnisse erlebt. trotz aller
Widrigkeiten haben wir den Krieg in der Großstadt
überlebt, dank der Fürsorge der Mutter und Hilfe
der Verwandten und von den Nachbarn.
Wir haben gehungert und gefroren, aber nachdem Krieg
konnten wir noch echte Spiele auf den Strassen ausführen.
Kaum ein Auto kam uns in die Quere, der Schnee blieb wochenlang
liegen und wir konnten uns Iglus abseits der Strasse bauen.
Schade das unsere Kinder die Möglichkeiten nicht hatten.

Liebe Grüße Herbert.

lifong2007 Guten Abend paddel. Gern habe ich die rührende Weihnachtsgeschichte von Dir gelesem- Ich habe mich dann sofort an die Weihnachtstage in meiner Kindheit erinnert. Da ja Krieg war, gab es zuhause nur meine Oma, meine Tante mit Sohn und meine Mutter. Aber trotz der schweren Zeit verlebten wir eine glückliche Kindheit. An ein Weihnachten erinnere ich mich noch ganz genau. Da bekam ich einen etwa 4o cm großen braunen Teddybär. Den hatte ich natürlich auch schon vorher entdeckt, nämlich beim Schlüssellochgucken. Was war das für eine Freude.
Auch ich bin heute immer noch den drei Frauen sehr dankbar, daß sie alles menschenmögliche getan haben, uns so eine schöne Kindheit auch in schweren Zeiten zu ermöglichen. Ich träume mich immer wieder an Weihnachten kurz in diese Zeit zurück.
Leider bleiben heute viele ideellen Werte auf der Strecke. Das kann schon traurig machen. Lifong2007

















paddel danke für deinen kommentar. dein vergleich
ist eigentlich dergleiche, du mit deinem akkordeon,
ich mit meiner apfelsine. beides eine überraschung.
deine frage ist angebracht, ich glaube das wir früher
in unserer kindheit glücklicher waren. damals gab es
fast nichts zu kaufen, man freute sich über jede kleinigkeit.
heute werden wünsche geäußert und es werden den kindern
gutscheine in die hand gedrückt, fertig aus ist maus.

gruß, freund herbert.
romulus hallo paddel,
du schreibst wie dein bruder seine erste apfelsine gegessen hat. das erinnert mich an meine kindkeit.
1945 ich war sechs jahre alt,
die amerikaner kamen von frankreich her mit panzernes müssen hunderte gewesen sein durch unser dorf,
auf einem der panzer stand ein schwarzer amerik, soldat, der warf mir ein apfelsine zu der erste schwarze mann in meinem leben und die erste apfelsine das werde ich nie im leben vergessen.
günter
seelchen eine wunderschöne weihnachtsgeschichte,.......ein kleiner junge,der mit seinem auto glücklich war und seine apfelsine -genossen- hat.......
die geschichte hat mir sehr gut gefallen,passend zu weihnachten....und der "lausbub" lässt sich gott sei dank auch heute noch seine apfelsinen schmecken......
danke für dein wirkliches weihnachtsmärchen.....alles schöne für dich und deine familie und geniesse noch lange deine apfelsinen....seelchen..
connyx das ist ja eine sehr schöne - von dir selbst
erlebte Geschichte - danke dass Du Deine Gedanken zu Papier
gebracht hast und ich sie lesen durfte -

Ich wünsche Dir und Deiner Familie
ein schönes - geruhsames - besinnliches
Weihnachtsfest

liebe Grüsse aus dem
Schwabenland hoch in den Norden

Bärbel - freundin
ehemaliges Mitglied Diese Geschichte ist genau so traurig wie auch schön!!
Du hast sie sehr lieblich und mit viel Gefühl geschrieben, man kann sich alles bildlich vorstellen, vor allem der Schlüssellochgucker lach
Früher konnte man mit kleinen Sachen eine riesen Freude bescheren, das war halt doch noch eine schöne Zeit!!
Danke dass ich es lesen durfte, es hat mir viel Freude gemacht!!

Liebe Grüsse von Deiner Freundin
Silvy
oessilady Ja lieber paddel,du hast diese schöne Weihnachtsgeschichte so nett erzählt.
Es erinnert uns ,die wir diese zZeiten erlebt haben- auch an dieses und jenes,
wie man als Kind geglaubt hat,daß es das Christkind gibt ,das die Wünsche erfüllt.
Die Wünsche von damals waren schon klein und die Dankbarkeit groß für die kleinsten Geschenke.Zufriedensein war einfach eine Tugend ,die sich leider heute in den Kinderstuben kaum oder nur selten findet.Man möchte den Kindern,die so im Überfluß
an Geschenken leben,wünschen,daß sie diese Zeit erleben und sich vielleicht sogar über eine Orange freuen könnten.Nur eines ist sicher,wir hatten Mütter,die sich Zeit für uns nahmen.Das könnte kein noch so großes und teures Geschenk ersetzen.
ehemaliges Mitglied
so oder so ähnlich haben es wohl viele kinder aus der zeit damals erlebt.
als kind ist weihnachten natürlich unvergleichlich aufregend und spannend.
als erwachsener sieht man die dinge ganz nüchterner.

ich hatte mir als kind ein akkordeon gewünscht. alles war auf dem gabentisch,
nur kein akkordeon. ich war sehr enttäuscht.
plötzlich kam musik aus dem nebenzimmer.....
dort hatte sich eine freundin meiner mutter mit "meinem" akkordeon versteckt.

ich war überüberüberglücklich - das kannst du mir glauben.

heute die kinder sind ganz anders, die schreiben ihre wünsche sogar mit bestell-nummer vom kaufhaus auf - und erwarten, daß man das kauft.

ich frage dich: wer ist nun eigentlich ärmer gewesen?
wir früher - oder die kinder heute?

lieben gruß zu dir,
karin
ladybird ist schon ein bißchen Weihnachten für mich,lieber Paddel,weil sie auch mich in die
schöne Erinnerung meiner Kindheit bringt,Deine erste Apfelsine war für mich meine erste Banane,und ich ehre die Bananen heute, genau wie Du es mit der Apfelsine tust.Meinst Du nicht, daß diese Erinnerungen,diese Gefühle unseren Kindern-Enkeln heute entgehen?Vorweihnachtlichen Gruß von Renate
tilli Die Zeit war schwer.Ich kenne es sehr gut. Aber,ich muß dir sagen ,das dein Bruder diese Apfelsine gleich nach den Krieg bekommen hat. Dieser Geschmak, ja den hatte ich nicht als Kind .Erst als meine Enkelkinder geboren wurden,ja dann bekamm man durch Beziehungen so was Gutes. Wie schön doch ist, das wir unseren Enkelkindern etwas mehr bitten können.Weihnachten , die Zeit, das Besinnliche, das wird immer bleiben.
Schön zu lesen diese Erinnerungen.
Ich wünsche dir Gute Weihnachten , mit den wunderbaren Geschmak der Apfelsine.
Tilli.
desoxy Deine kleine Geschichte erinnert mich an meine Kindheit.....viel hatte man nicht aber alles war mit Liebe erfüllt....manchmal fehlt mir heute einfach die Liebe zwischen dem Weihnachtstrubel.

Eine frohe Weihnacht für dich und deine Familie.
Liebe Grüße
Angelika
henryk ...du warst gluecklich...aber Dein Vater war nicht da....wie ein Kindlein,wusstest das noch nicht, wie schwer Dir ohne den Vater wird..... Mein Vater, ueber ihm Du denkst bestimmt viel ......Dein Schicksal....es bleibt nur in Deinem Herzen...Aber Deine Mutter.....sie war mutig....sie gab Dir alles ...ihr Herz...Deshalb, Du kannst nur herzlich sagen....Meine liebe Mutter,die im Himmel bist....Ich danke Dir..meine Mutter,dass Du mir selbst aufgezogen hast....so will ich noch einmal Dein Laecheln sehen....Dein Gedicht ist uns sehr dem Herzen nahe...danke dafuer....danke,dass Du ein Mut hast das schreiben......Du sollst das schreiben...Henryk

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