Knöllcchen als Denkzettel



Martin hatte es eilig, sehr eilig sogar.
Er befuhr eine Ortsdurchfahrt, in der nur 50 km/h erlaubt sind.
Plötzlich schaute er auf seinen Tacho, der eine Geschwindigkeit von über 70 km/ anzeigte.
Ach, dachte er, hier befinde ich mich ja auf freier Strecke und bei dem Sauwetter ist eh kein Fußgänger auf der Straße.
Dann bekam er einen gewaltigen Schrecken, denn dort vor ihm sah er einen Polizeiwagen, der die Geschwindigkeit überwachte.
Nichts wie runter vom Gaspedal, dachte er, aber es war schon zu spät.
Menno, die haben mich ja vor einigen Tagen schon mal gepackt, das kann ja heiter werden.
Der Polizeibeamte, der ihn angehalten hatte, kam mit gezücktem Notizblock auf Martin zu.
Die Uniform irritierte zunächst, dann erkannte er Stephan, den Polizeibeamten aus der Nachbarschaft. Martin wäre am liebsten im Boden versunken. Dass er ausgerechnet von seinem Nachbarn erwischt wurde, war ihm sichtlich peinlich, peinlicher jedenfalls als das Knöllchen….dachte er. Aber vom Knöllchen war nicht die Rede, sondern von einer Anzeige.
Dass ausgerechnet ein Bulle aus der Nachbarschaft ihn abzocken musste, war schon beschämend.
Hallo Stephan, sagte Martin zum Polizeibeamten mit einem verlegenen Lächeln im Gesicht, hallo Martin, erwiderte der Schutzmann, hast du es wieder mal eilig? Du stehst schon bei uns auf der roten Liste und in der Flensburger Verkehrssünderkartei bist du ebenfalls bekannt. Eisiges Schweigen, Wut stieg in Martin hoch, warum musste der Bulle mir das alles unter die Nase reiben, dachte er.
Dann sagte Martin zum Beamten:“ Du hast mich also erwischt, es scheint dir sogar Spaß zu machen, mir einen Denkzettel zu verpassen.“
Jetzt werde mal nicht unsachlich, entgegnete der Schutzmann, du bist doch erheblich zu schnell gefahren und nicht ich.
Martin sah ein, dass der Bulle aus der Nachbarschaft sich nicht von seinem Vorhaben abbringen ließ, ihn eine Anzeige zu verpassen.
Kleinlaut schob Martin noch einen hinterher.
„Es liegt doch sicher in deinem Ermessen, ob du mir eine Anzeige schreibst oder ein Knöllchen verpasst.“
Da hast du recht, antwortete der Beamte, eben , weil du Wiederholungstäter bist, kann ich aus erzieherischen Gründen nicht von einer Anzeige absehen.
Deine Personalien und die Daten deines Führerscheins sind uns auf der Wache ja bekannt.
Martin dachte so im Stillen, der Kerl geilt sich so richtig daran auf.
Nein, so war es ganz und gar nicht, ganz im Gegenteil.
Der Polizeibeamte erzählte im eine Geschichte, die er selbst mal erlebt hatte.
Lieber Martin, ich hatte mal eine kleine Tochter, als sie etwa 8 Jahre alt war, starb sie bei einem Verkehrsunfall.
Richtig, der Kerl war viel zu schnell gefahren. Er bekam 18 Monate Führerscheinentzug und vier Monate Knast. Anschließend war er wieder ein freier Mann. So frei, dass er seine eigenen Kinder nach Absitzen seiner Strafe wieder in seine Arme schließen konnte.
Ich aber hatte nur eine Tochter und werde noch warten müssen, bis ich sie im Himmel wieder in die Arme schließen kann.
Hundert mal habe ich versucht, diesem Mann zu vergeben, ich schaffe das einfach nicht.
Martin sah den Schutzmann betroffen an, er schämte sich und bedankte sich für die traurige Geschichte, die der Beamte erleben musste.
Nachdenklich setzte sich Martin hinters Steuer, fuhr die vorgeschriebene Geschwindigkeit und nahm sich vor, niemals mehr zu schnell zu fahren, denn die Geschichte ist ihm doch ziemlich nah gegangen.
Zu Hause angekommen, nahm er seine Frau uns seine Kinder fest in die Arme.
Sie waren sehr überrascht, weil das sonst nicht so der Fall war.
Das Leben ist so wertvoll, behandle es mit Sorgfalt.
Das ist eine wichtige Nachricht, gib sie weiter an deine Freunde.
Fahr mit angemessener Geschwindigkeit, es lohnt sich….
Vergiss bitte nie:
Autos kann man kaufen,
ein Menschenleben nicht!
Herby


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Kommentare (4)

floravonbistram im vergangenen Jahr haten wir zwei Opfer durch Raser...mein Neffe kam mit dem Leben davon, eine Nichte fiel einem Geisterfahrer zum Opfer...danke fü deine Geschichte Flo
herbylein hallo silvy,
ein knöllchen ist eine gebührenpflichtige verwarnung, also ein verwarnungsgeld.
mlg. herby
ehemaliges Mitglied Lieber Herby
diese Geschicht ist traurigschön, das Schöne ist, dass der Schuldige endlich begreift, denn Schnellfahren kommt tagtäglich vor, grad heute hätte uns so ein junger Schnuderi beinahe gerammt, er kam innerorts mit ca. 70 um ein Kurve, er schleuderte und konnte um par Milimeter vor unserem Auto seine Karre noch auf die rechte Seite ziehen!! Am liebsten hatt ich den Kerl aus dem Auto gerissen und ihm ein par um die Ohren gehauen!!
Aber noch eine Frage, was um gotteswillen ist ein Knöllchen???
Es grüsse Dich lieb Deine Freundin Silvy
minu hast Du geschrieben. Die Menschen sollten mehr über sich erzählen, dann würde man sie besser verstehen und man käme ihnen näher.
Emy

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