Vorher-Nachher Effekt


Genauso ist es geschehen.


Eigentlich wurden schon seit Jahren keine Weihnachtsgeschenke in der Familie gemacht.
Außer den „ Kleinen“, die bekamen natürlich Geschenke.
Auch wenn die „ Kleinen“ schon Mitte Zwanzig waren!

Wir haben doch alles, also warum sollten wir uns etwas schenken?

So saßen wir, wie jedes Jahr, Heiligabend gemütlich zusammen.
Die ganze Familie traf sich. Von den Großeltern bis zu den eigenen Geschwistern.
Unser Haus war stets ein Treffpunkt für alle, um das Weihnachtsfest zu feiern.

Viele Kerzen machten unser Wohnzimmer heimelig. Ein, zwei Gläschen Wein, viel geredet, so genossen wir den Abend.
Vor ein paar Jahren allerdings wurde diese Sitte unterbrochen.

Mein Mann hatte ein Geschenk für mich!
Liebevoll verpackt überreichte er es mir.
„Wollten wir nicht…?“ Begann ich den Satz.
Doch er wollte mir eine Freude machen.
Es war ein flaches Päckchen.
Mein erster Gedanke:????
Hatte keine Ahnung was drinnen sein könnte, die Verpackung verriet es nicht. So’n Mist!
So machte ich es betont langsam auf, damit niemand merkte, dass ich vor lauter Neugier am liebsten das Papier aufgerissen hätte.
Doch Geduld!
Erst einmal dieses Tesafilm ab knibbeln. Er hatte es besonders großzügig verwendet!
Wie gemein, er kennt seine Frau!

Nach langem knibbeln, hatte ich das Geschenk in der Hand.
Tja, was soll ich sagen?
„Ein Gutschein!“
„Ein Gutschein für mich?“
Blöde Frage, klar für mich, sinnierte ich vor mich hin.
„Ein Gutschein fürs Kosmetikstudio!“

Das Erste das mir einfiel:
„Gefalle ich dir nicht mehr?“
„Quatsch sicher, aber…….“
„Was aber?“
„Ich meinte nur…
„Was meintest du nur?“
Ihr merkt, Frauen können bohrende Fragen stellen, die meist gefährlich sind, für den Mann!
Also…………..
„Was meinst du nur?“
„Wollte dir etwas Gutes tun, entspannen, relaxen, sich fallen lassen können!“
Es klickte in meinem Kopf, die Gehirnzellen ratterten.

„Zum Kosmetikstudio nach Goch!“
„Warum eigentlich nicht!“
Wollte ihn nicht enttäuschen.
„Dankeschön, Küsschen, and so on, and so on….

Tage, Wochen, Monate vergingen.
Das Jahr verging, ich hatte keine Lust dort hinzugehen!
Das Weihnachtsfest des darauf folgenden Jahres war vorüber, da erinnerte sich mein Mann an das Geschenk vom letzten Jahr.
„Gehst du nicht ins Studio?“
„Welches Studio?“
„Ins Kosmetikstudio!“
„Hab doch keine Zeit!“

Ein paar Tage später legte mein Mann einen Zettel auf den Tisch.
Auf dem Zettel stand der Termin für das Kosmetikstudio, den er an diesem Tage für mich gemacht hat.

„Habe dir endlich einen Termin gemacht!“
Du erinnerst dich an dein Geschenk vom letzten Jahr?
„Habe aber keine Lust dorthin zu gehen!“
„Geschenkt ist geschenkt!“
„Lasse mir das Geld auszahlen, immerhin 100€!“
„Geht nicht.“
„So’n Mist!“
„Wann muss ich hin?“
„Am Montag, 10 Uhr.“
Na denn.

Mit gemischten Gefühlen fuhr ich am Montag nach Goch.
Im Studio empfing mich eine angenehme Atmosphäre.
Musik plätscherte im Hintergrund, ein kleines Bächlein wohl. Dazwischen ein Pling und ein Plong, was immer es auch verursachte, es war irgendwie schön.
Eine einlullende Geräuschkulisse.

Trotzdem ich hatte kein gutes Gefühl bei der Sache.

Plötzlich stand die Fachfrau vor mir, auf diesem plüschigen Teppich hatte ich sie nicht anschleichen hören.
Eine, durch und durch gestylte Frau, logisch!
Artig sagte ich meinen Namen.
„Ach, sie sind das!“
„Sie wollten ja eigentlich nicht kommen, hat ihr Mann gesagt.
„Genau!“ In Gedanken: Das gibt Rache!
Wie peinlich!
„Und warum, wenn ich fragen darf?“
Darfst du nicht!
Laut:“ Weiß nicht?“
„Ich werde sie verwöhnen!“
Die ganze Zeit dachte ich an eine grüne Pampe im Gesicht, Gurkenscheiben auf den Augen.

Will nach Hause!

„Nun legen sie sich erst einmal hin.“
Unterbrach sie meine Gedanken.

So legte ich mich auf die Liege, die zu meiner Überraschung, sehr bequem war.
Sie begann die Haut zu reinigen.
Blödsinn, bin doch sauber, habe gerade geduscht.

Die Hautreinigung war nicht unangenehm.
Ich genoss es!

Anschließend kamen irgendwelche Öle und Tinkturen auf mein Gesicht. Alles wurde einmassiert. Schön!

Hatte mein siebter Sinn mich diesmal getäuscht?
Abwarten!

Nach der Massage kam die berühmte Pampe auf mein Gesicht.
Kermit der Frosch wäre ein Stümper gegen mich.
„Jetzt möchte ich nach draußen, Leute erschrecken!“ Sagte ich zu der Kosmetikerin.

Als diese Paste verteilt war, durfte ich zwanzig Minuten herumliegen.
Dabei diese einlullende Musik hören.
20 Minuten!
Das schaff ich nicht, da penn ich ein!
Versuchte krampfhaft wach zu bleiben.
Dort ein Pling, hier ein Plong und das plätschern des Wassers.
20 Minuten eine Ewigkeit!

Die Zeit war endlich vorbei, die Pampe wieder herunter.

Neues Thema: Damenbart!
Hab ich, einzelne mir widerstehende Haare.
„Kein Problem“, meinte die Kosmetikerin.
„Können sie Schmerzen aushalten?“
„Ja, glaube schon.“

Wer kennt nicht den dummen Spruch: Wer schön sein will, muss fühlen!?

Ich fühlte und war tapfer.
Oder blöd?

Sie bemühte sich wirklich, mir mit heißem Wachs die Haare zu entreißen.
Wieder und wieder versuchte sie es.
Verzweiflung in ihrem Gesicht.
Die Haut brannte mittlerweile höllisch.

Ich war tapfer!

„Geschafft, mit Stumpf und Stiel entfernt!“
So war es!

Sie kühlte mein malträtiertes Kinn, das unangenehm brannte.
„Das geht vorüber!“

Anschließend legte kühlende Handtücher um mein Gesicht und ließ mich ein paar Minuten liegen.

Danach begann die Kernsanierung meines Gesichtes.

„Sie haben Cuprose!“
„Ich weiß es.“

Für alle die nicht wissen was Cuprose ist.
In der Wangenzone geplatzte Äderchen.
Sehe immer gesund aus, mit meinen roten Wangen, toll!
Zurück zur Fachfrau.
„Dagegen kann ich etwas tun!“
„Machen sie mal.“

Sie werkelte ziemlich lange herum.
Zwei Stunden war ich in ihren Händen.
Zuletzt wurde das Gesicht noch geschminkt, nachdem meine Augenbrauen in eine perfekte Form gebracht worden waren.

Ich war fertig!
Catwalk ich komme!

Ich gefiel mir, nur mein Kinn tat sehr weh.
Die Rötungen hatte sie mit einer Grundierung und Make up versehen.
„Die Rötungen sind Morgen weg!“ Sagte sie freundlich.

Ich legte meinen Gutschein hin um zu bezahlen.
„Wollen sie noch ein paar Cremes gegen die Cuprose mitnehmen?“
Ich wollte!

„Das macht 160 €.“
„160 €?“
Wer schön sein will…
schließlich hatte mein Mann mich hierhin geschickt! Hähähä!

Nachdem ich meinen Schreck überwunden hatte, hab ich bezahlt.
Was hab ich nur gemacht. Oje, 160€!
Auf dem Nachhauseweg fühlte ich mich gut, nur das Kinn…

Als mein Mann mich sah sagte er nur: Toll!)))
Für meinen Mann war ich schön!
Hauptsache!
Was sind dagegen die Schmerzen!

Später………..am Abend.

Vor dem Zubettgehen, habe ich mich abgeschminkt.
Ade, du Kernsanierung!
Das Abschminken war eigenartigerweise eine Qual.
Mein Kinn brannte nun höllisch.
Ich zeigte es meinem Mann.
Er meinte: „da sieht man das rohe Fleisch!“
„Siehst du, ich wusste warum ich nicht dahin wollte!“

Diese Nacht habe ich kaum geschlafen vor Schmerzen!
Es brannte und schmerzte fürchterlich.
Mein erster Weg am nächsten Morgen, zum Arzt.

Der Arzt: „Das sind Verbrennungen 2. Grades!“
Nach meinen Erklärungen, sagte er:“ Holen sie sich ihr Geld wieder!“

Ich ging also wieder zu dieser „Fachfrau“, natürlich mit der Tüte voller Cremes und Tiegelchen für 160 €!

Als ich mein Geld zurück verlangte, wand sie sich wie ein Wurm.
Ich hätte die Anwendungen doch alle erhalten und es genossen!
„Genossen ja, bin aber malträtiert worden!“
„Sah ich so aus, als ich hier herein kam?“
Ich zeigte ihr mein Kinn.

Sie weigerte sich mir das Geld zurück zu geben.
In Ordnung, dann sehen wir uns in ca. einem Jahr vor Gericht wieder!
Werde gleich eine Strafanzeige gegen sie stellen auf Körperverletzung und Schmerzensgeld verlangen.
„Wie sie wollen!“

Sie wollte mir zähneknirschend einen Check geben.
„Kein Check, ich möchte Bargeld!“
260 € wanderten wieder in mein Portemonnaie!

So zogen wir äußerst zufrieden, ich hatte eine Zeugin mitgenommen, von dannen.

Kosmetikstudios? Ich? Nie mehr!

Zu meinem Mann:
„Bitte, bitte nie wieder einen Gutschein,
ich will so bleiben wie ich bin!“

„Oder magst du mich so nicht?“

Vorsicht Männer, gefährliche Frage…)
Die Antwort gut überlegen.

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Kommentare (2)

koala Wie lange hat Dein Kinn gebraucht um sich von dieser Strapaze zu erholen?
Inzwischen kannst Du sicher sagen:"Jetzt spriesst es wieder Gott sei Dank."
Ich hatte mich einmal mit einem Handspiegel ans Badezimmerfenster gestellt um besser zu sehen beim 'Zupfen'. Der Nachbar sah mich dabei und fragte, was ich machen wuerde. Ich gab ihm zur Antwort, damit haette er beizeiten anfangen sollen. Vielleicht brauchte er sich dann morgens nicht zu rasieren.
Gut Zupf
Anita
piggi Ich mußte zuerst wirklich schmunzeln - bis, na ja, bis der Damenbart "zaghaft" entfernt wurde. Regelrecht mitgefühlt habe ich.
Wer schön sein will muß leiden, aber nicht um jeden Preis. Aber gegen eine Kosmetikkur ohne Bezahlung hat man wohl nichts einzuwenden, außer gegen Schmerzen
Ich danke Dir für Deinen Humor, auch wenn Du etwas leiden mußtest!

Liebe Grüße
Birgi

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