Längst Bekanntes neu entdeckt


Meine Tante ist 88 Jahre alt. Geboren wurde sie in Masuren. Diese Gebiete gehören jetzt zu Polen. Sie hängt sehr an der alten Heimat und ihren Erinnerungen. Da ich die Einzige aus der Verwandtschaft bin, die alte Fotos und Briefe hortet und sich für die alten Zeiten interessiert, sind unsere Treffen sehr spannend für uns Beide. Sie kann wunderbar erzählen und ist ein sehr gefühlvoller, besonnener Mensch. Diesesmal hatte ich auf unserem Beisammensein eine alte , von meinem Vater für meine Mutter geschnitzte Kiste mit alten Fotos dabei. Es liegen auch einige Briefe und Postkarten dabei. Meine Tante kann die Sütterlinschrift besser lesen als ich.
Da liegt seit ewig ein Brief in der Kiste und ich habe ihn nie besonders beachtet. Nun lasen wir und allmählich stellten wir fest, dass es der letzte Brief meiner Großmutter war (sie starb früh an Krebs). Es traf mich wie ein Keulenhieb. Eine Kusine lebt noch, die sie persönlich kannte und sehr mag. Die wohnt in Berlin und ich wollte sie auch in diesem Jahr unbedingt besuchen.
Ich weiß nicht, woher mein Bedürfnis, längst vergangene Zeiten und "Heimgegangene" kennenzulernen rührt. Mein Mann betrieb exzessiv Ahnenforschung, mich dagegen interessieren mehr die menschlichen Aspekte. Es bedeutet mir sehr viel - vielleicht, weil unsere schnelllebige Zeit auf tönernen Füßen steht und ich das Beständige suche?
Kubi

Anzeige

Kommentare (4)

ladybird Deine Gefühle kann ich nachempfinden, beim Stöbern in der handgeschnitzten "Schatzkiste" da ist fast jedes Foto eine kleine "Trophäe"?
Durch Deinen Artikel bin auch ich wieder einmal in meiner Erinnerung und kann
@ Roxanna ihre Reise zu ihren Wurzeln ebenfalls nach vollziehen.So war ich im Sudetenland(Riesengebirge) auf der Suche nach meinen Wurzeln, denn von dort flüchteten meine Eltern aus ihrer Heimat.
Diese Erinnerungen sind für mich der größte REICHTUM und wie bereits geschrieben; ein wahrer SCHATZ,
herzlichst ladybird-
Roxanna Kommentar noch anfügen, liebe Kubi. Wie kostbar auch, dass du mit deiner Tante noch solche Gespräche führen kannst. Das ist wirklich ein richtiger Schatz.

LG
Roxanna
Roxanna da sehr gut verstehen, liebe Kubi. Auch mir erging es so ähnlich. Es ist sehr kostbar, wenn man Erinnerungsstücke an die Ahnen hat. Bei meiner Familie, die aus Oberschlesien stammt, ist leider durch die Flucht nach dem 2. Weltkrieg sehr viel verloren gegangen, aber ein paar Schätze habe ich noch, die ich hüte wie meinen Augapfel. Ich glaube diese Sehnsucht wissen zu wollen woher man stammt, kennen doch sicher viele Menschen. Es sind unsere Wurzeln. Auch ich war leider zu spät dran mit dem fragen wollen. Als ich es tun wollte, war niemand mehr da, den ich hätte fragen können. Aber wenn man sich auf die Suche begibt, kann man auch später noch einiges herausfinden. Der Höhepunkt meines Suchens war eine Reise in den Heimatort meiner Familie in Oberschlesien.

Herzlichen Gruß
Roxanna
koala Es ist schoen, wenn man die Erinnerungen durch Briefe, Fotos und auch noch Lebende, wie Deine Tante,
auffrischen kann.
Ich denke oft, warum habe ich damals nicht gefragt usw.
Jetzt ist es zu spaet. Alle, die mir meine Fragen beantworten koennten, gibt es nicht mehr.
Lieber Gruss
Anita/Queensland

Anzeige