»Leben oder was?« II.


»Leben oder was?« II.


Ich habe den Eindruck, dass mein Text über einen Demenzkranken einige Unklarheiten aufgezeigt hat. Im Gegensatz zu manchen Freunden glaube ich nicht daran, dass solch ein Beitrag die Leserschaft herunterzieht.
Jeder Mensch hat doch seine Phasen, in denen er mal himmelhoch jauchzend oder todtraurig sein eigenes Leben »erlebt«.
        Lädt nicht gerade das letzte Quartal eines Jahres dazu ein, Rückschau zu halten auf das Gewesene? Seit alten Zeiten hat sich der Mensch beim »Fall der Blätter« auch über sein eigenes »endliches« Dasein Gedanken gemacht.
Bereits die Kirchen - beispielsweise - haben gerade diese Zeit als Besinnung auf das Kommende dargestellt, mag man es nun begrüßen oder nicht.
        Alles auf der Welt vergeht, es gibt nichts, das bleibt. Nur der Mensch fühlt sich oft als »elementares Teilchen« unverwundbar, ist jedoch letztlich enttäuscht, wenn auch ihm, dem »Homo nobilissima creatura«, wie Thomas von Aquin es nannte, auch irgendwann der Verfall droht.
Annehmen, so denke ich, und auch versuchen zu verstehen, das wäre der Weg, der uns herausführt aus diesem bedrückenden Kreislauf! Ich weiß, dass dies ein steiniger Weg ist, ohne Frage.
        Es geht beileibe nicht um ein »Vergessen«! Aber nur wenn ich beim Schreiben eines Artikels etwas personalisiere, kann ich ja etwas ausdrücken, das sonst nur theoretisches Gerede wäre. Der Volksmund sagt dazu ganz profan: »Fleisch bei die Knochen tun«. Hört sich blöd an, gewiss, trifft aber den Nagel auf den Kopf.
        Letztlich kann nur jeder seine eigene Biografie zu Rate ziehen; meist stellen sich dann aber neue Fragen, die ebenso nicht ausreichend beantwortet werden können.
Wir leben halt nicht im statischen Raum, sondern im Wechsel des Geschehens und der Zeit. Gott sei Dank!
        Wahr und unumstößlich ist es, das »Werden und Vergehen« der Inhalt des Weltgeschehens ist. Und selbst die Kontinente sind im ständigen »auf und ab« begriffen; wie könnte der Mensch sich da abseits stellen wollen?
      Kommen und Gehen, fast zur gleichen Zeit - nur zwei Tage vor meiner Geburt im Jahre 1934, starb meine Urgroßmutter.
Sollte das ein Symbol sein? Natürlich ist es Unsinn! Aber seltsam erscheint es schon, das dieses Vergehen und Werden so beispielhaft erschien. Ich habe in den letzten Jahren oft daran denken müssen, ohne eine befriedigende Erklärung zu bekommen. Muss ich ja auch nicht. Was hätte ich dann davon?

 
 ©by H.C.G.Lux


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Kommentare (2)

Ingrid57

Lieber Pan,
zu Deinem Beitrag habe ich auch ein paar Gedanken, die ich teilen möchte.
1
Das Leben ist mir wie ein Kreis, der sich ganz natürlich irgendwann schließt.
Dies erkennt man wohl nicht als junger Mensch, sondern erst, wenn man seine eigene Kreislinie schon zu einem guten Teil „ verlebt“ hat. Es ist doch auch gut, dass wir nicht ewig leben! (...Wie voll es dann hier wäre...)
2
Sich also zu begreifen als ein Teil der Natur, wo ja alles endlich ist, wo selbst Gebirge wieder zu Staub werden, wenn man ihnen nur die Zeit lässt, das ist doch auch hilfreich und sehr tröstlich, finde ich. Nichts ist geschaffen für die Ewigkeit; das muss mich also anspornen: Nutze den Tag! Nutze die Zeit, die dir vergönnt ist! Mach das Beste daraus! Nimm dieses Leben als ein Geschenk, und wenn du gläubig bist, danke deinem Schöpfer und verschenke so viel von dir, wie du nur kannst, deine Zeit, deine Liebe, deine Hilfe, deinen Trost, deine Treue. Eine großartige Aufgabe!
3
Und wenn es dann weniger wird mit der Kraft, wenn die Dämmerung kommt, der Körper und der Geist spielen dir Streiche, dann lehne dich zurück und erinnere dich an alles Schöne, was dir begegnet ist, was dir zuteil wurde. Und falls die Erinnerung auch verblasst, so setz dich in die Sonne und genieße das Spiel des Lichts auf deinem Gesicht und das Streicheln des Windes über dein Haar. Vielleicht singt dir ein lieber Mensch ein Lied und hält deine Hand. Sei bei dir, finde den Frieden in dir, hab keine Angst.
4
Der Tod ist nur der Weg über eine schmale Brücke in die Unendlichkeit.

Mit lieben Grüßen
Ingrid

Meerjungfrau43

Ja, lieber Pan, ich finde Deinen Text schön und sehr wichtig und meine auch, dass es richtig ist, ihn hier zu veröffentlichen !
Was nützt es uns, das Älterwerden im weitesten Sinn und die Probleme und Krankheiten des Alters zu verdrängen, ebenso, wie den Tod !
Sie existieren und werden uns betreffen, wie alle anderen auch !
Die Auseinandersetzung damit gehört zum Leben und ich meine, sie erleichtert es auch !
Daher habe ichvor 20 Jahren, gerade erst 55, eine Ausbildung zur "Sterbehilfe" gemacht, wobei alle Bekannten verwundert fragten, warum ich das machen würde ?
Ich habe sie nicht gebraucht, habe sie nicht in die Praxis umgesetzt, sondern wollte mich eigentlich mit den Gefühlen beschäftigen ! Es war mir eine große Hilfe, ich habe keine Angst mehr vor dem Tod, der mir - wie allen anderen ständig näher rückt !
Ich habe mit meinem Leben und mit den Menschen darin Frieden geschlossen und kann jetzt den Tag genießen ! Und das tue ich jeden Tag neu !


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