Liebe Mallorca-Freunde,
was wollen wir von der Insel, was lieben wir an der Insel?
Lest hier, was ein Mallorquiner vor fast 150 Jahren über seine Insel dichtete.

Preisgedicht auf Mallorca
von Tomás Forteza, 1869
übersetzt aus Mallorquin



Wenn die Wipfel der hohen Gebirge vom Schnee erglänzen,
sind auch die Ebenen in Weiß gekleidet von den Blüten des Mandelbaumes.
Fällt die Blüte auf den Rasen, welcher unter den Bäumen sprosst,
so prangt die grünende und mit Silberkörnchen bestreute Erde
zu einem herrlichen Mantel von Hoffnung und Reinheit.
Ein schönes Land ist Mallorca;
denn Mallorca ist ein reicher Garten.

Kommt der Mai, so verwandeln sich durch die Ähren die Saatfelder in Gold,
ein wonniges Geräusch machen die Wogen der Saaten,
wenn sie mit dem Wind kosen; es erglänzt die Sichel,
und rings um die Tenne steigen die Garbenhaufen gen Himmel,
dahin trabt die Stute, das Stroh rauscht. Lieder singt der Pereller,
die Luft erfüllen Staubwolken, mit Getreide füllen sich die Scheuern.
Ein schönes Land ist Mallorca;
denn Mallorca ist ein reicher Garten.

Wenn der Sommer den Feldern ihr Grün und ihren Schmuck raubt, schwärzen sich die Reben von Trauben an den niederhängenden Ranken.
Die Burschen nehmen den Mädchen die Körbe ab;
während sie Portadoras tragen, schäkern sie und tanzen lustig.
In den Bottich fließt der Most, der Wein gärt im Keller.
Ein schönes Land ist Mallorca;
denn Mallorca ist ein reicher Garten.

Zur Trauer läuten die Glocken, in Trauer kleidet sich das Land;
in Schichten fällt die Olive herab, alle Gräben schwärzend;
emsige Sammlerinnen heimsen sie schleunigst ein, im Kessel siedet das Wasser.
Die Stirn trocknet sich der Tafoner, die Mühle dreht sich,
die Presse ächzt und das Öl fließt in die Becken.
Ein schönes Land ist Mallorca;
denn Mallorca ist ein reicher Garten.

Der Morgen lacht; es öffnen sich ihre Blätter die Lilien, die Rosen und die Nelken;
die Bienen summen und trinken aus deren Kelchen den Honig;
den Acker furcht die Pflugschar, die Hacke zerstückelt die Schollen;
der Mond geht auf; weithin erschallt das Glöcklein der Lämmer,
des Hirten süßer Dudelsack und die Mandoline des Jünglings.
Ein schönes Land ist Mallorca;
denn Mallorca ist ein reicher Garten.

Oben auf der Höh’ wiegt sich in der Luft die Pinie, am Fuße der Höh’ der Ölbaum;
dem Felsen entströmt das Wasser und füllt die Obstgärten mit lieblichen Früchten;
in den Wäldern wachsen Eichen, in den Ebenen Fruchtbäume,
in dem Tale ausgedehnte wohlriechende Orangenbäume,
und in den Gärten läßt die luftige Palme ihre Wedel im Winde spielen.
Ein schönes Land ist Mallorca;
denn Mallorca ist ein reicher Garten.

Ach Mallorca, du entzückst mein Herz mit dem so schönen Blau deines Himmels,
mit deinen rauschenden Ufern, welche die leichte Brise bewegt,
mit den Blumen deiner Wiesen, mit dem Gesang deiner Vögel;
des Himmels und des Paradises Abbild bist du für mich.
Ein schönes Land ist Mallorca;
denn Mallorca ist ein reicher Garten.

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Kommentare (3)

werderanerin War schon öfter auf dieser wunderschönen Insel, kann aber natürlich keinen Vergleich zu der damaligen Zeit anstellen, denke jedoch, dass es garantiert sehr viel genügsamer und auch wesentlich ruhiger zugegangen ist.

Auch heute noch ist Mallorca wohl eine der schönsten Inseln mit schöner Natur, wenn man die Augen aufhält.
Jedoch machen die Menschenmassen doch Vieles kaputt und "Natur" spielt leider bei Vielen dann doch eine untergeordnete Rolle.

Heute möchte die spanische Regierung so gerne vieles rückgängig machen und der Playa de Palma ein neues Immage "verpassen" - das wird sehr schwierig werden, ist es doch in den vielen Jahrzehnten gewollt genau so entstanden...

Ich kann die Insel nur empfehlen, aber abseits der riesigen Touristenhochburgen am besten.

Auch mal ins Inland fahren und dort die schöne Insel genießen, abseits der "normalen Wege" , kleinere Strände in wunderschönen Buchten aufsuchen, denn die gibt es wirklich noch, man muss nur suchen und wird dann belohnt !!!
ehemaliges Mitglied Ich war noch nie dort, doch es ist (war) sicher ein kleines Paradies.

Leider:
Ich kann das Gedicht nicht vollständig lesen, weil Du es "zentral" geschrieben hast.
Ich finde Gedichte mit langen Zeilen sehr schwierig zu lesen, wenn sie mittig geschrieben sind.

Mir wird schwindlig beim lesen, das tut mir leid!

Aber dennoch: danke für Deinen Eintrag.

Clematis
omasigi eben entdeckt.
Eine wunderbare Beschreibung der Insel.
Die Frage ist nur, wie wuerde heute so ein Gedicht aussagen.

Ich war nie auf Mallorca hab nur Ferienbilder von Freunden gesehen. Die uebervollen Straende schrecken mich ab.

omasigi

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