Mein schönstes Weihnachtsgeschenk


Mein schönstes Weihnachtsgeschenk

Nach dem Krieg kam ich als Kleinkind in ein Nonnenkloster, wo Kinder bis 6 Jahren betreut wurden. Ich kam aus dem Lager, hatte Läuse, Krätze und war ein kleines mageres Ding.

Eine Nonne badete mich als erstes, versorgte mich und benachrichtigte den Arzt. Der Arzt untersuchte mich, fand mich unterernährt, aber ich hatte keine ansteckende Krankheit und durfte dann zu den anderen Kindern.

Die Nonnen versorgten uns Kinder so gut es ging. Sie waren im Kontakt mit einem Schweizer Kloster, von wo sie regelmäßig Grundnahrungsmittel und Kinderkleidung bekamen, gelegentlich auch etwas Spielzeug.

In der Adventszeit lehrten sie uns Weihnachtslieder und zeigten uns wie man Fröbel-Sterne aus Papierstreifen basteln konnte.

In dieser Vorweihnachtszeit rief mich meine Lieblingsnonne und durchsuchte mit mir eine große Kiste nach einem passenden Kleid. Da entdeckte ich plötzlich eine Brosche,welche ich nicht mehr loslassen wollte.
Die Brosche war an einem Kleid befestigt, welches für mich viel zu groß gewesen wäre.
Die Nonne versuchte mir zunächst das Kleid auszureden, hatte dann aber ein Einsehen, nahm die Brosche ab und gab sie mir.

Es war eine ganz einfache, bemalte Brosche aus Holz, aber für mich war sie ein Schatz, den ich lange hüten würde.

 


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Kommentare (3)

ella

Liebe Maslina,

das ist eine eindrucksvolle Weihnachtsgeschichte aus schwerer Zeit.
Ich hoffe, dass Du inzwischen noch viele Broschen bekommen oder Dir selbst geschenkt hast in Deinem Leben - und dass Du trotzdem noch die Holzbrosche hütest in ihrem Kästchen.
Herzlich grüßt Dich
Ella

indeed

Den Schatz hüten würde oder hast du es getan? Ich denke doch. Schön ist, dass du damals so gut aufgefangen wurdest. Es waren Zeiten, welche sich unsere Kinder und Kindeskinder so richtig gar nicht vorstellen können - so wie es sich angefühlt hat und wie bescheiden man war.

Eine schöne Vorweihnachtszeit verbunden mit Grüßen wünsche und schicke ich dir.
indeed

ehemaliges Mitglied


Objektive Werte gibt es im Prinzip nicht, es sei denn in der Ökonomie. Jedes Ding hat nur hat für mich den Wert und die Bedeutung, die ich ihm beimesse, und das meist vor dem Hintergrund meiner ganz persönlichen Erfahrungen, Erlebnisse, Emotionen. An Weihnachten wird viel „Wertvolles“ verschenkt, was es aber für den Empfänger wertvoll macht, ist die Zuneigung des Schenkenden. Und die Umstände, unter denen das Geschenk statt fand. Es ist an Geschenken stets auch später eine ganze Menge Nostalgie dran, man lebt sich in eine Zeit zurück. Mir klingt in diesem Zusammenhang immer auch die Weise im Ohr.

https://www.youtube.com/watch?v=fGF9dPNKXi4
 


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