"MEIN TRAUM FREI ZU SEIN" EPISODE 7


Episoden aus dem Buch:"Mein Traum frei zu sein"!Mein Kindheit-Traum erfüllt sich[color=red][/color]
Mein Traum zur See zu fahren rührte sich wieder stärker.
Aber von 12 Reedereien bekam ich 10 Absagen, weil sie keine Passagiere beförderten und für die Mannschaft keinen Konditor brauchten.
Aber ein Brief aus Bremen machte mir Hoffnung.
Er kam vom Absender „D.D.G. Hansa. Schlachte 6“. Diese Reederei wollte mich unter folgenden Bedingungen einstellen:
1. Wegen meines Alters sollte ich eine Einwilligung der Eltern erbringen. 2. Ich müsste vier Wochen lang in einem von der Reederei bewirtschaftetem Hotel einen Lehrgang machen.
Danach könnte ich als Kochjunge anfangen.
Hätte ich doch Bäcker oder Metzger gelernt - es wäre so viel einfacher gewesen.
Ich hätte sofort als Kochsmaat, also als zweiter Koch, anfangen können. Aber ich grübelte nicht lange, sondern ging auf das Angebot als Kochjunge ein! So würde ich also als Moses anfangen – das sind die Jungen, die keinen Beruf haben und erst an Bord eine Lehre anfingen.
Auch die konnten es bis zum Kapitän schaffen - natürlich mit Schule in den Häfen, Fahrten auf See und wieder Schule.
Das alles ein paar Jahre lang. So lief das.
Doch ich hatte ja einen Beruf - und musste trotzdem als Moses anfangen. Ich war Konditor und kein Koch - also musste ich noch einmal lernen.
Mein Ziel war immer noch Schiffskoch.
Es war ein harter Kampf mit Mutter.
Vater war weniger besorgt doch Mutter meinte, dass Wasser keine Balken hätte.
Und überhaupt - was da auf dem Wasser alles passieren kann.
Sie wisse das vom Krieg her - da sind so viele ertrunken, als das mit der „Gustloff“ passierte.
Ihr Vater war als Maschinist auf der „Wilhelm Gustloff“.
Mit noch ungefähr 9000 Menschen, die an Bord waren, ertrank er.
Jetzt war mir klar, warum sie mich nicht zur See fahren lassen wollte. Nie hatte sie etwas von ihrem Vater erzählt.
Irgendwann, irgendwo hatte ich einen Bericht über diese Tragödie gelesen.
Man weiß nicht genau, wie viel Seelen an Bord waren, als die russischen Torpedos das Schiff zum Sinken brachten.
Es war in der Ostsee vor der polnischen Küste. Bis heute möchte man diese ganze Sache um die „Gustloff“ am liebsten nicht erwähnen.
Was sind schon ein paar Tausend deutsche Flüchtlinge und eine Schiffsbesatzung, das waren sowieso alles Nazis.
Da macht es doch viel mehr her, wenn man von einer „Titanic“ sprechen kann.
Das waren „arme Millionäre“, die tragisch ums Leben kamen.
In den Seekarten war der Untergangsort der „Gustloff“ als Hindernis 73 bekannt, doch wen stört das heute noch?
Es waren doch nur 9000 Flüchtlinge aus dem Osten, die ihr Leben ließen. Bestimmt waren sie sogar die Erbauer der KZ‘s.
So war das damals im Krieg.
Aber jetzt war kein Krieg mehr, zumindest nicht in unserer näheren geografischen Umgebung. Krieg gab und gibt es immer und zu jeder Zeit auf dem Globus, nur hört man manchmal nichts davon.
Ich wehrte mich gegen diese Art von Gesprächen und verteidigte die neue Welt der Seefahrt.
Sterben konnte ich überall, dafür musste ich nicht aus dem Haus gehen. Es sterben viele Menschen sogar in ihrem Bett.
Ich hatte einmal eine Statistik gesehen, in der die gefährlichsten Tiere der Welt und die tödlichsten Angriffe weltweit pro Jahr aufgelistet waren.
So erklärte ich Mutter, dass eine Million Menschen an Malaria, übertragen durch die Stechmücke sterben.
Weitere vierzig-tausend sterben durch Schlangenbisse, tausend durch Krokodile und weltweit knapp zweihundert durch Lawinen. Zweihundert werden von Nilpferden getötet, fünfzig durch Tiger - alles an Land lebende Tiere. Aber nur etwa fünfzehn oder zwanzig sterben durch Bisse von Haifischen - im Wasser lebende Tiere.
Also schon deshalb war das Leben auf dem Wasser viel sicherer.
Jetzt musste sogar Mutter etwas schmunzeln und meinte, dass ich mich sehr gut vorbereitet hätte.
Um Nachdruck zu erzeugen, setzte ich noch einen darauf und erinnerte sie daran, dass ich bald einundzwanzig werden würde und dann ohne ihre Zustimmung machen könnte, was ich wollte.
Worauf Mutter meinte, ich würde doch jetzt schon machen was ich wolle. Ob am Ende meine Heulerei oder die Drohung, dass ich weg gehen und nie mehr zurückkehren würde den Ausschlag gab, kann ich nicht sagen - aber Mutter ergab sich und ich hatte ihren Segen.
Meine Kündigung verlief einfacher als ich dachte. Der Backstubenleiter meinte nur, dass man Reisende nicht aufhalten sollte.
Das brächte für keinen einen Vorteil.
***
Der Abschied von meinen Freunden machte mich etwas traurig, ich versprach aber allen, von überall Postkarten zu schicken. Dabei wusste ich genau, wie schreibfaul ich war.
Ich bemerkte auch, dass einige meiner Sportkameraden etwas eifersüchtig waren.
Eine Woche konnte ich noch bei meinen Eltern bleiben, dann packten Mutter und ich mein blaues Köfferchen, das nun schon seit fünf Jahren mein Begleiter war.
Die längste Bahnreise, die ich nun alleine machen musste, brachte mich am 8. September 1960 zum Bremer Hauptbahnhof.
Von dort nahm ich ein Taxi zur Schlachte 6. Ich meldete mich bei einem Herrn Willman, der die Personalien führte und meine nächsten Schritte in die Wege leitete.
Dann ging es zum Hotelschiff, auf dem ich die nächsten Wochen verbringen würde.
Es hieß „Alibaba“ und lag auf der Weser verankert.
Als Schulschiff fuhr es nirgendwo hin.
Ich arbeitete mit einem Kochsmaat, der auf ein neues Schiff wartete.
Es war ein älterer Koch, den die Reederei nur behielt, weil er schon vor dem Krieg dabei war. Während des Krieges geriet er in Indien, genauer in Goa, in Internierung und heiratete eine Einheimische.
Auch später blieb er dort, bis seine Frau verstarb und er wieder nach Deutschland zurückkam.
Doch wegen seines Alters wollte ihn keiner mehr an Bord haben. Und so fristet er seinen Lebensabend auf der „Alibaba“.
Wir waren dann wohl so etwas wie Alibabas Räuber – keine vierzig, aber wir kochten immerhin für über 30 Personen.
Ich musste meine Papiere zusammen bringen sowie Arzt und Zahnarzt besuchen. Eine reine Vorsorge, damit nicht schon im nächsten Hafen ein Arztbesuch anstehen würde.
Ich kaufte mir viele Koch- und Metzgerbücher, auf diesem Gebiet hatte ich großen Nachholbedarf. Man bestellte mich ins Büro und gab mir eine Fahrkarte nach Hamburg und einen Heuerschein für die „Freienfels“, die im Hamburger Hafen lag und eine Generalüberholung bekam.
Ich meldete mich bei dem wachhabenden Offizier, der mich dann an den Koch weiterleitete.
Es waren einige Werftarbeiter an Bord und eine kleine Mannschaft, für die wir das Essen zubereiteten. Wir, das waren der Koch, ein Kochsmaat – von Hause aus Schlachter und meine Wenigkeit, der Kochs/Bäckerjunge.
Hätte in meiner Lehr- oder gar Gesellenzeit jemand Bäcker zu mir gesagt, wäre ich ausgeflippt.
Es gab einen Unterschied zwischen Bäcker und Konditor, und es war mir wichtig, dass man dies wusste.
Bäcker arbeiten hauptsächlich mit Mehl und Konditoren mit Zucker.
Ich kam dann auch gern mit meinem Spruch: Man beachte bitte die letzten zwei Buchstaben: Schust-er, Schrein-er, Metzg-er, Bäck-er, Bettl-er, alles gleiche Endbuchstaben!
Nun hört: Profess-or, Dokt-or, Direkt-or, Kondit-or, auch alles eins! Man merke sich den Unterschied.
Doch langsam merkte ich, dass es auf einem Schiff eine viel stärkere Hierarchie gab.
Als Moses war man nur ein geduldetes Wesen. Ohne jeglichen Rechte, schon gar nicht mit der Erlaubnis, am gleichen Tisch mit einem erfahrenen Seemann verweilen zu dürfen.
Aber irgendwie war das bei mir anders. Man respektierte mich, weil ich ja doch schon einen Beruf hatte.
Zusätzlich erwartete man wohl, dass ich auf der Reise meine Konditorkenntnisse zum Einsatz brachte.
Welcher Seemann kann widerstehen, wenn zur Kaffeezeit ein leckerer Kuchen auf dem Tisch steht.
Und niemand will sich die Küchen-Gang zum Feind machen.
Einige Neckereien gab es schon, alleine deshalb, weil ich ja nicht von der Küste kam, sondern eine Landratte aus Frankfurt war.
Es gab Begriffe, die ich schnell erlernen musste, zum Beispiel: Pütz (Kübel), Fulbrast (Mülleimer), Feudel (Putzlumpen), Back (Schüssel). Aber auch ein Teil vom Vorschiff, dann noch das Glasen und viele Ausdrücke mehr.
Die niederen Arbeiten wie Kartoffeln schälen, Küche putzen oder Lager-und Kühlräume sauber halten waren mir vorbehalten.
Auch das Hochschleppen der gefrorenen Rinderviertel oder Schweinehälften von den unter der Küche liegenden Kühlräumen über einen steilen Aufgang in die Küche gehörte zu meinen Aufgaben- auch bei schwerem Seegang.
Doch zurzeit lagen wir immer noch an Schuppen 80 und warteten auf die Fertigstellung der Reparaturen.
Es war zwei Tage vor unserem Auslaufen und wir wurden für die Reise ausgerüstet. Können Sie sich daran erinnern wie es Ihnen erging, als Sie das erste Mal bewusst auf Weihnachten und die Bescherung gewartet haben? So war mir in diesen Tagen zumute.
Ich war aufgeregt und konnte es nicht erwarten. Für zweihundert Tage bekamen wir Proviant.
Zumindest alles, was gefroren war und auch den Dosenvorrat.
Frischgemüse wurde immer da gekauft, wo es welches gab.
Doch das alles war nicht mein Problem......willst du wissen wie es weiter geht?Hier kannst du das Buch kaufen:
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oder warte ein paar Tage dann kommt eine neue Episode.
Grüße vom Hippguru!

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