Mein zweites Märchen - zweiter und dritter Teil


Es ist so ein warmer Sommermorgen,
mit strahlend-blauem Himmel,
über den kleine, weiße Wolken wie Schäfchen einherwandern.
Durch das geöffnete Fenster
stiebitzt sich ein Sonnenstrahl,
wandert durch die Stube - und zwinkert der kleinen Frau zu,
die noch immer träumt, in ihren weichen Kissen.
"So eine Schlafmütze", denkt das Kind der Sonne,
"Dann weck ich halt den Kater, der am Fußende des Bettes döst!"
Und, Gato, der rote Kater,
muss vom Sonnenstrahlgekribbel niesen,
maunzt, reckt sich nach Katzenart,
hoppst vom Bett und trampelt auf dem Fußboden herum,
so, wie Samtpfötchen trampeln können,
wenn sie ihren Menschen wecken wollen.
Das Trampeln hat Erfolg :
"Na, Gato Preto," fragt die Frau, "gut geschlafen?"
"Murrrr", sagt der Kater, das heißt :
"Ja, du auch? und jetzt mach hinne,
der Garten wartet auf uns!"
Sie -macht hinne- und im Handumdrehen sind sie -
und der Herr Preto (das ist der Nachname des Katers),
auf dem Weg zum Gärtchen.
Gato geht sehr würdevoll voran.
Würdevoll, das heißt :
Rücken gerade, Kopf nach oben -
den Schwanz wie ein Spazierstock,
er muss der Frau doch den Weg zeigen,
sie könnte sich ja verlaufen, auf den 20 Schritten
bis zum Gartentörchen.
Er kennt den Weg genau
und freut sich schon auf seine Wiese
mit den hohen Gräsern,
in denen er sich so herrlich verstecken kann.
Die kleine Frau trägt ein Körbchen in ihrem Arm,
darin ist das Hühnerfutter und ein Leckerli für Gato,
denn er soll ja nicht zusehen,
wenn die drei Hühner schmausen.
Und, was hat sie für sich selbst in den Korb gelegt?
Nichts, denn es wächst genug im Garten -
und irgendwas ist immer gerade richtig reif.
Gato sitzt schon auf dem Zaun des Gartens,
wartet höflich, wie er nun mal ist,
bis sein Mensch das Tor geöffnet hat -
und ihn hineinbittet.
Aber -
es ist heute so still in dem Garten!
Vor dem Hühnerhäuschen
liegt eine kleine Feder im Sand!
Die kleine,alte Frau bekommt einen riesigen Schrecken!
schaut nach Pfotenabdrücken im Sand -
das !!! darf doch nicht wahr sein !!!
Ein Fuchs? Ein Marder? Ein Hühnerdieb?
"Gatooooo!!!" ruft sie - und Gato kommt,
tappert durch den Sand - schaut zur Menschin -sagt : "murrrr" (ist doch nix,
was soll denn sein? alles, wie immer hier)
und versteht diese ganze Aufregung nicht.
Sie schauen sich an -
und die Ruhe des Katers geht auf die Frau über.
blog-bilder(selena)


Ende des zweiten Teiles

Behutsam öffnet sie die Tür des Hühnerhäuschens
und traut ihren Augen nicht !
Friedlich vereint
stehen die drei Hühner um Bertas Nest
und schauen hinein.
"Na ja!" kommentiert Henrietta.
"Das ist garkein Ei", plappert Tilla.
"Aber, es ist schööön" haucht verzückt Berta.
"Da muss ich doch" denkt die Alte-"auch mal nachsehen"
und dann verbeisst sie sich ein lautes Lachen,
zwinkert nur den Dreien zu
und streichelt Berta übers Federkleid,
als sie die hübsche Bescherung in Bertas Nest sieht.
Berta klappert mit ihren Äuglein,
schluckt einmal und hebt ratlos ihre Flügelchen,
das heißt : "Und, was jetzt, Mama Mensch?"
"Ja, Bertelinchen,jetzt wird gebrütet!"
sagt Mama Mensch -
und hebt das weiße Hühnchen sanft aufs Nest.
"Brüten? kenn ich nicht? weiss ich nicht?
waaas ??? ist denn Brüten?"
Bertas blaue Äuglein blicken vollkommen ratlos
und die Frau erklärt, was Brüten ist.
Tilla und Henrietta schauen aufmerksam zu,
sie möchten ja vielleicht auch mal : Brüten !!!
"Sitzenbleiben, auf dem Nest, denn -
in dem wunderschönen Ei, das Du gelegt hast,
ist Dein kleines Kücken!"
Berta : (Äuglein klapp)
"Und, genau achtgeben, wenns darin ganz leise
piepst und knispert,darfst du wieder aufstehn".
Berta : (2 mal Äuglein klapp)
"Ja, Berta, dann kommt dein winziges Kücken
aus der Eierschale heraus und du bist eine Hühnermama und heißt dann : Glucke".
"Gluck" macht Berta - und vergisst das Äuglein-Klapp-
und sie muckelt sich auf ihrem Nest zurecht.
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Die Frau säubert den Wassertopf
und die Futterschüssel, füllt die Körner
aus ihrem Körbchen hinein,
schaut im Obstgarten nach den Beerensträuchern
und findet auch viele, sonnenreife Johannisbeeren,
füllt ihr Körbchen damit und sucht Gato,
der sitzt still im tiefen Gras versteckt,
freut sich, wenn die Frau ihn unendlich lange sucht
und kommt erst zum Vorschein,
wenns ein Leckerli gibt.
Auf dem Heimweg trödelt der rote Kater,
schaut sich immer wieder um,
denn er hat da was im Nachbargarten entdeckt,
das er so gerne näher beschnurren möchte, aber -
"Es geht heim", sagt die Frau,"ist Mittagszeit".
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Die Tage gehen dahin -
Berta brütet, Tilla und Henrietta schauen -
Gato stöbert durchs Gras -
und alle Anwesenden warten -
bis dann, eines Tages, die kleine Glucke Berta
so ganz vorsichtig vom Nest aufsteht,
ihre Freundinnen ruft -
und nun hocken alle drei neben dem Nestchen,
schauen gebannt hinein,
auch die kleine, alte Frau steht in der Nähe
und wartet, was geschieht.
Es knistert, knispert, piepst sehr leise -
und dann öffnet sich die Eierschale ein wenig,
man sieht : Nichts !
Aber dann : Ein großer Knacks!
Und aus der aufgebrochenen Schale
tappst etwas flauschig-gelbes
mit einem roten Pünktchen auf dem winzigen Kopf,
schaut mit großen, dunklen Äuglein über den Nestrand
in drei ganz liebevolle Augenpaare - und sagt :
"Mama" - "Mama" - "Mama".
"Ach ja," sagt Henrietta.
"Oh, wie süß," wispert Tilla.
"Unser Kind," haucht Berta.
"Ich hab euch alle lieb," denkt die Alte,und -
"das Kleine hat ein Rosinchen auf dem Kopf,
nennen wirs doch Rosina".
Ganz leise verlässt sie das Häuschen,
um dieses neue, kleine Glück nicht zu stören.
Sie sucht den Gato im Gras -
aber, der hat ganz andere Probleme :
Im Nachbargarten entdeckte er eine Katzenschönheit,
und da sind Frau, Gras, Leckerli und alles Andere
vollkommen unwichtig geworden.
Also macht sich die kleine Frau
alleine auf den Heimweg,
lässt am Abend das Fenster ein wenig geöffnet,
für den Herren Kater -
und träumt in der Nacht
von Rosinchen, dem kleinen Hühnchen.
blog-bilder(selena)




selena




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Kommentare (13)

selena nicht nur Du erinnerst Dich,
meine Oma hatte auch ein Hühnerhaus -
und ich fand das ganze Drumherum
als Kind sehr interessant -
ja - und : dumm!!! sind sie auf garkeinen Fall, die Hühner,
auch wenn sie nicht Henrietta, Tilla und Berta heissen.
Einen ruhigen Abend wünsch ich Dir.
selena
protes ist gerade 9.15 Uhr
ich liebe märchen
und dieses besonders
weil es mich in meine kindheit
zu meinen verwandten
aufs land gebracht hat.
danke Selena
und eine lieben gruß
hade
indeed es ist ganz einfach: ich liebe die Menschen und besonders die Kinder. Wie heisst es so schön? Man muss mit dem Herzen sehen. Ein einfaches Rezept - lach.
Fühle dich bitte um Gottes Willen nicht gedrängt. Es hat selbstverständlich alle Zeit der Welt, die du für dich brauchst. Freue mich aber riesig, dass du es machen wirst.
Schönes Wochenende und lieben Gruß
Ingrid
selena das aus Dir die ehemalige Pädagogin spricht?
Ist schon ewig her, daß ich als Erzieherin gearbeitet habe -
aber, die Liebe zu Kindern - die Fähigkeit,
mich in ihrer geheimen Welt zu bewegen,
das ganz einfache, offene Denken,
sind mir bis jetzt geblieben.
Zu allen Zeiten haben es Kinder geliebt, vorgelesen -
und - ganz wichtig - erzählt zu bekommen,
Aber, das kalte, schwarze, beinlose "Kindermädchen"
hat sich als Kinderzimmer-Parasit überall breitgemacht-
und - es ist ja sooo bequem -

Ja, Ingrid, ich vergesse nicht -
was für Dich bestimmt ist,
nur, vor Dezember hab ich keine Zeit.
Ein Gruß von der zur Zeit -
zeitlosen selena
indeed liebe Selena, dass ich das schreibe, was ich denke. Auch wenn es nicht allen passt. Meine Eltern haben uns Kinder früher die Natur näher gebracht. Wir sind viel gewandert und wenn wir nicht mehr laufen konnten, hatte mein Vater immer ein Spiel auf Lager, was er unterwegs anbringen konnte. So lernten wir die Natur lieben.
In der heutigen Zeit wird m. E. den Kindern zuviel genommen. Märchen bereichern die Kreativität. Deine Geschichten aus deinem Paradiesgarten sind so einfühlsam geschrieben, dass man sich mit den Pflanzen und Insekten durchaus identifizieren kann. Kinder haben zarte Seelen. Sie werden dankbar sein, wenn man Bücher dieser Art mit ihnen gemeinsam liest, anstatt sie ausgiebig vor dem PC oder TV zu setzen damit man seine Ruhe hat.
Mich sprechen deine Geschichten sehr an. Es sind Geschichten durchaus für das Kindergartenalter geeignet.
Dies ist wahrhaftig kein Honig um den Bart streichen!
Nur zu, du wirst sehen...
Mit ganz lieben Gruß
Ingrid
Und nicht vergessen: 2 Exemplare sind für mich reserviert!
selena wie Rosinchen sich entwickelt,
sie hat ja drei entwicklungsfördernde Mütter.
Ja, entweder sehr jung - oder sehr alt - oder sehr romantisch -
für diese Leser schreibe ich.

Lass es Dir gut gehn, heute,liebe Anita.
selena
selena Märchen, oder Geschichten,
in denen Tiere vermenschlicht werden,
oder Kinder verdummt,
hab ich noch nie gemocht.
Ein (grausiger) Fernsehbericht hat mich auf die Idee gebracht,
einmal zu schildern, wie es auch sein kann : Das : Natürliche Leben!
(Versteht sich von selbst, daß ich keine Billig-Lebensmittel kaufe!)
Hoffentlich ist es mir gelungen, nicht in Kitsch zu verfallen, Ingrid.
Ich bitte um offene Kritik - sonst kann ich mich nicht bessern.

Einen glücklichen Start in den Oktober.
LG von selena
koala Hoffentlich hat Rosinchen nur eine Rosine auf dem Kopf!?!
Vor einpaar Jahren waere es 'die Geschichte' gewesen, die ich meinen Enkeln vorgelesen haette waehrend ihrem Besuch hier in Australien.
Heute sind sie zu 'erwachsen' und haben anderes im Kopf.
Aber irgendwann in ihrem spaeteren Leben werden sie wieder an solchen Worten Gefallen finden. Deshalb werde ich mir das Maerchen drucken.

Herzlich
Anita/Australien
indeed melde ich mich an für zwei Exemplare. Eines für mich und eines für meinen kleinen Sonnenschein (jetzt gerade 3 geworden), die auf so liebe Weise viel von der Natur erfährt.
Danke Selena.
Ingrid
selena es ist so gut wie beschlossen -
ich habe Rücksprache mit meiner Platane gehalten -
und sie gab ihr Einverständnis.
Danke ganz lieb für Eure Ermunterung

Selena und ihr
Märchenbaum
Traute Es sind wundervolle Märchen und so heimelig und trotzdem so real.Wenn es noch kein Kinderbuch ist muß es eines werden,
liebe Grüße, der Märchenfee,
Traute
omasigi solche lieben Geschichtchen, wie Du sie
hier einstellst,
Deine Beobachtungen in Deinem Zaubergaertchen
einfach alles
solltest Du in einem Buch herausbringen, so wie
Ingrid es geschrieben hat
liebe Selena waere das nicht eine gute Idee?
gruessle
Sigrid
indeed einmal ein Kinderbuch? Deine Märchen sind so schön geschrieben. Sie erzählen von einem harmonischen Miteinander, von kleinen alltäglichen Highlights. Ich habe dein Märchen gerne gelesen.
Mit lieben Gruß
Ingrid

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