Mit eisernem Willen ins Leben



Eine starke Leistung

Sie sind Freunde, schon fast ein Leben lang. Freunde wie sie ungleicher nicht sein können. Beide jenseits der Siebzig, beide leben immer noch in ihrer Geburtsstadt.

Der Eine hatte einen schweren Schlaganfall, die Rehamaßnahme, bei der er wieder laufen und sprechen lernen sollte, ist gerade erst beendet.

Der Andere, sportlich fit und durchtrainiert. So sitzen sie sich eines Nachmittages gegenüber und erzählen sich die Geschehnisse des Tages. Der Sohn des kranken Freundes sitzt neben dem Vater und lauscht den Worten dessen Freundes.

„Ich bin heute 20 Kilometer gelaufen, teils durch den Wald, teils über Feldwege und anschließend bin ich noch ein paar Runden schwimmen gewesen.“
„Du bist sehr fit für dein Alter.“ Sprach der Sohn des Freundes ihn an.
„Ja, das bin ich wohl, habe stets mein Pensum trainiert und das täglich, ohne Ausnahme.“

Die Gedanken des Sohnes wanderten zu seinem kranken Vater. Das gleiche Alter, die gleichen Berufe und dennoch diese Unterschiede. Vater kann sich kaum bewegen, fraglich wann er wieder gut gehen kann. Dort der Freund, der vor Gesundheit nur so strotzt. Das Leben birgt nicht nur Freuden, es birgt auch Leid.
So hing der Sohn seinen Gedanken nach.

Unterdessen war der Vater aufgestanden, um in das Badezimmer zu gehen. Dieses lag in der ersten Etage. Mühsam bewegte er sich in Richtung Treppe, erklomm die Stufen und kam nach einer kleinen Ewigkeit zurück. Er war alles sehr schwierig für ihn.

Als er sich wieder zu seinem Sohn setzte, sagte er zu ihm: „ Das waren meine ersten Schritte, die ich gelaufen bin, ohne mich am Geländer festzuhalten. Ich wollte mir beweisen, dass ich es kann!“

Der Sohn war erstaunt, über die Willenskraft seines Vaters. Er dacht sich im Stillen, egal was passiert, man darf sich nicht aufgeben. Nicht jeder ist ein Läufer oder ein Ausdauerschwimmer, aber den Willen zu haben, wie mein Vater, der Krankheit zu trotzen, dass ist eine starke Leistung.

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Kommentare (1)

ehemaliges Mitglied Ich finde, Deine Geschichte macht Mut. Menschen, die ihre kleinen Fortschritte nicht anerkennen können, werden auch nicht motiviert sein, weiter zu machen. Orientiert man sich also nur an den perfekten oder starken Menschen, wird man sich wahrscheinlich eher klein und schwach vorkommen.

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