Naumburger Dom UNESCO-Weltkulturerbe


Naumburger Dom UNESCO-Weltkulturerbe

Kurz vor dem Corona Lockdown hatten wir noch die Chance gehabt den Naumburger Dom zu besichtigen

unnamed.jpg

Als einzigartige Zeugnis der mittelalterlichen Architektur und Kunst wurde der Naumburger Dom 2018 in die UNESCO-Welterbeliste eingeschrieben. Der Westchor des Doms ist durch die Integration von Architektur, Skulpturen und Glasmalereien ein außergewöhnliches Gesamtwerk der Werkstatt des sogenannten Naumburger Meisters und stellt ein Meisterwerk menschlicher Schöpferkraft dar.

Bereits ab 1028 erbaut, wurde der Naumburger Dom im 13. Jahrhundert zu einer Doppelchoranlage weiterentwickelt, die den Übergang von spätromanischer zu frühgotischer Architektur widerspiegelt. Der Sakralbau besticht insbesondere durch seine 2 gotischen Chöre westlich und östlich des romanischen Kirchenschiffs. Der in nur 6 Jahren errichtete westliche Chor stellt ein Meisterwerk des Naumburger Meisters dar: Die Verbindung von Architektur, Bildhauerei und Glasmalerei zeigt in außergewöhnlicher Weise die tiefgehenden Veränderungen der religiösen Praktiken und der visuellen Kunst im Hochmittelalter.

Hervorzuheben sind die 12 Stifterstatuen - darunter die Statue der Uta von Ballenstedt - sowie der Westlettner mit dem Passionsrelief und der Kreuzigungsgruppe auf dem Portal. Sie sind integrale Bestandteile des Westchors, welcher so ein gesamtheitliches Kunstwerk und ein außergewöhnliches Beispiel der Architektur des Mittelalters darstellt.

Quelle: UNESCO-Welterbe

 


Anzeige

Kommentare (4)

Samick

Danke für die tolle Info . Uta kannte ich bisher nur von den Kreuzworträtseln ....
Daher war es sehr informativ mehr darüber zu erfahren .
Gruß Herbert

johanna

Darf ich da etwas von unserem Besuch den wir vor Corona auch in diesem prächtigen Gebäude machten ergänzen? Danke:


Was ist ein Lettner….?

Diesen Ausdruck hatte ich noch nie gehört – aber, man lernt ja nie aus.
Am vergangenen Sonnabend fuhren wir nach Sachsen-Anhalt, wir wollten Uta von Ballenstedt besuchen und nachschauen wie es ihr geht.
Die Fahrt war nicht ganz ohne Probleme, waren doch sehr viele Umleitungen zu überwinden. Doch dann – endlich das erste Hinweisschild: Naumburg!


Ein Parkplatz gleich neben dem Dom war nicht zu teuer und wir lösten für den ganzen Nachmittag. Weil wir uns vorher im Netz informierten wussten wir, dass genau um 10.00 Uhr eine Führung statt findet. Wir kamen 5 Minuten nach 10 Uhr an und konnten uns noch der Gruppe anschliessen.


Die Gruppe war bereits die Treppe neben dem Eingang nach unten zur Krypta gegangen. Hier wurden die verschiedenen Baustile erklärt und ausserdem sah man hier das hochromanische Kruzifix auf dem Godehardaltar. Es stellt Christus mit geöffneten Augen und hoch erhobenem Kopf als Triumphator über den Tod hinaus dar. Die beiden Fenster, die rechts und links neben dem Altar sind wurden 2012 in sehr moderner Glaskunst gefertigt.


Anschliessend wurden wir in den Ostchor geführt. Die beiden Handläufe wurden vom Künstler Apel geschaffen, der teils sehr ironisch den Weg ins Paradies zeigt – schmal mit dem Schlangenkopf Richtung Hölle, kleine Menschen die sich abmühen ans obere Schwanzende ins Paradies zu kommen, Tiere die sich in der Mythologie wieder finden.

Im Ostchor standen grosse „Vogelhäuschen“ - nachdem wir diese umrundeten sahen wir, dass es eine Sonderform von einem Lesepult war. Die Messbücher waren gross und sehr schwer und durch diese Art der Lesepulte wurde die Arbeit der Priester enorm erleichtert. Wir erfuhren dass diese großformatigen Handschriften es auf ein Gewicht bis zu 45 Kilo pro Band brachten. Die Bände werden in der Dombibliothek verwahrt und nur eine Nachbildung verschafft einen Eindruck von Grösse und Gewicht.

Das Chorgestühl ist reichhaltig geschnitzt – es umfasst 42 sogenannte Stallen für die Domherren und Vikare, die hier ihre gemeinsamen Gebete und Gesänge bis zu 8 mal am Tag abhalten mussten.

Das Langhaus des Domes wird im Osten und im Westen von jeweils einem Lettner abgetrennt. Im Langhaus stand oder sass das gemeine Volk und rief den auf der Empore stehenden Priestern jeweils die Fürbitten zu, welche diese dann an die Domherren weitergaben, welche den Gottesdienst hinter den Lettnern abhielten.

Der Ostlettner des Naumburger Doms ist der älteste deutsche Hallenlettner und entstand in den ersten Jahrzehnten des 13. Jahrhunderts. Im Gegensatz zum gotischen Westlettner, der eigentlich einer Wand entspricht bilden die drei gleich hohen Joche einen eigenen Raum. Der romanische Rundbogen teilt die Ostergeschichte – links sind an der Lettnerbühne die Bilder vom Abendmahl, vom Judaskuss, dem Auszahlen der Silberlinge, der Gefangennahme von Christus, rechts die Bilder der Geißelung, der Verleugnung durch Petrus – das Urteil und dann zum Ende das tragen des Kreuzes. Diese Steinfiguren sind aussergewöhnlich fein modelliert. Und hier ist Christus so dargestellt wie man ihn in den meisten Kirchen sieht, angenagelt am Kreuz, Dornenkrone auf dem Kopf und der Kopf leicht gesenkt, die Wunde an der Seite, die Augen geschlossen.

Ein Lettner trennt nicht nur den Chor als Ort der Stiftsgeistlichkeit vom Laien denn das Wort Lettner ist vom lateinischen lectorium abgeleitet und bedeutet Lesen – wird also als Lesebühne bezeichnet von dem aus sich der Geistliche an die Laien im Langhaus richten kann. Der Naumburger Dom ist der einzigste der in seinem Innern zwei Lettner besitzt. Alle anderen Dome haben nur einen Lettner.


Der Westlettner hat ein sehr aufwendig gestaltetes Portal und ist nur vom Chorinnern aus erreichbar. Die Kapitelle am Westlettner sind mit zierlichen Blättern, Ranken, Weinreben geschmückt – Eichenblätter schmücken die ausgearbeiteten Friese aus Arkaden. Alles wurde aus Muschelkalk über 30 Zentimeter tief herausgearbeitet.

Im Westchor herrliche grosse bunte Glasfenster – je dunkler ein Fenster erscheint um so älter ist es durften wir lernen.
Und hier sehen wir die 12 Stifterfiguren, die den Bau der ersten Naumburger Kathedrale ermöglichten. In dieser Gruppe der prominenten Adligen dürfte die Bekannteste hier Uta von Ballenstedt sein, die Ehefrau des Markgrafen Ekkehards. Sie ist die Stifterfigur über die am wenigsten bekannt ist. Sie lebte an der Wende vom 1o. Zum 11. Jahrhundert war die Tochter eines Grafen aus der Harzregion und starb kinderlos. Ihr Ruhm wurde nur durch ihre Erscheinung begründet – sie wurde als Ikone der mittelalterlichen deutschen Frau hochstilisiert. Ihr und ihrem Gemahl gegenüber steht Markgraf Hermann – der ältere Bruder des Ekkehard neben seiner Frau Reglindis, die als lächelnde und fröhliche Frau dargestellt ist. Sie war die Tochter des polnischen Königs und hatte unter den Damen die vornehmste Stellung inne. Sie starb bereits mit 18 Jahren im Kindbett.
Die weiteren Figuren zeigen durch Kleidung und auch Zubehör die Stellung an, in welcher sie sich befanden. Ein bärtiger Mann verweist sicherlich auf ein höheres Alter, ein erhobenes Schwert zeigt an dass er etwas zu sagen hat. Auf dem Schild des Thimo von Kistritz ist zu lesen, dass er der Kirche sieben Dörfer mit allem Zubehör schenkte.

Die unterschiedlichen Bauphasen des Naumburger Doms lassen sich durch den Aussenbau leicht ablesen. Die grössten Teile des spätromanischen Neubaus sind gegliedert – werden von einem Rundbogen umzogen. Der frühgotische Westchor aus dem 13. Jahrhundert und die Erweiterung des Ostchores im frühen 14. Jahrhundert heben sich ebenso deutlich ab. Es gibt wesentlich grössere Fenster, die geöffneten Wände erscheinen feiner und die Strebepfeiler laufen in sehr dekorativen Fialen (Fialen sind aus Stein gemeißelte, schlanke, spitz auslaufende flankierende Türmchen).

Im Domschatzgewölbe sind mehrere Gemälde und Altare zu bewundern. Das älteste Stück dieser Sammlung ist aber die Johannesschüssel die aus dem 13. Jahrhundert stammt. Sie hing ursprünglich als Reliquiar über dem Altar in der Domkirche. Der Kopf des Johannes der auf einem Teller liegt und die Umrandung auf diesem Teller besagt dass eine Frau wünscht, eine Tänzerin tanzt, der König befiehlt und letztendlich wird Johannes der Kopf abgeschlagen.

Der Naumburger Dom ist jetzt Weltkulturerbe – die offiziellen Feiern sind in der nächsten Zeit. Das beinhaltet dass man jetzt mehr Mittel bekommt um alle Schätze zu erhalten.

Nach der Führung und dem Besuch und nochmaligen langsamen Betrachten der einzelnen Abschnitte des Dominnern, der Schatzkammer, dem Betrachten von Filmen über Aufbau – der Ausstellung anderer Lettner in anderen grossen Kirchen spazierten wir noch durch Naumburg schauten uns die schön restaurierten Häuser an und gönnten uns eine Kulturpause mit einem guten Essen.


 

ehemaliges Mitglied

ein bisschen Weltkulturerbe ist für uns alle bereichernd, denke ich 😉
und die Statue ist grandios!

Gruß von 
WurzelFluegel

Globetrotter

Sorry dieser Blog sollte eigentlich in der Gruppe Reisen in Europa erscheinen. Ich hab's vermasselt😩


Anzeige