Nur eine Frage des Geldes ?


(Gespräch mit einer Raucherin)


"Warum rauchen Sie?", frage ich Frau Werst.
Sie sagt: "Ich bin die Ruhe selbst, wenn ich eine Zigarette habe. Das Leben wird zum Genuss. Ich genieße in vollen Zügen. Das Rauchen macht mir Spaß."
"Schön für sie", sage ich, "können Sie sich vorstellen, dass es Menschen gibt, die noch aus anderen Gründen rauchen?"
"Vielleicht aus Langeweile. Wer weiß schon?"
"Und andere Motive?", frage ich.
Frau Werst denkt nach. "Na, ich weiß nicht so recht. Die Menschen haben Sorgen, mit den Kindern, mit ihren Partnern und so, oder sie stehen unter Stress."
"Vielleicht gibt es auch seelische Gründe", ergänze ich.
"Vielleicht. Irgendeine Art seelische Belastung."
"Es könnte auch irgendeine Art innerer Zwang geben, weshalb jemand raucht?"
"Ja."
"Okay! Als Motive hatten wir", wiederhole ich, "den Genuss, den Spaß, die Langeweile, Sorgen, Stress, seelische Gründe; das kann zur Sucht werden, nicht wahr?"
Frau Werst sagt: "Ja, wie bei den Alkoholikern."
"Gut, dann hätten wir noch den Zwang, dass jemand rauchen muss."
"Ja, weil er abhängig ist", sagt sie. "Aber er sorgt auch für Geld, das in die Staatskassen fließt."
"Zum Beispiel", sage ich. "Dann gibt es aber auch noch die gesundheitlichen Beeinträchtigungen, nichtwahr? - zum Beispiel die Krebsgefahr, sagt man."
"Ja, sagt die Witwe Werst. Mein Mann!"
"Er musste?", frage ich.
"Ja! Es war dieser innere Zwang."
Ich frage: "Wenn jemand süchtig ist, wie viel muss er da wohl am Tag rauchen?"
"Bis er zufrieden ist", sagt Frau Werst, "und außerdem wie er es gewohnt ist."
"Gut. Nehmen wir an", sage ich, "jemand raucht täglich zwanzig Zigaretten. Wird das für die Krebsbehandlung reichen?"
"Nicht ganz. Es ist wie mit meinem Sparbuch", sagt sie. "Das Geld brauche ich jetzt noch nicht, weil ich sonst gut verdiene. Und die Zinsen laufen in der Sparkasse auf. Später reichen sie mir für bestimmte Vorhaben. Wie meine Tabaksteuer in der Staatskasse."
"Jemand muss aber die Zinsen verdienen", sage ich. "Was Sie sich auf der Staatskasse reservieren lassen, hat ein anderer als Schulden."
"Klar", sagt Frau Werst. "Er muss halt rauchen und Steuern aufbringen, damit Zinsen gutgeschrieben werden können."
"Gutgeschrieben werden können?", sage ich, "merkwürdig. Der Staat sorgt also, während einer, den Sie gar nicht kennen, raucht und stirbt, dafür, dass ein anderer, der in der Zwischenzeit raucht, rechtzeitig mit den Steuern aufkommt. Es gibt also jemand, der echt das Geld errauchen muss, damit es Ihnen gutgeschrieben werden kann?"
"Damit andere auch leben können", ergänzt Frau Werst, "die Krankenschwestern und das übrige Personal in den Kliniken. Etwa sieben Prozent der Bevölkerung."

Ich frage Frau Werst, ob sie noch auf eine Zigarettenlänge bleiben möchte.


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Kommentare (1)

joan unter Rauchern? Siehe letzter Satz!!!!!!

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