Olymp

Niemand erinnerte sich das im Götterhimmel jemals so viel Betrieb herrschte.

Aus allen Ecken des Universums waren sie angereist um an diesem Treffen teilzunehmen. Manitu, Kontiki und Thor, Viracocha, Allah, Wischnu und Al-ma. Der göttliche Olymp war gerammelt voll, Gabriel kam gar nicht so schnell mit der Begrüßungszeremonie hinter her. Jupiter hatte vorher Kissen, Sofas, Bänke und Tische per Schnick-Schnack-Schnuck herbeigeschafft, sodass alle irgendwo einen Sitzplatz fanden. Legne von den Plejaden traf mit dem ersten Schwung der Erhabenen ein. Erwartungsvoll sah sie sich um und schien sehr nervös zu sein. Die Delegierten von Andromeda waren das erste Mal dabei und ein bisschen schüchtern, aber Metatron ging direkt auf sie zu und hieß sie herzlich Willkommen.

Ma-rimba, zuständig für Musik und Tanz in der Menschenwelt, gehörte zum göttlichen Bodenpersonal. Sie sorgte dafür das Musik, Tanz und Gesang in der Welt niemals verloren gingen. Sie erschien zusammen mit Brahma, einem der vielen Schöpfergötter. Bald hatte Legne Ma-rimba entdeckt und schlich zögerlich um sie herum, denn nun war es ihr peinlich ihren Wunsch vorzutragen.
Ma-rimba bemerkte sofort das sie was auf dem Herzen hatte, verwickelte sie in ein belangloses Gespräch und tätschelte ihr freundschaftlich den Rücken.
„Ja also... ich wollte dich bitten mir das Tanzen beizubringen. Oft habe ich dich dabei beobachtet und das hat mir so gut gefallen das ich zu Hause allein so vor mich hin tanzte. Einige Kameraden haben das gesehen und fanden so toll das sie spontan mitmachten. Aber ich bin nicht zufrieden, weil meine Bewegungen unharmonisch sind. Sag, wie machst du das? Anmutige, leichte Beweglichkeit und gleichzeitig voller Temperament. Es sieht so mühelos aus. Bevor wir da oben alles falsch machen... wollte ich... aber schau selbst.“
Beherzt hüpfte sie auf und ab, drehte sich im Kreis und trampelte mit den
Füßen. Sie stieß die Arme in die Luft, wackelte mit dem Hintern, verhaspelte sich in einer ungeschickten Drehung. Ma-rimba verdrehte die Augen gen Himmel und murmelte leise – oh Herr, bitte schau weg, wir üben noch - . Einige Umstehende klatschten einen einfachen Rhythmus, Ma-rimba faste Legne um die Taille und sie bewegten sich im Takt.
„Mach dich locker Liebchen. Es gibt kein Falsch oder Richtig lass die Bewegungen einfach fließen, alles andere kommt später von allein“.
Venus und Diana schlossen sich dem Rhythmus an und legten, Hand in Hand, ein flottes Tänzchen aufs Parkett.
Von der unermüdlichen Zappelei war Legnes Frisur total ruiniert und sah aus wie ein umgestülptes Storchennest und die sorgfältig ausgewählte Galarobe als hätte sie an einem Wettrennen teilgenommen. Nach einiger Zeit war es geschafft, sie fühlte sich beschwingt wie nie zuvor. Lachend bedankte sie sich bei Allen für den Unterricht und dann hatte sie es sehr eilig wieder auf die Plejaden zu kommen um das Gelernte schnell weiter zu geben. Winkend und tänzelnd hob sie langsam ab.
Jupiter erwischte sie gerade noch an einem Zipfel ihres Gewandes und strich ihr liebevoll über das zerzauste Haar. Daraufhin sah sie noch schlimmer aus als vorher und Jupiter war ganz erschrocken ob seiner misslungenen Hilfsmaßnahme. Da ihm das knackige Fräulein ausgesprochen gut gefiel, tätschelte er noch ihr reizendes Hinterteil und trug ihr schöne Grüße an seine Frau und die Töchter auf und versteckte dann die Hand schnell in seinem Faltenrock. Legene war so im Glück, das sie nur den Kopf schüttelte, spielerisch mit dem Finger drohte und tz tz machte. Dann machte sie sich auf den Weg und noch lange hörte man sie Chachacha trällern.

Gabriel war die unglaubliche Körperfülle von Manitu aufgefallen, Rücken und Bauch waren besonders stark ausgeprägt.
„Hallo mein Freund, schön dich zu sehen, na wie läuft das Leben? Hast ganz schön zu genommen, du kannst dich ja kaum noch bewegen. Was ist passiert?“
„Ach ja, öhm... weist du...“ hier wurde er unterbrochen weil ein starker Ruck ihn fast von den Beinen riss und sein Bauch sich spitzt nach vorn ausbeulte.
Auf der Suche nach einem ruhigen Platz schoben sich beide langsam durch die Menge.
„So, jetzt zeig ich dir was“ und pellte sich umständlich aus seinem Umhang.
„ seine Eminenz Kardinal Aferloch“. Gabriel verschlug es den Atem und er
stotterte fassungslos „Kardinal Richelieu“. Der war in einem Tragetuch, ganz so wie es die Frauen der Indios machten, zum Transport auf den Rücken gebunden und konnte sich, außer Beine und Hände die nach vorn um Manitus Körper geschlungen waren, nicht bewegen.
„Er hat mich entführt, ich bin als Geißel in seiner Gewalt,“ schrie er empört und bemühte sich vergeblich sich zu befreien.
„Ach was, so ein Quatsch, du bist mein Gast und jetzt gib Ruhe und hör auf zu zu schreien. Ich hab dir erklärt das du wegen deiner verbreiteten Gräueltaten hier bist. In anderen Welten hast du genau so weiter gemacht, bist uneinsichtig und von Reue keine Spur. Rücksichtslos wurden politische und kirchliche Gegner ausgeschaltet. Mit deinen vielen hohen erschlichenen Ämtern
hattest du fast uneingeschränkte Macht, Durch Intrigen und Lügen wurde
Wohlstand angehäuft. Hast du etwa ernsthaft darauf spekuliert das nach deinem Tod, quasi als Belohnung, ein Thron im Himmelreich für dich reserviert ist? Mit deinem irdischen Tod gehörst du noch lange nicht zu den Guten. “ Manitu hatte sich in Rage geredet und konnte sich kaum beruhigen.
„Was willst du mit ihm machen? Du kannst ihn ja nicht ewig Huckepack mit dir rumschleppen, oder?
„Na was wohl, ich werde ihn in der Vorhölle abgeben, die sollen sich weiter um ihn kümmern. Er selbst hat doch den armen Seelen verkündet das sie in der Hölle schmoren werden wenn sie nicht Buße tun und brav gehorchen. Auf Erden war er zu reich und mächtig als das er etwas zu befürchten gehabt hätte.
Mit Hofstaat und großem Gefolge ist Schluss. Sieh dir diesen Jammerlappen an, sobald es für ihn eng wird heult er Rotz und Wasser und fühlt sich ungerecht behandelt. Nee, nee Afterloch wandert erst mal für ein paar hundert Jahre zur Läuterung ins Purgatorium“.
„Hast du die Aktion mit dem Chef abgesprochen, oder bist du eigenmächtig unterwegs? Du weist das er diese Art Eingriffe nicht schätzt, gerechte Strafen sind ihm vorbehalten“.
„Und warum hat er bisher nichts unternommen? Mein Gerechtigkeitssinn konnte das einfach nicht durchgehen lassen. Aber du hast schon Recht, das
riecht nach Ärger“.
In göttlicher Gestalt war der Ärger bereits im Anmarsch. Der Chef schüttete ein riesen Donnerwetter über Manitu aus, sodass dieser immer kleiner wurde und mit gesenktem Kopf die Standpauke über sich ergehen ließ. Der Kardinal, noch immer auf seinem Rücken festgezurrt, fuchtelte plötzlich mit den Händen vor Manitus Nase herum um dem Chef für seine Zurechtweisung zu applaudieren. Als Gott das sah erzürnte er sich aufs höchste und sprach:

„Du sündige Kreatur, als Kardinal hast du in meinem Namen großen Schaden angerichtet. Deine Maxime - der Zweck heiligt die Mittel – um den angestrebten Absolutismus durchzusetzen hat dir einige Gegner eingebracht, die dich tot sehen wollten. Diesen Mordanschlägen bist du nur durch dein weitreichendes, raffiniertes Spionagenetz entkommen. Ehemalige Verbündete aus höchsten Kreisen hast du aufgebracht und es gab einige Verschwörungen gegen dich. Insofern hat Manitu vollkommen Recht wenn er nicht mitansehen konnte das du anderen Ortes so weiter gemacht hast. Deshalb sind einige Jahrhunderte Purgatorium durchaus gerechtfertigt. Manitu wird dich umgehend dort abliefern, Basta“.
„Nun zu dir Manitu. Die Weltgeschichte ist voller Despoten, doch du kannst nicht alle einfangen und ins Fegefeuer werfen. Die sind im Stande, rotten sich zusammen und gründen dort eine Interessengemeinschaft. Da hängen schon viele von dieser Sorte herum die ich dort hin verbannt habe. Also sprich dich in Zukunft vorher mit mir ab, damit wir einen gemeinsamen Weg finden. Gut, mit den Verstorbenen haben wir es leichter, aber wir dürfen die Lebenden nicht außer Acht lassen. Die müssen wir auch aus dem Verkehr ziehen um in der Welt ein bisschen aufzuräumen. Haben wir uns verstanden? Es ist deine erste Verfehlung, daher sehe ich davon ab dir deinen hohen Rang zu entziehen. Nimm meinen Segen für deine schwierige Aufgabe, gehe hin und mach's gut, Amen“.
Noch bevor jemand etwas sagen konnte war Gott verschwunden. Manitu schleppe seine widerspenstige Last zum Fegefeuer und schmiss sie, samt Tragetuch, in das unendliche Loch. Gabriel war bedient von dem was er gesehen hatte und verzog sich schnell zu den Anderen, in deren Gesellschaft
er sich ausgesprochen wohl fühlte.

Magenta©

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