Hallo,
zu diesem Thema kann ich mich melden, da weiß ich was...
Ja? Bin ich dran?! Also
Es war einmal ein kleiner Junge, der hatte einen Papa, der fotografierte sehr viel.
Papa machte Dias auf Filmen von Perutz und Agfa.
Papa hatte auch eine Voigtländer von Agfa, die hatte vorne ein Bajonett, man konnte das Objektiv abnehmen. Das hatte natürlich noch nichts mit Spiegelreflex zu tun, zu früh!
Jetzt war dieser Papa ein Tüftler und hörte etwas von Stereofotografie; er sah darin die Zukunft der Fotokunst.
Papa kaufte einen Prismenvorsatz für die Voigtländer, der aus dem 24x36 mm Dia zwei gleich große Hälften machte, die leicht versetzt das gleiche Motiv zeigten.
Dias wurden damals noch geschnitten, in ein aufgeklapptes Papprähmchen gesetzt, zwischen zwei 5x5 cm Glasplättchen gelegt und ringsherum mit selbstklebenden schwarzen papierstreifen zugeklebt, nur das untere Papierstreifchen war schwarz-weiß und zeigte mit der weißen Seite das VORNE des Dias an.
Stereofotos nun wurden in spezielle Pappmasken geklebt, die die Hälften deutlich voneinander trennten, Prozedur ansonsten wie vor.
Solch ein Dia konnte man an die Wand werfen, man sah zwei Dias nebeneinander und man betrachtete dies mit einer Brille, die von der Nase aus durch eine Klappe jeweils ein halbes Bild für je ein Auge verdeckte.
Das funktionierte, sah aber doof aus und die Brillen mussten für jeden Betrachter der Diashow da sein...
Aber es gab auch ein Betrachtungsgerät für den Tisch sozusagen.
Man steckte einfach das Dia hinein und hielt es sich wie eine Brille vor beide Augen.
Gegen die Sonne gerichtet oder gegen das Fenster sah man, ohne Kunststücke, ein plastisches Bild.
Zum ersten mal sahen alle ein plastisches Bild, kein Schielen war mehr notwendig, das kann auch nicht jeder.
Damit beim Betrachten keine Nackenprobleme auftraten, gab es ein Gerät, das erzeugte mittels Strom (trafo) Licht und nahm in einer besonderen Halterung das Brillen-Dia-Betrachtungsteil auf.
Jetzt konnte man bequem das Stereodia betrachten, auf dem Sofa, ohne sich zu verdrehen.

Derweil kam es in der Zukunft anders, als Papa dachte.
Das System setzte sich nicht durch, es blieb beim normalen Dia, nichts mehr war mit Stereo.
Was ich jetzt noch habe, sind der Betrachter und das Licht-Vorsatzteil und eine Kiste alter Stereo-Dias, auf total rot vergilbtem Perutzfilm.
Leider war bei der Klebetechnik der Glas-Dias so viel Wasser oder Spucke notwendig, dass einfach zu viel Feuchtigkeit zwischen den Glasplatten eingeschlossen wurde.
Das führte neben dem Vergilben des Filmmaterials zu Stockflecken- oder Schimmelbildung.
Ich habe nun viele alte Dias gerettet, indem ich sie aus der Glasfalle befreite und digitalisierte.
Die "Auf gut Glück" Funktion etwa von Picasa wirkt da schon wunder, man sollte nicht glauben, was aus einem roten Stück Film noch alles herauszuholen ist.
Tja, das war die Geschichte vom Papa mit der falschen Vision, jedenfalls so, wie er es kannte.
Magische Bilder zum Schielen sind es heute, vorher waren es die Scheiben des "View Masters" vorwiegend mit Walt Disney-Motiven und Raketenstart-Bildern...

Soweit meine kleine Geschichte über die Stereofotografie, wie ich sie kennengelernt habe.

© Werner N. 2008

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