Als unsere Älteste drei Jahre alt war wurde ihr von Oma, Opa und den Eltern immer wieder aus einem Bilderbuch vorgelesen, eine für den Vorleser anstrengende Sache, denn jede Schludrigkeit wurde von ihr sofort korrigiert mit den Worten:" Das heisst aber…".

Besonders meine Mutter, wenn schon müde, wurde dann praktisch in jedem zweiten Satz auf den richtigen Wortlaut hingewiesen. Sie hat schlussendlich eigene, immer neue Geschichten erzählt. Das aber nur am Rande.

Wie genau unsere Tochter das Buch kannte sah man, wenn man ins Kinderzimmer kam und sie mit ihrer zwei Jahre jüngeren Schwester auf dem Boden sitzen sah, das aufgeschlagene Buch auf den Knieen der Schwester vorlesend, den Finger immer auf der richtigen Stelle.

Eines Tages war mein Schwager zu Besuch, sah dieses Bild und war beeindruckt. "Die kann ja schon richtig lesen", so kam er ins Wohnzimmer. Wir brauchten eine Weile um ihn vom Gegenteil zu überzeugen, aber auch mit diesem Wissen fand er das immer noch beeindruckend.

Nun war beschlossen worden, dass wir am Abend in die Pizzeria gehen wollten. Da es den Kindern zu lange dauerte, kam die Grosse irgendwann und fragte:" Wann gehen wir denn in die Pizzerei?" Auf den Verweis meines Schwagers:"Das heisst Pizzeria, sag mal Pizzeria", kam von ihr wieder " Pizzerei ".

Mit den Worten: "Das üben wir jetzt", verschwand er mit den Kindern im Kinderzimmer und man hörte durch die Tür hindurch ein endloses hin und her des Dialoges:" Carolin, sag mal Pizzeria", mit der Antwort" Pizzerei".

Irgendwann kam er erschöpft und kopfschüttelnd aus dem Kinderzimmer und man hörte, während er die Tür zuzog im Hintergrund die Grosse zu ihrer Schwester sagen: " Eva, sag mal Pizzeria …"

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