Sagt uns der Name etwas?


Sagt uns der Name etwas?
 
Ihr Sohn hat den Namen Thomas bekommen. Abgekürzt - alle Welt kürzt heute ab - »Tom«! Warum? Das ist nun mal die Gretchen-Frage!
Warum - weil es vielleicht "der" Name des Jahres war? Oder weil es so viele Vorbilder dieses Namens gab, die entsprechend gute und schlechte Taten verübt haben?
Oder hatte sie im Sinn, dass der ungläubige Thomas aus dem Neuen Testament mal ein neues Vorbild werden sollte?

        Nein, ihr lieben Leute, sie fand ihn eben schön. Ganz einfach. Was sie ihrem Filius damit angetan hat, ist natürlich schleierhaft. Aber Thomas ist doch eigentlich nicht so schlecht, oder?
        Wie viel Eltern gibt es, die ihrem Nachwuchs Namen angedeihen lassen, dass sich diese ihr Leben lang mit Grausen abwenden. Ob sich die Eltern wohl einmal Gedanken gemacht haben, wie ihre Sprösslinge damit zurecht kommen?
Wie fühlt sich da an, wenn die Namen »Siegfried« oder »Adolf« genannt werden. Man stelle sich vor, dass »Baldur«, der germanische Gott, schon einmal zu den beliebtesten Namen der Deutschen gehörte!
Ja, wir Deutschen waren schon immer geschichtsträchtige Menschen!

        Und in der Neuzeit? Wer erinnert sich nicht an die vielen Witze, die über »Chantale« »Dustin« oder »Kevin« gemacht wurden? Ich kenne einige dieser Kinder, die diese Namen aufgepfropft bekamen, sie waren todunglücklich darüber.
        Es ist natürlich schon Sache der Eltern, welche Namen sie ihren Kindern geben, selbstverständlich. Aber ohne Zweifel sollten sie sich auch Gedanken machen, wie diese damit zurechtkommen.
        Der Sohn heißt nun also Thomas. Ob er damit klarkommt? Die Mutter hat seinerzeit nicht danach gefragt. Wie hätte sie das tun sollen?
      Vielleicht gibt es ja einige Menschen, denen er nachfolgen kann? Thomas Müntzer? Nee, bloss nicht! Thomas von Aquin? Um Himmels Willen, so einen gelehrten Philosophen wünscht sie sich sicher nicht.
      Halt, Thomas Mann wäre da noch im Angebot, der großartige Schriftsteller wäre doch ein gutes Pendant zum Namen Thomas. Oder vielleicht Thomas Alpha Edison? Auch nicht schlecht, der große Erfinder.
        Anzubieten wäre noch jemand aus der moderneren Generation: Taylor? Gottschalk? - der Himmel möge es verhüten …              
        Egal, was immer aus diesem Namen werden wird, es ist ein eigenständiger Mensch! Und das ist gut so.
Und wenn Thomas wirklich einmal die Kirche verlassen wollte, um als Atheist durch die Lande zu ziehen - nun, dann wäre der Kreis wieder geschlossen und der »Ungläubige Thomas« hätte das Rennen gemacht.

        Was doch Väter und Mütter alles ihren Kindern antun können, nicht wahr? Die alten Römer machten sich die Angelegenheit etwas einfacher: »Primus bis Quintus oder Octavius«! - das waren noch Zeiten, als man seine Kinder einfach nach der Reihe benannte, nicht wahr? Aber da hörten die Kinder auch noch nicht beim »Primus« auf, man zählte einfach weiter.
              Heute wäre das nicht möglich, denn da hießen fast alle nur noch
»Primus«. Auch nicht unbedingt empfehlenswert, oder?

 
©by H.C.G.Lux

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Kommentare (6)

ehemaliges Mitglied

Hallo Pan,

ich meine, dass die Namensgebung nicht so absolut betrachtet werden sollte.

Was Eltern sich bei einem Namen denken, weiß doch niemand. Sicher dürfte wohl sein, dass sie den Namen, den sie für ihr Kind wählen, auch mögen.

Und Namen werden von verschiedenen Menschen halt unterschiedlich gern gemocht. Das ist doch ein ganz natürliches Phänomen.

Manchmal ist es ein bestimmter Mensch, den man mag und dessen Namen man aus diesem Grund für sein eigenes Kind wählt. Manchmal ist es der Klang eines Namens, der einem gefällt. Manchmal sind es die Paten, deren Namen man an den Rufnamen des Kindes hängt. Es gibt so viele Gründe für Namensgebungen. Mal ist es auch eine Hoffnung, die man damit verbindet.

Manch eine Mutter versichert ja auch, dass sie den Namen ihres Kindes von dem Kind selbst im Traum erfahren habe ... warum soll man ihr das nicht glauben?

Ich fände es schön, wenn man ab einem bestimmten Alter (wenn man das entsprechende Selbstbewusstsein erlangt hat - z. B. im Konfirmationsalter) seinen Namen selbst wählen (= wechseln) dürfte. Oder man wechselt seinen Namen während des Lebens mehrmals nach seinen Reifeschwellen, so dass jeder erkennt, dass man eine Entwicklung durchgemacht hat. Ist das nicht bei den Aborigines so üblich?

Mein Wahlname wäre einer der folgenden:

Jutta
Petra
Susanne

Warum? Nun, ich hatte eine lustige Tante Jutta, die ich sehr bewundert habe, weil sie so viel Wissen von Tieren und Pflanzen hatte. Sie sah aus wie ein alterfaltiger Kasper und hat ständig gelächelt. Daher wohl auch ihre vielen Falten im Gesicht, die ich absolut sympathisch fand.

Petra hieß eine Klassenkameradin von mir, die ich sehr mochte. Sie hatte eine sehr freundliche Ausstrahlung.

Susanne? Nun, da gäbe es mehrere. Meine Mitschülerin aus der 1. Klasse, die mir einfach sympathisch war, dann eine weitere im Gymnasium, die ALLES gut konnte und trotzdem kein bisschen eingebildet war.

Aber vor Schulbeginn schon hatte ich meine Lieblingspuppe Susanne genannt.

1961_011.jpg1961 mit Susanne - sie ebenso von meiner Mutter bestrickt wie ich

Und warum sagen wir "Nomen est Omen"? Haben Namen wirklich eine Wirkung, sind sie Zeichen fürs Leben? Oder geht mit ihnen eine bestimmte Schwingung einher, auf der wir dann ein Leben lang surfen?

Dass manche Menschen unter ihren Namen leiden, hat doch nur damit zu tun, dass sie sich mit etwas Negativem identifizieren, was ihrer Meinung nach durch ihren Namen ausgedrückt wird. Irgend einen Namen MUSS der Mensch doch tragen. Und es dürfte unter den zugelassenen Namen wohl kaum einen geben, den niemand mag bzw. der von allen verhohnepiepelt wird.

Das waren meine Gedanken zum Thema "Namensgebung" ...

Liebe Grüße,
Puzzlerike

die ihren Rufnamen (Ulrike) zeitweise auch nicht so gern mochte - mit einem selbstbewussten Switch habe ich das inzwischen ändern können (es gibt schließlich noch andere Attribute, zu denen man stehen sollte, selbst, wenn andere sie nicht mögen)

PRIMA, oder?

nnamttor44

Mein Name - Ursula - wurde recht schnell gekürzt in "Uschi", was zur Folge hatte, dass ich nicht nur einmal diese "dumme" Reimerei von meinem Vater zu hören bekam:

Uschi, Puschi,
keiner wusch sie,
kam der Koch,
wusch sie doch!

Gefallen hat mir das nicht! Andere bekamen ihren Namen Ursula in Ulla, Ursel oder Uli geändert. Eine meiner Omas hätten gern an meiner Stelle einen Enkelsohn gehabt, sie nannte mich immer Uliken ...

68 Jahre später nannte meine Tochter ihren Sohn "Max". Er hat mit seiner Mama Gllück gehabt, denn sie findet es ungeheuer wichtig, ihrem legasthenen Sohn klar zu machen, dass er keineswegs dumm sei (wie seine Mathelehrerin ihm schon offen in der Klasse klar machen wollte!), sondern dass die legasthene andere Wahrnehmung einige Talente beherbergt, die Kinder ohne Legasthenie erst einmal finden müssen! Und sein Name - abgeleitet von Maximilian - macht ihn nicht gerade zu einem kleinen dummen Jungen!!

Ist schon so eine Sache, die Namensgebung ...

meint mit einem zwinkernden Auge

Uschi

Muscari

Lieber Pan,

dazu kann ich eine wahre Geschichte beisteuern:


Am 26. September 1937, einem Sonntag, wurde ich geboren.
Nachdem meine Mutter sich ein wenig von den Strapazen der Geburt erholt hatte, meinte der Professor:
„Wie Sie sicher wissen, ist heute Benito Mussolini zu Besuch bei Hitler in Berlin. Da wäre es doch mehr als angebracht, wenn Sie Ihrer Tochter den Namen ‚Benita‘ geben würden.“
„Nein, nein“, erwiderte Mutter schnell „wir nennen das Kind Andrea und als zweiten Namen soll es Annelena heißen, auf Wunsch der beiden Großmütter Anna und Helene.“
So wurde aus mir also „Andrea Annelena“ und zum Glück nicht Benita.

😃
Es grüßt Dich herzlich nicht Benita, aber Andrea

Manfred36

Meine beiden Nachbrinnen U.und R. lagen zur gleichen Zeit zu Weihnachten (praktisch nebeneinander) im Kindbett. Da das eine Zeit mit biblichen Namen ist, hat Eine ihr Kind Thomas genannt, die Andere Michael. Der Eine (Th.) wurde ein Erfolgmensch, der Andere (M.) machte zwar mehrere Studien, blieb aber quasi-arbeitsloser Single. Nomen not semper est omen.

margit

Lieber Pan,

es gibt so viele verschiedene Namen, alte, neue, ausgefallene, historisch belastete, modische, fröhlich und traurig klingende...

Doch darf sich kein Kind seinen Namen aussuchen, höchstens, wenn es Glück hat, seinen Spitz- oder später seinen Künstlernamen.

Eltern mögen den Namen nach dem Großvater, der Lieblingstante, dem Klang, einem Vorbild oder wie auch immer aussuchen. Letztendlich ist das völlig egal. Es kommt darauf an, welche Sicherheit und  welches Selbstbewusstsein dem Namensträger in seiner Kindheit vermittelt wird, ob er seinen Namen akzeptieren und schätzen kann.

Ich erinnere mich an  ein kleines Pummelchen, das den Namen Diana in die Wiege gelegt bekommen hatte und einen Camillus, einen Thorleif, eine Genoveva und eine Nyuki, die allesamt stolz auf ihren Namen waren, und Jugendliche mit gängigen Namen, die damit unzufrieden und unglücklich waren. Es liegt nicht am Namen, sondern an der Wertschätzung, die den Menschen entgegengebracht wird und ihrem damit verbundenen Selbstverständnis.

Mir gefällt übrigens Thomas - vielleicht deshalb, weil der Name in meiner Generation nicht selten war und ich einige sehr sympathische Menschen mit diesem Namen kenne.

Margit

 

indeed

@margit  

Liebe Margit,
 
deinen Kommentar an Pan habe ich mit großen Interesse gelesen. Dabei sind mir zwei Sätze besonders aufgefallen, nämlich:

Es kommt darauf an, welche Sicherheit und welches Selbstbewusstsein dem Namensträger in seiner Kindheit vermittelt wird, ob er seinen Namen akzeptieren und schätzen kann.

Es liegt nicht am Namen, sondern an der Wertschätzung, die den Menschen entgegengebracht wird und ihrem damit verbundenen Selbstverständnis.
 

Hiermit gehe ich natürlich konform, denn um Wertschätzung erfahren und Selbstvertrauen gewinnen zu können, liegt in erster Linie ganz besonders in jungen Jahren des Kindes an den Eltern, bzw. Beziehungspersonen.
 
Kinder unter sich können sehr grausam sein. Gruppenbildung fängt heutzutage schon manchmal im Kindergarten an. Zum Beispiel dann, wenn Eltern dem Kind den Umgang mit bestimmten anderen Kindern verbieten. Schnell werden Kinder (ganz besonders schnell und meistens ohne offensichtlichen Grund) durch hässliche Ableitungen ihres Namens gehänselt. So fängt die Ausgrenzung an. Es kann sich auch in vielfältiger Form verschlimmern.
Ich frage mich: Wie stark muss ein Kind sein, diese gefühlten Mobbinganfänge an sich abprallen lassen zu können.

Es liegt letztlich oft am sozialen Hintergrund dieser Kinder. Die Eltern wollen mit der Zeit gehen und geben dem Kind einen Namen, den sie schön finden, aber selber ihn nicht richtig aussprechen. Das ist eine erschreckende Erfahrung, wenn das Kind es realisiert.
 
Meiner Meinung nach können diese Erfahrungen sich durchaus negativ auf die psychische Entwicklung des Kindes auswirken. Da gilt es nun, das Kind aufzufangen und mit ihm Gespräche zu führen. Nicht alle Eltern können es, weil sie selber es niemals gelernt haben.
 
Liebe Grüße in den Tag hinein von
indeed - Ingrid
 


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