Von der Kunst, einen Korb zu geben

Schabab – Ein Korb voll wilder Kräuter
 
„Gut gesell und du mußt wandern/
Das megdlein liebet einen andern/
Welches ich geliebet hab/
Bey der bin ich schabab“

Ein altes Volkslied, aufgezeichnet im Kölner Liederbuch
aus dem Jahre 1580, besingt mit diesem Text den
Kummer eines schmählich abgewiesenen Liebhabers,
der sich selbst als „schabab“ bezeichnet.

In einer anderen Ballade aus dem 17. Jahrhundert trauert
ein unglücklich Liebender :
„Leer Stroh hab ich gedroschen/
Ein Körbel schabab ist mein Lohn/
Die Lieb ist ausgeloschen!“
 
Schabab, ein heute so gut wie unbekanntes Wort,
ein Begriff jedoch, den einstmals über das gesamte
Mittelalter bis in die beginnende Neuzeit jedermann kannte.
Der abgewiesene Liebhaber galt als „schabab“,
auch verstand er sich selbst als „Schabab“,
als Verspotteter, Beschämter, dessen Liebe verschmäht wurde.
 
Eine junge Frau in unserer Zeit dürfte kaum Schwierigkeiten
haben, dem unerwünschten Verehrer ihre Ablehnung mitzuteilen,
sie kann sich moderner Kommunikationsmittel bedienen.
 
Einstmals bediente sich „frau“ jedoch eines besonderen Mittels,
ebenfalls „schabab“ genannt, um dem Unerwünschten „einen
Korb zu geben“ um ihre Ablehnung im wahrsten Sinne „durch die Blume“,
dennoch aber deutlich und in damaliger Zeit verständlich kundzutun.
 
Einen Korb übersandte sie ihm, ein gut verschlossenes Deckelkörbchen,
gefüllt mit möglichst blühenden Kräutern, mindestens sechs an der Zahl,
die bei der Landbevölkerung als Ackerwildkräuter in schlechtem Ruf standen:

Jungfer im Grünen - Symbolblume verschmähter Liebe,
Schafgarbe - ungeliebtes Wiesen- und Ackerkraut,
Rainfarn – Abwehrpflanze gegen Liebeszauber,
Kornblume -  machte die Sensen der Schnitter stumpf,
Augentrost („Milchdieb“ genannt), stahl wertvollen Futterpflanzen Wasser,
Kornrade – Gewitterkraut, das Blitze herbeizieht,
Jakobsgreiskraut  - vermehrt sich sehr rasch und
Wegwarte ( Zichorie) – verfärbt sich bei Kontakt mit Ameisen und brachte Unheil.
 
‚Als „Hahn im Korb“ galt vorzeiten der willkommene Freier,
der zu mitternächtlicher Stunde auf ein verabredetes Zeichen
in einem starken Korb von einer Dame mit Hilfe von Freundinnen
nach oben gezogen wurde.

Allegra
 
Quelle: H.W.Krafft
 
 

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