Schätzung


Ich schätze mal
 
An diesem Mittwoch war es so wie es mittwochs manchmal vorkommt. Man kann sich das so vorstellen wie die Stimmung in einer Kabinettsitzung, dem Musterfall von nonsensoptimiertem Chaos; „Ein peitschender Regen, vermischt mit Hagelkörnern, fegte in Wutausbrüchen über Deck wie ein keifendes Weib, das nichts in Ruhe lassen kann.“ (Besser als W. S. Maugham kann man das Desaster nicht beschreiben. Schon gar nicht kann es die derzeit die Medien überflutende Deppenkost des Krawall- und Sensationsjournalismus.) Dazu kam das unheimliche Knirschen, es klang als ob ein Eisbär einen tiefgefrorenen Hering fräße. Hartmut, die Hauptperson dieser Begebenheit, von der ich berichten will, konnte nichts dafür. So wenig die Katzenberger für den penetranten Gestank, der von der Pisse einer rolligen Katze ausgeht. Es gab keinen Grund für eine solche Annahme. Die Geschichte ist schon voll von solch Unerklärlichem, meine Erzählung sollte nicht mit einer weiteren belastet werden.
 
Als ich mit dem Text der Einleitung bis hierher gekommen war – ich halte den Anfang heute noch sozusagen für irgendwie total – dachte ich noch daran, ihm etwas Erfolgreiches folgen zu lassen. Vielleicht einen Erfahrungsaustausch über den letzten SMS-Abend zu viert. Denn lesefreundliche Machwerke, triefend von Kitsch und miserablem Deutsch, Schwachsinn auf dem Niveau von Mario B., der gehirnreduzierten Nullnummer mit der intellektuellen Relevanz einer rachitischen Feldmaus, gelten heutzutage als Qualitätskriterium und erhöhen die Chancen für eine Bühnenfassung im Schrei-, Textflächen-, Fick- und Spermatheater. Der Büchnerpreis rückt dann in greibare Nähe vor allem wenn Bettina (geringes Honorar!) den Unsinn präsentiert.
 
Doch in diesem Augenblick, ich will der autobiographischen Wahrheit die Ehre geben, in dem die präfrontale Cortex-Ratio, nicht die in meiner Amygdala rotierenden Emotionen, just da, wo ich stehen geblieben bin, fiel mir ein, dass ich noch alle Werke von Thomas Mann im Schrank stehen habe. Direkt neben Omas Sammeltassen. Ich änderte auf der Stelle, nicht ohne dort eine Träne der Wehmut fallen zu lassen, den Plot meiner Erzählung. Demzufolge kommt jetzt ein Text mit politischem Inhalt. In diesem Jahr ist Wahl, da liegen solche Gedanken auf der Hand. Also.
Ich schätze mal ganz grob. Zählt man die Zuhälter, die Banker und die Hoteliers zusammen, so kommt man ungefähr auf knapp 5% der erwachsenen Bevölkerung. Das entspricht den Stammwählern der …
Richtig.
 
Schreiße!
 
 


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Kommentare (1)

Willy

Leserfreundliche Machwerke und wie die gekauft und verschlungen werden. Immer mehr gehirnamputierte, wahrscheinlich impotente Schreiberlinge aller Geschlechterarten laden ihren Müll im Web ab. Wahrscheinlich ohne es zu wollen, hat Darling Charlotte Roche mit ihrem "Feuchtgebieten" den Anstoß für die Sprachverwahrlosung ohnesgleichen gegeben.
Ganz schlimm wurde es im Literaturportal Bookrix und da erlaubte ich mir einen kleinen Scherz, indem ich auch ein Buch veröffentlichte, mit dem Titel; "Die geheimen Sexualpraktiken des Mittelalters" nebst einem reißerisch aufgemachten Cover. So viele Klicks hatte ich nie auf Bookrix!
Schlug man das Buch auf, lachte das Gesicht des Papstes entgegen und die Worte ; "Reingefallen!"
Freunde hat mir das keine eingebracht- war ja auch nicht meine Absicht.
25.pngLG
Willy


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