Schienen-Ersatzverkehr


Von Freitagabend gegen 22:30 bis Montag gegen 1:30 gibt es in Berlin auf den S-Bahnstrecken schon fast regelmäßig Streckenschließungen und damit den Schienen-Ersatzverkehr mal hier und mal da. Eigentlich ärgerlich, aber wie und wann soll die Modernisierung im S-Bahnnetz denn sonst erfolgen.

Das Wetter ließ sich an diesem Samstag wieder gut an, Sonnenschein zu liefern. Das Auto war verliehen, damit der Enkel von Johannisthal nach Westend doch noch zur Arbeit fahren konnte – wozu hat man doch ‘ne Oma.

Und was machen wir Beide an dem Tag? Das Beste ist doch, wenn wir zum Bahnhof Südkreuz fahren, da kann man ja mit Regios raus in die Mark fahren. Also mal die Wanderkarten vom Süden eingepackt, den Osterstuten und etwas zu trinken eingepackt und los mit Bus und U-Bahn – nicht S-Bahn – zum Bahnhof Südkreuz gefahren. Wir erkundigten uns beim Informationskiosk der DB und erfuhren, dass es ratsam wäre nicht in den Süden zu wollen, weil da auch Baustellen gegeben waren. Also kurz entschlossen: „Fahren wir nach Norden raus!“.

Wir nahmen den RE4 nach Wismar – nur ganz soweit wollten wir nicht, unsere Fahrtberechtigungen (Abo 65+ bzw. Behindertenausweis) reichen nur bis zur Grenze der Mark Brandenburg. Naja, dann fahren wir mal bis Wittenberge. Wir kletterten in einem Doppelstöcker nach oben und nahmen da einander gegenüber sitzend Fensterplätze ein. Leider waren die Fensterscheiben von Rowdies zerkratzt – was haben diese armseligen Menschlein mit ihrer Zerstörungswut nur davon?!

In Wittenberge angekommen, war der Eisenbahn-Fan begeistert und hielt das Eisenbahnmaterial mit der Kamera fest. Doch dann kam die Enttäuschung: an Samstagen und Sonntagen fährt doch kein Bus in die Innenstadt – und zum Marschieren hatten wir keine Lust, da besuchen wir dann Wittenberge mal unter der Woche.

Wir nahmen den Gegenzug des RE4 und fuhren zurück bis Bad Wilsnack. Auch hier so gut wie kein Bus zur Innenstadt. Es war nicht schlimm, denn gleich hinter der Bahn sollte man die Kristall Kur- und Gradier-Therme besuchen. Leicht zu Fuß zu erreichen.





Also kletterten wir auf das Gerüst des Gradierwerkes und sahen der über die eingesteckten Zweige von oben herabfließenden Sole zu. Da ein Foto kaum das Ganze so lebendig darstellen kann, haben wir einfach gefilmt, bekamen das Tropfen, Rieseln und den Ton dabei mit. Enorm, was da auf den beiden hohen Gradier-Flügeln an Sole gesammelt wird.

Und da es noch nicht einmal einen Kilometer hinüber in die Stadt ist, wanderten wieder unter der Bahn durch hin zu der einfachen und schlichten, alten Stadt. Und nun bekamen unsere Kameras erst recht etwas zu tun. Wir besuchten die Wallfahrts- und Pfarrkirche St.Nikolai, wurden Zeuge bei dem Abstempeln des Wallfahrerbuches zweier junger Damen – wäre man so jung wie diese, dann würde man sich auch auf diesen Weg begeben, wirklich ganz ernsthaft.

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Wir schlenderten durch die breite Stadthauptstraße, die von einfachen aber schmucken Häusern eingegrenzt ist. Ein großes Gebäude fällt da auch auf, weil es so herausragt: eine Schule mit einem Turm ausgestattet, der eigentlich dem Rathaus, ob alt oder jung, geziemte.





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Weil ja die Anreise schon ganz schön Zeit gebraucht hatte, machten wir uns bald auf den Heimweg, leisteten uns noch ein Eis, wanderten zurück zum Bahnhof durch die „Bahn-Straße“, be-obachteten, bis unser Regio kam den Zugverkehr – die Regios flitzten aus beiden Richtungen durch den Bahnhof.

Wir diskutierten noch darüber, ob wir nicht nur bis Südkreuz fahren sollten, sondern noch weiter bis Lichterfelde-Ost den Regio benutzen, um dann mit dem Bus M11 den Rest der Reisestrecke zu bewältigen. Nein, man wollte darauf bauen, dass das mit der S-Bahn ab Südkreuz schon klappen könnte. Tat es aber nicht! Da kam die S8 nach Birkenwerder – hat hier doch gar keine Strecke – und wir mussten dann in Sonnenallee raus und den Schienen-Ersatzverkehr benutzen. So peste der Bus so schnell er durfte durch die Straßen bis Schöneweide – es waren nicht wenige Leutchen, die davon betroffen waren und auch nicht wenige Busse, die sie transportierten. Uns war das eigentlich ganz egal, wir waren ja zu Vergnügen unterwegs gewesen.

ortwin

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