Schlankheitswahn oder normale Entwicklung??


Schlankheitswahn oder normale Entwicklung??

Ich weiß nicht, wieso man den Schlankheitswahn der 1960er Jahre in die frühen 70er Jahre auf die US-Frauen bzw. -Schauspielerinnen reduziert. Ich hatte immer den Eindruck, London (Twiggy ab 1965) und Paris oder auch Mailand versorgten Europa mit DEN angeblich so hübschen Magermodels.

Möglich, dass die amerikanischen Filmproduzenten deshalb den Schönheitsidealen(?) nacheiferten. Schließlich sollten die Filme ja auch von möglichst viele Zuschauern gesehen (und bezahlt) werden. Nach dem Krieg war es ja endlich wieder möglich, zu träumen. Und die vorgeführten Damen der Filmindustrie sind – leider – bis heute diese auf immer mehr Freizügigkeit ausgelegte Darstellung der Frau angewiesen, um überhaupt eine Rolle, und damit Geld verdienen, zu erhalten. Eine langanhaltende Missbrauchs-Situation.

Twiggy fand sich übrigens nur wenige Jahre später zu dürr, ich mich übrigens im Alter bis 27 Jahre ebenfalls. Trotz vielem Essen musste ich aufpassen, nicht noch dünner, als man mit 45 kg (Untergewicht) war, zu werden. Nach der Geburt meiner Kinder hatte ich immer noch Untergewicht mit 52 kg bei 169 cm Körpergröße.

Heute würde ich mein Essprogramm als Jugendliche und Erwachsene aus der Zeit als „Mastkur“ bezeichnen:
morgens ein tiefer Suppenteller, gefüllt mit Obst und Vollkorn-Haferflocken in Vollmilch,
in der großen Pause zwei Stullen,
zuhause dann das halbe Mittagessen meiner großen Schwester nachgegessen sowie mein eigenes Essen verputzt,
nachmittags von der Vollfettmilch den Schmand geklaut und
ein halbes Dreipfünder Weißbrot mit Muckefuck-Kaffee (war stets für neun Personen als Zwischenmahlzeit aufgetischt), na ja, und
abends sah ich neidisch zu, wie es unserem Vater gestattet war, nach dem Verzehr eines guten Abendbrotes auch noch den Rest der mitservierten Bratkartoffeln (mindestens eine ganze Erwachsenen-Portion) aufzuessen, gewürzt zwischendurch miit der einen oder anderen Scheibe Aufschnitt. Und er war und blieb ein schlanker Mann!

Ich habe übrigens NIE meinen vermutlich überlasteten Magen anschließend wieder leergek...! Auch nicht nach fünf Stück Torte!! Endlich mal ein Sättigungsgefühl! Das einzige Brechmittel für mich war Buttercremetorte. Davon reichten zwei Kuchengabeln voll … Die Oma hatte es mit der Butter zu gut gemeint.

Die Quittung begann ich zu bekommen, als ich etwa Mitte vierzig war. Es stellten sich (endlich?!) ein paar Pölsterchen auf den Hüften ein, die Waage zeigte tatsächlich 65 kg an, für meine Größe Normalgewicht. Aber über die Folgejahre stoppte die Anzeige nicht, sondern wanderte langsam höher. Ich begriff, dass ich meinen Magen umerziehen musste – verdammt schwer!! Ich lernte nun auch, die Speisen zu bevorzugen, die mich gut sättigten, aber nicht zwingend auf Bauch und Po landeten.

Was soll ich sagen? Irgendwann hoffte ich, dass die Anzeige auf der Waage unter achtzig stehen bleiben würde – doch dafür sorgte dann erst vor einem Jahr die Chemo-Behandlung gegen meine Brustkrebsdiagnose. Ja, natürlich, die Oberweite wächst ja auch. Eigentlich wäre ich froh gewesen, wenn es „Amputation“ geheißen hätte. Aber man operiert heute „brusterhaltend“. Also weiter meine Wirbelsäule mit den Gewichten vorn belasten. Acht Zentimeter Größe hat mich das schon gekostet, aber das bewirkte beim Onkologen keine Gnade …

Ganz ehrlich: eigentlich stünden die nächsten Wirbelsäulen-Operationen an. Diese Säule, die mich aufrecht halten soll, ist auch bis in die oberste Spitze defekt, geschrumpft! Doch einer OP der HWS und/oder BWS steht in meinem Verstand das Wissen entgegen, dass ich bereits einmal Gürtelrose um die rechte Schulter (stressbedingt?) und – wieder aufgeweckte Zosterviren durch eine Infiltratiosbehandlung an meiner HWS – ein zweites Mal am rechten Daumengelenk prompt Gürtelrose bekam. Diese blöden kleinen Viren verkriechen sich in den Spinalganglien in der Wirbelsäule. Soll ich mich da nun doch operieren lassen, weil ziemlich oben, fast am Atlas, Wirbelgleiten vorliegt?

Was ist angenehmer zu ertragen: nachfolgende Jahre schmerzende Kopfrose oder irgendwann durch eine falsche Kopfdrehung ab der HWS runter Querschnittlähmung?

 

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Kommentare (4)

Christine62laechel


Liebe Uschi,

auf deinem Foto siehst du echt klasse aus! Und ich kann kaum glauben, dass du da magersüchtig warst; Ich habe paar Fotos aus meiner Jugendzeit, ungefähr so alt damals, wie du auf deinem Bild, die eignen sich aber gar nicht zum Posten egal wo. Da sehe ich wirklich dürr und schlecht aus.

Und sonst stimme ich ganz mit Manfred überein: Mit häuslichen Mitteln da kann man eventuell nur welchen Schnupfen beseitigen wollen. Sonst gilt es eher: Den Ärzten vetrauen. :)

Mit lieben Grüßen
Christine

nnamttor44

@Christine62laechel 
Liebe Kristine!
Ich kann ja schlecht einNackedeifoto, das mein Vater beim ersten Umkleiden seiner drei Grazien im Strandkorb - da war ich 7 - posten. Wir Mädels haben unsere ganze Kindheit und Jugend hindurch immer gelästert: da, wo ihr Bauch habt, ist bei mir eine Senke! war immer mein Spruch. Dummerweise war ich gleichzeitig diejenige, die den größten Busen hatte. Beides hebt so ein wenig die Proportionen auf.

Auf obigem Foto war ich 32, hatte bereits meine beiden Kinder, sogar nach jeder Geburt 5 kg drauf behalten. Also wog ich da etwa 53 kg. Magersüchtig ist wohl nicht der richtige Ausdruck. Aber bei 169 cm Größe sollte ich wenigstens 60 -65 kg geogén haben.

Ich hab den Blog ja auch nicht geschrieben, weil ich mich in Position brtingen wollte, aber die in einem anderen Blog beschriebene in Filmen der 70er Jahre kritisierte Magersucht der "Schönheiten" der Filme war meines Erachtens Normalität ... 

Das Einzige, worauf ich bei der Ernährungn achtete, war, dass ich in unsere warmen Speisen nicht auch noch einen Extralöffel Fett gab, wie mir meine Schwiegermutter empfahl. Mein Mann und seine Geschwister hatten ihr Leben lang Gewichtsprobleme. Die sollten meine Zwei nicht haben.

Sauerland etwa 1976.jpg
Danke für Dein lesen und kommentieren freut sich

Uschi

Manfred36

Mit deinen Schlankheitsideen kann ich nicht mithalten, weil ich ein Mann bin. Was aber meine 
Gesundheit (bzw. Krankheit) betrifft, da beuge ich mich den Fachärzten. Habe immerhin entgegen der Ursprungsprophezeiung bereits mehr als 5 Jahre überlebt. 

nnamttor44

@Manfred36  
Weißt Du, Manfred, ich habe stets zugesehen - wie meine Oma, die bei uns Mutterstelle vertrat - dass mein Mann die dickste Roulade, das größte Stück Fleisch erhielt. Männer brauchen nun mal sowas. Aber seine Gewichtszunahme resultierte eher aus den nächtlichen Flaschen Pils ...

Ergebnis: 1993 mit 51 Jahren Darmkrebs! Eine OP schenkte ihm 10 Jahre vermeintliche Gesundheit. Seine Ess- bzw. Trinkgewohnheiten konnte ich nicht ändern. Letztlich gab es 2003 den ersten Rückfall - ohne konsequente Umstellungen seiner Lebensart, bis er 2018 leer operiert war und sein Leben endete. Ich hoffe, ich bin Dir jetzt nicht zu nahe getreten! Wenn ja, entschuldige bitte meine Offenheit.

Es gab für ihn einmal in jungen Jahren einen Doc, auf den er schwor! Der riet ihm nämlich, bei seinem Nierengries zu täglichem Biergenuss!! Spült die Nieren ja. Zwei Jahre später hatte Freund Alk den Doc in die Erde gebracht. War aber keine Erkenntnis für mein Ehegespons.

Wenn ich mir so die Fachärzte ansehe, geht es denen mit ihrer Ernährung auch nicht gerade besser als Otto-Normalverbraucher. Und heutzutage muss man bei ihnen auch vorsichtiger sein. Nach 14 Jahren als Arztsekretärin weiß ich, dass unter diesen Weißkitteln inzwischen sehr viel mehr Kaufleute stecken als Ärzte, die tatsächlich um das Wohl einzelner Patienten besorgt sind ...

Aber jeder macht eben seine eigenen Erfahrungen und zieht daraus Nutzen oder nicht. Meine Ansichten müssen nicht die anderer Menschen sein ...

Für Dein Lesen und Deinen Kommentar bedankt sich herzlich

Uschi


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