Schwärmereien und Verliebtheiten

Autor: ehemaliges Mitglied

Mit 2 Jahren war ich verliebt, hat man mir erwachsenerseits erzählt.
In unseren Schornsteinfeger. Selbst erinnere ich mich nicht; außer an eine Szene, wo er am Tisch stand, ein Gläschen Schnaps trank, und ich auf dem Tisch saß und meinen Finger in ein Pinneken Eierlikör tippte und ableckte, voller Bewunderung für den Mann, der das scharfe Zeug (Weinbrand) richtig trinken konnte!
Er sei ein hübscher blondlockiger junger Mann gewesen sein, heißt es.
Der Ruß und die schwarze Kluft müssen hinreißend dazu kontrastiert haben

Man sagt, ich sei regelrecht verliebt gewesen, mit allen Symptomen dieses Gemütszustandes, als da wären, Verlegenheit, Sich-Zieren, rot anlaufen, anhimmeln...

Diese Symptome traten laut Hörensagen noch in Anwesenheit eines zweiten männlichen Wesens auf, eines Schlossers namens Jupp, an den ich mich besser erinnern kann, weil das einige Jahre anhielt, und Jupp oft Reparaturen im Haus durchführte.

Wenn es stimmt, bedeutet es, daß Verliebtheit unabhängig vom Alter auftreten kann, nicht nur während der Zeit hormonbedingten Appetenzverhaltens, sondern viel früher und auch sehr viel später. Auch dann noch wenn man sich eigentlich längst fest vorgenommen hat, endlich mal in Würde zu altern!

Auf dem Gymnasium waren vereinzelt Jungs, häufiger aber Schauspieler und Sänger die Objekte unserer Schwärmereien. Meine beiden Freundinnen Lilo und die andere Ilse und ich beschränkten uns auf Promis. Lilo war diejenige, die immer wieder neue schöne Männer entdeckte, die beiden Ilses fuhren dann voll auf ihre Entdeckungen ab.

Bei mir war's am schlimmsten; die beiden anderen Clowns hatten längst wieder neue Idole, während ich noch damit beschäftigt war, die "abgelegten" Herzchen anzuschwärmen.

Das tat ich dann auch äußerst gründlich! Ein bißchen von dieser Gründlichkeit wäre den Schularbeiten sicher auch gut bekommen!

Ich erinnere mich besonders an zwei von mir angehimmelte Promis: erstens, den Schauspieler Glenn Ford, zweitens den Sänger Frankie Laine ...(ersterer ist schon gestorben, Frankie Laine erst kürzlich im Alter von ...jedenfalls über 90!

Da wurden sämtliche Bilder aus Filmzeitschriften und Filmheftchen ausgeschnitten, alle Informationen gesammelt, sämtliche Filme gesehen – manche mehrmals! Von Frankie Laine alle Schallplatten gesammelt, was damals gar nicht so einfach war; ich habe die Plattenverkäufer sicher zur Verzweiflung getrieben mit meinen abgelegenen Wünschen.
Heute in Zeiten des Internets haben es die Teenager sicher leichter mit sowas.

Irgendwie waren Glenn Ford und Frankie Laine in meinem Kopf
zu einer Person verschmolzen. Der absolute Höhepunkt war darum für mich der Glenn-Ford-Film "3:10 to Yuma", denn da sang Frankie Laine die Titelmelodie! Ich erkannte die Stimme auf Anhieb! Den Film hab ich wohl 5-6 mal gesehen!

Es war auch die Rock'n-Roll-Zeit mit Elvis und vielen mehr! Die Songs wurden wieder und wieder gespielt (meine armen Eltern!), die Texte versuchte ich zu verstehen,aufzuschreiben, die Vokabeln nachzuschlagen und die Songs auswendig nachzusingen.

In dieser Zeit habe ich mich für die englische Sprache begeistert, was wenigstens meiner Englisch-Note zugute kam.

In der Schule haben wir 3 Bekloppten, also Lilo und die beiden Ilses, mit amerikanischem Akzent gesprochen, um anzugeben. Das gefiel der Lehrerin zwar weniger, aber angesichts unserer Leistungen in diesem Fach drückte sie anderthalb Augen zu.

Die Fächer, in denen ich in meiner Schulzeit mal ausnahms- und zeitweise nicht schlecht war, waren sonst immer solche Fächer, die von Lehrern unterrichtet wurde, für die ich vorübergehend schwärmte. Also alles immer sogenannte "Sekundärmotivationen". Auch mein Interesse für Chemie und Physik verdanke ich der Verliebtheit in einen besonders netten Chemielehrer. Ein Mathe-Lehrer konnte mich vorübergehend sogar für Trigonometrie begeistern.

Die meisten Lehrer waren jedoch leider nicht danach. Und so kam es auch, daß die 3 Verrückten, Lilo und die beiden Ilses, einträchtig eine Klasse zweimal machen durften.

Die Schwärmereien und Verliebtheiten späterer Jahre waren etwas weniger verrückt, dafür wohl realistischer. Und heute? Man hat inzwischen soviel Vernunft, sich über sich selbst zu amüsieren!

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