Sechs mal sechs ist sechsunddreißig



Sechs mal sechs ist sechsunddreißig

Aus der Welt der Kinderreime

Eine kleine Dickmadam
Fuhr mal mit der Eisenbahn
Dickmadam, die lachte
Eisenbahn, die krachte
Eins, zwei, drei
Und du bist frei!

Dieser Kinderreim kam nach 1900 in unseren sächsischen Gefilden auf. Es waren u. a. die Lehrer Kirschen (Radeberg), Störzner (Arnsdorf), Sickert (Langebrück) und Köhler(Weixdorf) die 1913/14 mehr als einhundert Kinderabzählreime als Ausdruck des sächsischen Volkslebens notierten und diese Belege der sächsischen Volkskunde übergaben. Viele Kinderspiele noch in unserer Jugend der 1950er und 1960er Jahre waren ohne diese Reime nicht denkbar. Sie wurden von den größeren Kindern aufgesagt und man plapperte sie eher gedankenlos nach. Ich kann mich noch an die „Großenhainer Straße“ erinnern. „Auf der Großenhainer Straße kommt der Würstchenmann gesaust…“ fing eines an, das ich heute noch aufsagen könnte. Benötigt wurden diese Kinderreime als sogenannte Abzählreime beim Wettlaufen, Fangen spielen oder dem beliebten Verstecken.
Jeder der älteren Generation kennt bestimmt noch: „Sechs mal sechs ist sechsunddreißig, in der Schule ist man fleißig, in der Schule wird gelacht, weil der Lehrer Faxen macht!“ Man hielt sich die Augen zu, nachdem man sich an die Hauswand gestellt hatte und rief dann laut und vernehmlich „Ich komme!“ Hatte man im Garten beim Verstecke spielen einen der Kinder „gefunden“, rannte man schnell zu der Stelle an der man gestanden hatte und rief laut „Eins, zwei, drei – angebrannt“. War der andere schneller, brauchte er nur „Erlöst“ rufen. Aber das Berühren der Hauswand war Pflicht. Zumindest spielten wir das so. Es wird viele Varianten gegeben haben, wie es auch viele Texte gab. In Radeberg hieß der Spruch von Sechs mal sechs: „Sechs mal sechs ist sechsunddreißig, ist die Frau auch noch so fleißig, und der Mann ist liederlich, taugt die ganze Wirtschaft nicht!“ So zeichnete es Lehrer Kirschen für 1914 auf.
„Eine kleine Haselmaus, zog sich mal die Hosen aus, zog sie wieder an, und du bist dran!“ soll in Arnsdorf bekannt gewesen sein. In Langebrück sagten Kinder damals: „Eins, zwei drei, Butter und Brei, Brot und Speck und Du bist weg!“ Schuldirektor Köhler notierte einst: „Eins, zwei, drei, vier, fünf sechs, sieben, bei uns gibt’s Sauerkraut und Rüben, die haben mich aus dem Haus getrieben. Hätte Mutter Fleisch gekocht, dann wär‘ ich hier geblieben!“
Einer der universellen Kindersprüche war damals und ging bis in die jüngere Vergangenheit: „Ich und Du, Müllers Kuh, Müllers Esel, das bist Du! – Raus bist Du noch lange nicht, sag‘ mir erst wie alt Du bist! – Die Zahl die dann genannt wurde musste gezählt werden, so zum Beispiel bei sieben: eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs, sieben – Sieben ist ein Graus und Du bist raus!“
Sei noch ein markanter Radeberger von 1913 angeführt: „Eins, zwei, drei und viere, auf dem Klaviere, steht ein Glas vom Biere, wer davon trinkt, der – stinkt!“
Vielleicht erinnert sich noch jemand an diese Seiten seiner Kindheit.

haweger

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Kommentare (1)

omasigi auch bei uns im Sueden haben wir solche
Abzaehl Reime gehabt.

gruss
omasigi

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