Seefahrtsgeschichten: Vons das Leben auf einem großen Schiff



Von das Leben auf einem grossen Schiff.


In loser Reihenfolge


Nachdem die Chimborasso nun in der kaiserlichen Werft ist, ist das nich mehr ganz so schwierig, die Backschaft (aufdecken, servieren, abräumen und saubermachen) für die hohen Herren ObereOberbootsleute und den Leitenden Maschinenschef un de Kaptain zu machen. Meine Backschaftstation war die Meistermesse, da hat immer Mulde an der Stüüüerbordseite gesessen.

Meister, dat sind all die, die wat zu sagen haben glauben. Meistens haben sie damit recht, un wenn du einen Tritt in den Allerwertesten bekommst, diskutierst du auch nicht mehr.
Auch nich als Oberzausel oder Obermoses.

Also, wenn das mit der Backschaft losgeht, dann kannst nich alles so machen wie du willst.
Es wird erst gehandelt, wenn du die Order bekommst. Um 11.15 Ortszeit, das is wichtig, weil du das nich nach Kaiserzeit in Berlin machen kannst, wenn du in Kairo denen den Hunger stopfen sollst. Dann sind die noch hungrig oder sie sind schon satt.

Also, um 11.15 musst du die Ohren spitzen:
Tüüüürütttütttüttt, tüüüüürüüüttüütüüüt, tüüüüt tüüüüt, tüüüüüüüüüüüü.
Das is die Bootsmannsmaaten-Pfeife, das heisst nu in de Marine-Signal-Sprache:
Alter, beweg die Hufe, ab in die Kombüse. Deswegen die viele ÜÜÜ, wegen die Kombüüüüse.
Dor bekommst das Geschirr, also de Landratten seggen dor to: Besteck. Wir vonne Christlichen sagen Schanzzeug dazu.

Aber Besteck is, wie wir schon gelernt haben, was für die Sextanten, die lesen das Besteck und schiessen dabei den Sirius und den Aldebaran.

Un dann musst die Töpfe schleppen, mit die Potacken (Kartoffeln) oder Nudeln und de Suppe vorweg un de Fleisch un de Nachtisch hinter her.

Un nu kommt der Vorteil inne Werft:
In de kaiserlichen Werft, liegt das Schiff zur Mittagszeit ruhig im Dock, das is so vom Alten befohlen. Jawoll.
Dat is ein bannig guter Vorteil, weil du dann nicht immer hin und her balangxsieren musst, also du nich so in Schlangenlinien über Oberdeck schleichst, als wenn du ordentlich besopen bis.
Aber was nich zu befehlen geit, ist der Wind, der meistens gerade ab 11.20 Uhr Ortszeit, wehen tut.
Also muss man mit der Körperneigung dat nu ausgleichen.

Fortsetzung. Nu kömmt das Luv und Lee

Nu mol ein por Leserbriefe zur Auflockerung:

pucki frägt:
Hallo Zausel, Kombüüüüüüüüüse - Potacken ()) - -
was haste wieder schönes Seemannsgarn erzählt. Aber die Potacken gefallen mir am besten. Nicht mehr Bratkartoffeln sondern Bratpotacken -lach.
-Potackensalat -gefällt mir.
Bin schon mächtig gespannt auf LUV und LEV.
Zausel- du erzählst so gut, daß Du wohl mächtig viel
"Seemannsbräute" hattest ? Magst Du davon auch erzählen ?



Un nu geht das weiter:

Un nu kömmt eines der größten Geheimnisse inne christlichen Seefahrt:
Die Bedeutung von Luv un Lee.

Und das Segeln mit Luv und Lee.

Das zweitgrößte Geheimnis ist das mit dem Grün und Rot an die Laternen.
Wenn du das nich auseinander halten kannst, hast du bannich Probleme.

Also töv man, ich erklär euch dat und am Besten ist dat, wenn du dir ein Blatt Papier und einen Schreiber vor dich hinlegst , damit du nichts verwechseln tust:

Nu gehst du von achtern nach vorn, also vom Heck zum Bug und nu kommt der Wind von rechts, auch wenn er von Links kommt, der hat immer Vorfahrt. Also wenn er von rechts kommt, musst du dich auch nach rechts neigen um den Winddruck auf die Potackenschüssel aufzufangen. Dat is LUV, du LäUVst gegen den Wind, du gierst nach Luv. Du musst bloß aufpassen, wenn der Wind plötzlich weg ist, dass du dich dann rechtzeitig aufrichtest, sonst fliegste auf die Schnauze und mittenmang in die Potacken.

Die andere Seite ist Lee. Das heisst also, wenn der Wind von links kommt, musst du dich auch nach links beugen, dann bist du leegierig.

Problematisch wird das, wenn du von vorn nach achtern läufst. Da musst du komplett umdenken.

Dieses Wissen kannst du natürlich ausnutzen. Hast du keine Hände frei und musst mit de Potacken übers ganze Oberdeck laufen, kannste Segeln.

Kommt der Wind von achtern, geht das straight vorwärts, wenn du die Jacke offenlässt, ebenso wenn der Wind von vorne kommt, dann geht das rückwärts, drehst dich um, wieder vorwärts.

Am besten ist das mit de halbe Wind. Du streckst eine Seite der Jacke nach vorne, und der Wind kann so schön um den Körper rumblasen. Ick segg die, dat geit vorwärts wie die Strandsegler. So kannst, wenn das glatt an Oberdeck ist um die ganze Chimborasso rumschliddern. Im Sommer musst das mit Waltran machen, dat geiht best.

Nu kann es ja passieren, dass du das mit die Wellen nicht so ab kannst auf der hohen See und an Oberdeck kommst, weil du blass und grün und gelb gleichzeitig bist. Dann gehe einfach gegen den Wind an die Reling und opfere Neptun das, was du ungerechtfertigt in deinem Magen hast.
Un danach wirst du nie mehr vergessen, was Luv un Lee ist .
Hättest an der anderen Seite, der Lee-Seite weniger probleme gahabt.

In der Zwischenzeit hattest du gehört:
Tarüüüüttüüüttüüüüt Tarüüüüüüüüü.
Das bedeutet: Backen un Banken. Das Signal is kürzer, weil der Bootsmannsmaat auch Hunger hat.
Das Signal kann man leicht verwechseln mit Rum-Empfang.
Das Signal hat nur noch ein trillerüüüüüüüüüüüü hinten anhängen. Das muss auch schnell gehen.

Aber nu komm ich ein wenig vom Kurs ab.

Nu musst du de gefüllten Tellers von rechts schonglierend bei die Leute an die Back bringen: Suppe, Hauptgericht und Nachtisch. Das gibt grundsätzlich mit und ohne Grund drei Mahlzeiten auf See. Und noch eine Vierte um Mitternacht, den Mittelwächter. Den geniest man mit dem Mond.

Der Chef von dieser Organisation ist der Stuart, Marie heisst der mit Vornamen.

Der passt auf, dass, wenn du die Suppe verschüttet hast, auch gleich eine ins Genick bekommst.
Weil, an Bord wird nich so viel geredet, da wird das in dieser Art ausgedrückt.
Deswegen können die Deerns nich verstehen, wenn die Männers nich so viel reden tun beim Spachteln. Das hat schon seinen Sinn. Das hat die Shere Hite mit ihre Fraunspüschologie auch nich kapiert, blos de schwarze Alitsche, die kennt das.

Und nu kennst du auch den internationalen Spruch den man lobenswert hören kann:
Fine ship, jeden Tag Pudding. Die Arbeit kann ruhig besch...eiden sein, Hauptsache, das Essen is gut und es gibt jeden Tag Pudding.
Da kanns immer anheuern.

Das beste Pfeifsignal ist dies:
Trillerüüürüüüt Trillerüüürüüüt Trillerüüüürüüüüt trillerüüüüüüüüüüüü (leiser und tiefer im Ton werdend)
Das heisst: Rum-Empfang.
Das mit die Signale ist eine Wissenschaft, davon ein anderes Mal.

Sind das nich "süße" Bengels, die Seeleute...meint Zausel?

In einer späteren Folge, wenn ihr noch wollt: Der Schiffsgärtner.





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