Sei still, du Wind, hör auf zu wehen,
nimm uns nicht weg die gute Laune;
ist Herbst, das kann man schon verstehen,
doch lieber hört man die Posaunen.

Lass nicht die Bäume tanzen rauschend,
erlaub den Wolken langsam ziehen;
Obwohl hast Hände mehr als tausend,
lösch nicht die Sonnenstrahlen glühen.

Was bist du ja, um frech zu pfeifen,
um uns zu scheuchen, und nachäffen?
Bist ja ein Nichts, danach zu greifen,
nichts, das in Träumen könnt‘ man treffen.



wiatr.jpg


(Bild: Internet)


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Kommentare (10)

werderanerin

Es gab Zeiten, da mochte ich Wind so garnicht aber komischerweise war tobender Wind am Meer nie ein Problem.
Das pusten durch das Haar empfand und empfinde ich immer als wunderbar, befreiend fast...irgendwie pustet er alles Belastende aus einem raus.


Nur beim Radeln ist Wind    💨   dann wirklich eine Belastung...naja, auch da muss  man eben irgendwie durch !

Danke für das schöne "Windgedicht", liebe Christine und man stelle sich nur mal vor, es gäbe den Wind, Sturm nicht...es würde Stillstand im Wetter geben, welch Horror !


Kristine

Christine62laechel

@werderanerin  

Liebe Kristine, das würde uns auch noch fehlen... :) Ja, der Wind kann doch die dunklen Wolken nicht nur heranbringen, sondern sie auch verjagen. Im Oktober soll ein Auftritt von meiner Kabarettgruppe stattfinden, wo ein Refrain lautet ungefähr: Ich warte auf den Wind, der den dunklen Wolkenschleier verweht. Dann werde ich endlich im Sonnenschein stehen können... Man kann darunter vieles verstehen, im Moment ist der Hintergrund für die Meisten von uns rein politisch. ;)

Mit Grüßen
Christine

Tulpenbluete13

Liebe Christine,

ich gestehe ich habe Angst vor der Kraft des Windes. Wenn Du enmal gesehen hast wie er mit seiner unbändige Kraft Bäume wie Streichhölzer umknickt oder Dächder abdeckt wirst Du das unangenehme Angesgefühl nicht mehr los...

Ansonsten mag ich den Wind und er darf auch pusten...und pfeifen und "orgeln" aber nicht mehr bitteschön...

Du hast ihn anschaulich beschrieben......

lieben Gruß
Angelika

Christine62laechel

@Tulpenbluete13  

Liebe Angelika, ich konnte mal so etwas erleben... Es war Nacht, und deswegen konnte ich nicht viel sehen, das war vielleicht auch besser so... Ich war allein in meiner damals ganz kleinen Wohnung, mein Sohn war im Ausland. Der Wind, und der Regen prallten so stark an die Fensterscheiben, dass ich mich an die Eingangstür drückte, um eventuelle Verletzungen zu vermeiden, sollte es ein altes, schlechtes Fenster nicht ausgehalten haben. Neben mir saß einer von meinen zwei Hunden, und zitterte vor Angst, total davon betroffen. Es war sehr laut. Zum Glück dauerte es nicht sehr lange. Als es wieder still wurde, konnte ich zuerst den Geruch vom frischen Holz spüren, eine Viertelstunde später die elektrischen Sägen hören. Am nächsten Tag, als ich aus meinem Fenster schaute, konnte ich die Aussicht nicht mehr wiedererkennen: Fast alle alten Kastanienbäume, die auf dem alten Friedhof gegenüber wuchsen, haben ihre Kronen verloren.

Ich habe also auch deswegen Angst vor der Kraft des Windes...

Mit herzlichen Grüßen
Christine

Manfred36

Mein Sohn, im Kirchen-Musikchor
spielte so gern laut die Posaunen.
Doch jenseits dann von Tür und Tor
hört auch den Wind er gerne raunen.
Den Drachenwind, er sollte pfeifen
und seine Drachen kräftig greifen.
Da war nicht Nichts in beiden Fällen.

 

Christine62laechel

@Manfred36  

Also doch, der Wind ist kein Nichts; ich wollte ihn nur in meinem Gedicht reizen, damit er verschwindet. Ich vertrage windige Tage nicht gerade gut.
Der Wind kann Erinnerungen erwecken, Gedanken bringen, auf die man sonst vielleicht nicht kommen würde... Ob das etwas in Ordnung bringt, wie es Brigitte am Meer gerne erlebt? Ich glaube, darüber kann man selber entscheiden: Ob man den Wind auch positiv wirken lässt. Es muss auch aber nicht leicht sein.

Roxanna

Ich liebe es, liebe Christine, mich ordentlich vom Wind durchpusten zu lassen, ganz besonders am Meer 😉. Schon Rilke sagt in einem seiner Gedichte

Herr: Es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß.
Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren
und auf den Fluren laß die Winde los.

 
Wind kann, wenn er nicht zum Sturm ausartet, "reinigen", er nimmt alles mit.

So verschieden sind die Menschen, liebe Christine 😉.

Herzlichen Gruß
Brigitte

Christine62laechel

@Roxanna  

Liebe Brigitte, das muss ich also beneidenswert finden: Freude über den Wind! Als Kind hatte ich den auch gern; der Wind imponierte mir einfach mit seiner frechen Freiheit. Damals würde ich so etwas nicht wagen. :)

Den Rilke liebe ich. Und das Gedicht, das du in deinem Kommentar zitiert hast, gehört neben dem "Panther" zu meinen beliebtesten. Wie schön, dass es große Dichter gab/gibt, nicht wahr?

Mit lieben Grüßen
Christine

Syrdal


Und doch, liebe Christine, müssen wir uns an die Herbstwinde gewöhnen, sie akzeptieren – ob wir wollen oder nicht. Sie haben in diesen Septembertagen jedes Recht auf ihrer Seite! Immerhin aber dürfen wir noch auf einen „Goldenen Herbst“ hoffen mit sonnenmilden Tagen – vielleicht schon im nahen „Altweibersommer“ mit den prächtigen Chrysanthemen-, Astern- und Dahlienblüten oder dann im Oktober, wenn das bunte Laub fröhlich zu Boden schwebt… So hat jede Jahreszeit ihren ganz besonderen Reiz und allerfeinste Schönheiten.

Mit Abendgrüßen freut sich auf farbenfrohe Herbstbilder
Syrdal

Christine62laechel

@Syrdal  

Es ist so gut, lieber Syrdal, wenn man die Dinge so nehmen kann, wie sie sind. Noch ist das kein Demut, aber etwas Ähnliches, dieses ruhige Abfinden. Doch der Wind macht es einfach schwer, denn er lässt alles in dunklen Farben sehen. Es kann sowohl mit den Luftdruckschwankungen selbst zusammenhängen, als auch mit deren Folgen - mit verschiedenen Beschwerden also.

Hier wurde es heute sonnig, der Wind hat meinem Befehl gefolgt, man kann sich also ruhig auf die farbenfrohe Herbstbilder freuen.

Mit Grüßen
Christine


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