Serie über Sprichwörter und deren Ursprung und Bedeutung, Teil 2


Serie –Teil 2

„Redensarten – verständlich gemacht“

von ST-Mitglied „BochumerJung“

Einen recht beträchtlichen Teil unseres alltäglichen Sprachgutes bilden Redensarten und redensartliche Wendungen bzw. Ausdrücke, die der „einfache Mann“ genauso gebraucht wie der so genannte „Gebildete“. Das Auffallende daran ist, dass alle ihren Sinn verstehen - mag der Wortlaut und Ursprung auch für die meisten Menschen unverständlich sein!

Dies muss nicht so bleiben, in einer zweimonatigen Serie möchte der Autor diesen allgemein bekannten Redensarten einmal auf den Grund gehen und deren Entstehung und ursprüngliche Bedeutung den SeniorenTreff-Mitgliedern durch Erläuterungen und Erklärungen näher bringen. In einwöchigem Wechsel-Turnus werden je eine oder auch

„Auf dem Holzwege sein“

In der Bedeutung: „auf dem falschen Weg, im Irrtum sein“

Im Wald sind die Holzwege nur zum Abfahren und Ziehen des Holzes gedacht, sie führen aber (anders als die normalen Waldwege) nicht zu Orten, Behausungen oder bestimmten Zielen. Überdies sind Holzwege zumeist in einem besonders schlechten Zustand. Der Wanderer, der also auf einen Holzweg gerät, läuft gewöhnlich in eine von Rad- und Schleifspuren zerfurchte Sackgasse!

„Jemandem etwas anhängen“

In der Bedeutung: „Etwas Nachteiliges über einen anderen erzählen“

Diese Redensart erinnert an die sinnbildlichen Strafen, die im Mittelalter üblich waren. Die Strafe wurde der Öffentlichkeit auch äußerlich sichtbar gemacht, um sie einerseits zu verschärfen und andererseits eventuelle Nachahmer abzuschrecken. Dem verurteilten Missetäter wurde das Sinnbild des Strafanlasses um den Hals gehängt; so dem Dieb der gestohlene Gegenstand, streitsüchtigen Weibern ein Besen oder Buhlerinnen Steine von obzöner Form. An die Tatsache, dass diese Dinge häufig von den Deliquenten auf dem Rücken getragen werden mussten, erinnert die Redensart „der hat allerlei auf dem Buckel“.


„Sich etwas hinter die Ohren schreiben“

In der Bedeutung: „es sich genau merken, damit man es nicht mehr vergisst“

Diese auch heute noch oft gebrauchte Redensart geht auf einen alten deutschen Rechtsbrauch zurück, der vornehmlich in Bayern sogar bis in die jüngere Zeit geübt worden ist. Wenn ein Schatz gefunden, ein Grundstein gelegt oder ein wichtiges Grenzzeichen gesetzt wurde, zo man zu der Versammlung der Männer und Frauen auch Kinder hinzu, damit auch die nächsten Generationen noch „lebende Zeitzeugen“ besaß, die von dem Geschehen und dem Ereignis Kunde geben konnten. Damit diese Kinder dies auch fest im Gedächtnis behielten, zog man sie tüchtig an den Ohren, gab ihnen eine kräftige Maulschelle (Ohrfeige) oder stauchte sie auf die neu gesetzten (Grenz-) Steine – damit diese rabiate Methode ihnen auch ein Leben lang in (unangenehme) Erinnerung blieb.

In der 39. Kalenderwoche befassen wir uns mit drei weiteren Redensarten. Ihr findet dann die Erklärung für „Kein Blatt vor dem Mund nehmen“ und „Einem Brei um’s Maul schmieren“ sowie „der berühmte langsame Amtsschimmel“.

Wiedergegeben von
BochumerJung
im August 2013

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Kommentare (4)

ehemaliges Mitglied Hallo, Bernd, es ist immer wieder spannend, wenn man erfährt wie Redensarten entstehen.

Schwarzkehlchen.
ehemaliges Mitglied freue mich auf die nächste redensart.
lg.basta/helmut
qilin Wenn die Karte wieder in Heidelberg landete, müsste der Satz doch vom ersten, ursprünglichen Inhaber stammen, nicht vom dritten - auch hieß ja nur jener 'Hase'?

() qilin
ehemaliges Mitglied Hallo Bernd!

Ich bin hier in der ST Deutsch zu lernen. Ich freue mich, dass du diese Serie schreibst. Ich bin eine Ungarin, und lebe ich in Ungarn.
Liebe Grüße von Zsuzsi/Susi

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