Napoleons Truppen hatten Dessau im Anhaltinischen besetzt. Seine Soldaten, nicht immer nur Franzosen, wurden in die Häuser der nicht gerade armen Stadt einquartiert. Die Soldaten mussten von den Einwohnern versorgt werden.

Auch bei der Familie Müller war ein Soldat eingezogen. Die Tochter, Eleonore Müller geborene Reil [#33], des jüngst verstorbenen Hof- und Weißbäckermeisters in Dessau, Johann Reil [#66], war Ehefrau des Handschuhfabrikanten und Beutlermeisters Ludwig Müller [#32], dessen Vater, Johann Müller [#64] war Reit- und Kurschmied beim Prinzen Eugen zu Anhalt Dessau, 4.Sohn des Alten Dessauer.

Eleonores Mann war nicht zu Hause, stand also im Felddienst gegen die Franzosen. Der „Franzose“ erdeistete sich und belästigte Eleonoren. Das ließ sich die Mutter von sechs unmündigen Kindern nicht gefallen. Sie ging zum Kommandanten der Besatzung in Dessau und bestand auf gerechte Bestrafung des Angezeigten.

Der Mann sollte zur Strafe eine Nacht an das Rad einer Kanone gefesselt zubringen. In der lausig kalten Nacht ist das Opfer in seinem Uniform-Mantel erfroren.
Eleonore erhielt die Knöpfe des Mantels, ganze sieben, goldschimmernde Knöpfe zum Beweis übergeben. Ob sie das so erwartet hatte?


Unsere Mutter hat bei ihrer Reise aus der Britischen Besatzungszone noch einmal an den Ort in der Sowjetischen Zone, um unseren zurückgelassenen Hausstand aufzulösen, ausgerechnet auch diese sieben Knöpfe zu den acht Zentnern Reisegepäck getan.

Wir sind sieben Geschwister. Also könnte jedes von uns eine Knopf bekommen. Doch … wer hat sie jetzt bei der Auflösung der elterlichen Wohnung an sich genommen, sie gerettet?

Wer von den Geschwistern die sieben Knöpfe in Besitz hat, möge sie zusammenhalten, damit unsere Geschichte weiter leben kann. Ich bin froh, dass ich sie nicht verwahren oder verteilen musste. Zu oft bin ich „abgebrannt“, habe meine Hausstände aufgeben müssen.

Anmerkung:
Die Zahlenangaben beziehen sich auf die Nummern in unserer von unserem Vater 1923 eröffneten Ahnentafel, wir Kindern sieben an der Zahl, haben die Nummern [#1a] bis [#1g] erhalten.


ortwin


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Kommentare (7)

Traute wer noch in der Mitte des Leben steht, kann die nostalgischen Rückblicke in die eigene und die Chronik der Ahnen nicht verstehen.Das kommt später. Meistens.
Aber es gibt auch Menschen(beneidenswert) die leben nur im Heute.Das hat was für sich wenn es einem sehr gut geht.
Wenn aber nicht, dann sind doch die Rückblicke ein Schatzkästlein in dem wir tüchtig wühlen sollten.
Auch das nachlassen des Körpers mildert sich wenn wir in unseren Fotos Trost finden.
Durch diese Sichtweise ist das Leben scheinbar länger, weil man die Überlieferungen der Ahnen zu den seinen fügen kann.
Bei mir leider wenig vorhanden, was nicht im Kopf über die Grenze getragen wurde war verloren. Die Russen selber hatten ja nichts davon, aber Bilder und Papiere durften bei der Ausweisung nicht mitgenommen werden.
So habe ich nur zwei Bilder von meiner Mutter, die bekam ich von ihrer Schwester die über Litauen nach der BRD kam. Nach der Wende überreichte sie mir diesen wertvollen Schatz.
Ich wünsche Dir noch viel Erfolg und bald die Chronik,
Traute

ortwin Mir stehen hier z.Zt. nicht die Unterlagen zu Dessau zur Verfügung.

Wikipedia:
http://de.wikipedia.org/wiki/Leopold_I._(Anhalt-Dessau)

Solche Nebensächlichkeiten, wie die wahre Geschichte mit den sieben Knöpfen, waren unter der Zensur auch damals keine Pressemitteilung wert. Wen interessiert so etwas heute noch.

Ich schrieb die in unserer Familie bekannte Geschichte auf.

Meine Schwester Eleonore hat sie in Verwahrung!
Basta
finchen Du, das mit den sieben Knöpfen, ist nirgendwem bekannt. Ich habe es auch in Lexika und Google recherchiert, sogar mein Großcousine in Dessau angerufen, doch es führte zu keinem Ergebnis. Allen Befragten fielen sofort die "Sieben Säulen" ein, die stehen aber in keinen Zusammenhang mit Deiner Geschichte.
Vielleicht hängt es mit den Gebrüdern Grimm zusammen und dem König Drosselbart - da gibt es ja eine Ähnlichkeit in Tätigkeit zu Vater Franz.
Laß gut sein- wir haben bestimmt noch mehr Spaß an unserer Ahnenreisen. Macht Spaß!
Liebe Grüße
Dein Moni-Finchen
ortwin Es waren Dessauer DDR'ler, die sich auf die Auslobung meines Vater in Bezug auf die Ahnenforschung ein Deputat erbaten, ehe sie zur Sache etwas mitteilten. Und alles war dann doch nur Mist.
ortwin
ortwin Leopold I., Fürst von Anhalt-Dessau, genannt „Der Alte Dessauer“ (* 3. Juli 1676 in Dessau; † 9. April 1747 in Dessau), war Fürst von Anhalt-Dessau, der erste wichtige preußische Heeresreformer und einer der populärsten preußischen Generäle.

Friedrich Heinrich Eugen Prinz von Anhalt-Dessau (* 27. Dezember 1705 in Dessau; † 2. März 1781 in Dessau) war der vierte Sohn von Fürst Leopold I. von Anhalt-Dessau und seiner Ehefrau Reichsgräfin Anna Luise Föhse.
An der Regierung des Fürstentums Anhalt-Dessau war er nie beteiligt.
Zum Gedenken an der Verstorbenen errichtete man im Dessauer Palaisgarten ein Pyramidengrab. Es wurde 1952 abgetragen.


[#128] Müller, Christian Gottfried
Reitschmied, Stallinspektor zu Dessau Anhalt
* err. 07.02.1703, …….
oo etwa 1732 ……. [#129] Bierwirth, Dorothea
+ 16.07.1762, Dessau
[#64] Müller, Johann Theophilus
Reitschmied, beim Prinzen Eugen zu Dessau Anhalt
* 30.04.1741, Dessau
oo II 18.07.1775, Dessau [#65] Bernhard, Johanna
+ 28.06.1783, Dessau

Anhand der Taufpaten der Kinder kann man die Stellung des Reit- und Kurschmiedes bei Hofe erkennen, es waren die „Brötchengeber“. Der Reitschmied war der Mann, der für Reitstall, Veterinärwesen und Einkauf von Rössern stand, aber auch bei Kriegen mit der Truppe hinaus musste.

Da unsere Müller-Linie erst mit Christian Müller nachgewiesen werden kann, ist anzunehmen, dass er aus dem Ostpreussischen, mit den Trakehnern „eingekauft“ worden war, wo der Preussische Hof seine Reiterei bezog.


ortwin
ortwin Mein Vater hat die Genealogie sehr ernsthaft betrieben. Eine Masse von Urkunden (festgehalten auf Foto-Glasplatten, die jetzt mein Bruder aufbewahrt)zeigen zu jedem Vorfahren die Beweise.
Ich habe seine Bücher, die Mutter 1946 bei Ihrer Reise nach Berlin dem Vater in den Westen mitbrachte, dass er weiter machen konnte, via dBase abgetippt, besitze wenigsten einen Ausdruck davon. Und wenn das stimmt, dass mein Freund in dem Wust von Computer-Material, das ich ihm mal übergab, noch die Datenträger "Ahnen" von mir gefunden hat, dann ... ja dann kann ich jetzt das Ganze noch einmal regenerieren.
Finchen! Siehe nicht Alles, was uns überliefert wurde, als Mist an. Sonst müsstest Du auch die Kolosse in Chemnitz abbauen lassen.
Nein, auch eien Sage, Fabel, Mär hat einen guten Sinn.
Ich grüße Dich
Dieter / ortwin
finchen diese Geschichte habe ich als Dessauer Kind noch nie gehört.
Es macht mich sprachlos.
Der "alte Desauer" war doch Vater Franz?
der noch heute in Bronze gegossen auf dem Schloßhof steht.
Ich werde nachforschen, nee Du, so wirklich glaube ich die Geschichte mit den Sieben Knöpfen nicht.
Was soll es auch - Die Alten haben genügend Mist gebaut, was kümmert uns das heute noch .
Ganz liebe Grüße
Dein Moni-Finchen

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