Siegfried Lenz "So zärtlich war Suleyken"


Siegfried Lenz


Liebe ST-lerinnen, liebe ST-ler, 😃
 
heute möchte ich ein Buch vorstellen, das ich bereits vor 15 Jahren, nämlich im März 2006 auf meiner damaligen Seniorenhomepage vorgestellt hatte. Ich finde das Buch auch jetzt noch so ansprechend und anheimelnd, dass ich mir die Mühe gemacht habe, es für diesen Blog im ST noch einmal aufzubereiten.
 
Vieles hat sich seit dem Jahre 2006 natürlich geändert. So ist auch der Autor Siegfried Lenz in der Zwischenzeit verstorben. (* 17. März 1926 in Lyck, Ostpreußen; † 7. Oktober 2014 in Hamburg) Aber sein besonderer Humor, der in dem hier vorgestellten Buch zum Ausdruck kommt, bleibt ja für immer bestehen und wird und kann auch heutige Leserinnen und Leser - trotz Coronakrise, oder gerade deshalb? - erreichen und erfreuen.
 
 
Siegfried Lenz
 
 
So zärtlich war Suleyken
 
 
"Man möchte sich vor dieses Buch hinstellen wie vor eine Jahrmarktsbude und ausrufen: "Treten Sie ein, meine Damen und Herren, in dieses lustige Irrenhaus!"
 
WELT am SONNTAG, Buchdeckel-Rückseite 
 
 
 Meine damaligen Gedanken zum Buch
 
Von Siegfried Lenz jetzt hier ein Buch vorzustellen, ist für mich eine besondere Freude, denn zufällig habe ich mitbekommen, dass er am 17. März 2006 80 Jahre alt wird. Ich greife daher die Gelegenheit beim Schopfe, ein wunderbares Büchlein von ihm vorzustellen: "So zärtlich war Suleyken".
 
Am Schluss dieses Buches gibt der Autor "diskrete Auskunft über Masuren", in dem die 20 Geschichten spielen:
 
"Im Süden Ostpreußens, zwischen Torfmooren und sandiger Öde, zwischen verborgenen Seen und Kiefernwäldern waren wir Masuren zu Hause - eine Mischung aus pruzzischen Elementen und polnischen, aus brandenburgischen, salzburgischen und russischen.
 
Meine Heimat lag sozusagen im Rücken der Geschichte; sie hat keine berühmten Physiker hervorgebracht, keine Rollschuhmeister oder Präsidenten; was hier vielmehr gefunden wurde, war das unscheinbare Gold der menschlichen Gesellschaft: Holzarbeiter und Bauern, Fischer, Deputatarbeiter, kleine Handwerker und Besenbinder. Gleichgültig und geduldig lebten sie ihre Tage, und wenn sie bei uns miteinander sprachen, so erzählten sie von uralten Neuigkeiten, von der Schafschur und vom Torfstechen, vom Vollmond und seinem Einfluß auf neue Kartoffeln, vom Borkenkäfer und von der Liebe. Und doch besaßen sie etwas durchaus Originales - ein Psychiater nannte es einmal die 'unterschwellige Intelligenz'. Das heißt: eine Intelligenz, die Außenstehenden rätselhaft erscheint, die auf erhabene Weise unbegreiflich ist und sich jeder Beurteilung nach landläufigen Maßstäben versagt. Und sie besaßen eine Seele, zu deren Eigenarten blitzhafte Schläue gehörte und schwerfällige Tücke, tapsige Zärtlichkeit und eine rührende Geduld." (S. 141 des Buches)
 
 
Zum Inhalt:
 
Ich habe einige der Geschichten aus dem Buch  in ihren wesentlichen Zügen dargestellt, einfach, um den Lesern und Leserinnen Lust zu machen, das Büchlein mit seinen 20 Geschichten einmal selbst zu lesen. Wenn denn zur Genüge Muße mitgebracht wird, kann dies zu einem Erlebnis mit vielen Lachern werden!
 
 
Die erste der masurischen Geschichten: "Der Leseteufel"
 
Wie ein 71-jähriger Mann das Lesen erlernt und über das Lesen eines zufällig im Jagdhaus entdeckten Buches vergisst, dass er eigentlich dort ist, um das Dorf, seinen Kameraden und sich gegen eine anrückende Bande mit der Flinte zu verteidigen. Der Bandenanführer ist über den lesenden alten Mann, der auch nicht aufhört zu lesen, als die Bande ins Jagdhaus eindringt, so verduzt und erschrocken, dass er mit der Bande unverrichteter Dinge das Weite sucht!
 
Die zweite der masurischen Geschichten: "Füsilier in Kulaken"
 
Die dritte der masurischen Geschichten: "Das war Onkel Manoah"
 
Die vierte der masurischen Geschichten: "Der Ostertisch"
 
Die fünfte der masurischen Geschichten: "Das Bad in Wszscinsk"
 
Die sechste der masurischen Geschichten: "Ein angenehmes Begräbnis"
 
Die siebte der masurischen Geschichten: "Schissomirs großer Tag"
 
Die achte der masurischen Geschichten: "Duell in kurzem Schafspelz"
 
Die neunte der masurischen Geschichten: "So war es mit dem Zirkus"
 
Die zehnte der masurischen Geschichten: "Der rasende Schuster"
 
Wie ein kleiner und schmächtiger Schuster gegen den besten Schwimmer einen Schwimmwettkampf eingeht, um durch seinen Sieg bei diesem Wettkampf zu beweisen, dass er, der Schuster, die Wahrheit gesprochen hat; im Wettkampf natürlich erst weit hinter dem Superschwimmer zurückbleibt, von einem Pferdeapfel, der im Wasser neben ihm schwimmt aber so belästigt wird, dass er den besten Schwimmer einholt und mit diesem auf einer Höhe durchs Ziel schwimmt!
 
Die elfte der masurischen Geschichten: "Die Kunst, einen Hahn zu fangen"
 
Die zwölfte der masurischen Geschichten: "Eine Kleinbahn namens Popp"
 
Die dreizehnte der masurischen Geschichten: "Die Reise nach Oletzko"
 
Die vierzehnte der masurischen Geschichten: "Sozusagen Dienst am Geist"
 
Die fünfzehnte der masurischen Geschichten: "Eine Sache wie das Impfen"
 
Die sechzehnte der masurischen Geschichten: "Der Mann im Apfelbaum"
 
Die siebzehnte der masurischen Geschichten: "Die große Konferenz"
 
Die achtzehnte der masurischen Geschichten: "Eine Liebesgeschichte"
 
Wie ein Holzfäller ein Mädchen beim Wäschewaschen am Fluss beobachtet, sich in es verliebt, beschließt, es zu heiraten, sich noch am selben Morgen vom Pfarrer seinen Taufschein holt, wieder zum Fluss geht, dem Mädchen Lakritze anbietet und ihm dann seinen Taufschein mit den Worten übergibt: "Kannst lesen?" Das Mädchen nickt, liest den Taufschein in aller Ruhe - und die Ehe ist nun gemeinsame beschlossene Sache!
 
Die neunzehnte der masurischen Geschichten: "Der Schlüssel der Prophezeiungen"
 
Die zwanzigste der masurischen Geschichten:  "Die Verfolgungsjagd"
 
 
           
Über den  Autor:
 
Siegfried Lenz war ein bekannter und bedeutender Schriftsteller im Nachkriegsdeutschland. Die Biografie, die ich von ihm 2005 noch in meinem Blog hatte, habe ich hier nicht mehr mit hineingenommen.  
Wer sich über ihn und sein literarisches Werk  doch einmal kundig machen möchte, dem sei der entsprechende Blog bei Wikipedia empfohlen.
 
Gern empfehle ich noch ein Video vom September 2020, das ich jetzt auf YouTube gefunden habe und in dem der Schriftsteller Arno Surminski, der aus Masuren stammt, "So zärtlich war Suleyken"" von Siegfried Lenz auf eine interessante Weise vorstellt.
 
https://www.youtube.com/watch?v=LT55dkFZ0z0
 
 
 
Ich wünsche eine gute Zeit,
bleiben Sie gesund, 🍀
 
Angeli44
 
 
Bild oben: Buchumschlag des vorgestellten Buches

 


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Kommentare (3)

ahle-koelsche-jung

Dieses Buch ist absoluter Kult. Habe es vor ca. 50 Jahren gelesen und es befindet sich immer noch in meinem Besitz. Eigentlich eine gute Idee es nochmal "auszukramen" und mit "heutigen Augen" zu lesen. 
Besten Dank für die Erinnerung an dieses Werk.

VG a-k-J

ladybird

Liebe Angeli 44,
Dein Lesetipp hat mich an  meine Reise durch die Masuren sehr erinnert, dabei las ich dieses Buch und war dem Autor wie auch allen seinen Geschichten sehr nahe---diese Landschaft ist schon besonders und etwas anders, wie auch die dort lebenden Menschen.Und so war das Lesen dieser Geschichten eben auch "besonders"....
bleib auch Du "virenfrei" und besten Dank für Deine so übersichtliche Arbeit
herzlichst grüßt
ladybird

 

Rosi65

Danke für den Tipp, liebe Angeli44!

Da ich die Werke von Siegried Lenz schätze, aber nicht alle kenne, werde ich mir dieses Buch mal vormerken.

Herzlichen Gruß
    Rosi65


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