Sinnvoll?

 
Ich stelle mir seit einiger Zeit immer wieder mal die Frage, ob die Texte, die in meinem Blog so regelmäßig unter die Leute gebracht werden, überhaupt jemand interessieren? Eigentlich bin ich kein Anhänger des sogenannten »Ich-Reports«, das heißt, ich liebe es gar nicht, etwas zu schreiben, das mich allein etwas angeht.
       So manches Mal scheint es interessant zu sein, was man so erlebt, ich gebe zu dass ich auch so manches Ereignis als Aufhänger benutze, um mehr oder weniger spannende Lebensepisoden auf den Markt zu bringen.
       Als ich vor vielen Jahrzehnten damit begann, Kurzgeschichten und Berichte zu schreiben und auch in Wochenblättern auszuarbeiten, gab es nur wenige Themen aus meiner privaten Perspektive, deren Aufzeichnungen ich - im Gegensatz zu heute - für wert befand, überall gelesen zu werden. Wenn es mal geschah, waren es meist nur Kommentare zu Problemen, die viele Menschen interessierten.
       Diese »Ichologie« hat mit der Zeit viele Schreiber infiziert. Auch mich so manches Mal, gebe ich ja zu! Der Versuch, diese »philologische Krankheit« zu bekämpfen, scheitert oft an der eigenen Unfähigkeit, alles aus einer gewissen Entfernung sehen zu können! Und dabei - das weiss ich aus eigener Erfahrung, bringt ein Thema, das nicht mich selbst, sondern irgendeinen anderen Menschen betrifft, viel mehr Spannung in den Ablauf einer Erzählung. Dabei darf ich ja ruhig meine eigenen Erlebnisse benutzen, ich darf sie jedoch nicht in in dieser Textform ausleben! Ich denke, Schulaufsätze nach dem Schema »Meine Ferien« sind nicht unbedingt berauschend, oder?
       Ab und zu ertappe ich mich, wie ich über die Frage nachsinne, ob es überhaupt jemand interessiert, wenn ich dieses oder jenes Thema hinterfrage und darüber schreibe. Woran ich mich aus meiner Kindheit erinnere? Was ich erlebt habe? Was mir widerfuhr? Ist das so interessant? Immerhin beschäftigen mich diese und einige andere Fragen seit einiger Zeit des Öfteren. Bestimmt liegt das an meinem Lebensalter?


 

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Kommentare (6)

Syrdal


Lieber Pan, würden wir durchs Leben schlürfen, ohne je wenigstens einige markante Dinge zu hinterfragen, müssten wir uns in der Endphase unserer Tage letztlich selbstkritisch die Frage stellen, was wir aus unserem Leben gemacht haben… ob wir „gelebt“ haben…
Wir, die wir – um es mit Zurückhaltung auszudrücken – kaum beschreibbar harte Zeiten er- und überlebt haben, müssen doch unbedingt vieles hinterfragen, was wir im Bewusstsein unserer Lebenserfahrungen im Hier und Jetzt beobachten und teils wieder-erleben.
Ich bin sicher, dass auch unsere Eltern vieles hinterfragt haben. Aber sie haben darüber nicht oder kaum gesprochen. Sicher war der tagtägliche Überlebenskampf ungemein kraftraubend und hat sich – zumindest bei uns im Osten – über lange Zeit hingezogen.
Ich erinnere mich nur an eine gravierende Bemerkung meines Vaters, der irgendwann von einer Zusammenkunft mit was weiß ich für welchen Leuten nachhause kam und – wohl ziemlich verärgert oder auch enttäuscht – sagte: Das ist jetzt alles schon wieder genau so wie bei Hitler! Genauer ist er nicht geworden, aber mir – ich war damals etwa 7 oder 8 Jahre alt – hat sich das so tief eingebrannt, dass ich mich zeitlebens nie in irgendeiner Weise auch nur im geringsten einer politischen Richtung oder gar Partei angeschlossen habe – bis heute nicht!
Doch denke ich, wir – vor allem wir Lebenserfahrene – sollten das Geschehen rundum viel mehr hinterfragen und uns dort, wo es uns nötig erscheint, laut und deutlich dazu äußern.
Und so gesehen sind dein Ich-Erlebnisse und Geschichten und Betrachtungen ungemein wichtig. Wenn wir nicht hinterfragen, wer sollte, wer könnte es dann überhaupt sonst tun?

...meint hinterfragend
Syrdal

Pan

Lieber Syrdal,  

natürlich ist es wichtig, alle Dinge zu hinterfragen. Es wäre ja alles sinnlos, wenn wir einfach alles fressen, was uns angeboten wird. Auch der Vergleich mit vorigen Zeiten ist oft angebracht, weil nur er eine Meinung erforderlich macht, die uns zu kritischen Menschen macht. 
Schwierig wird es nur, wenn die Meinung von den Medien - und die meine ich - einfach übernommen und als eigene Haltung postuliert wird! Dann komme ich mit der eigenen Erkenntnis ins Schleudern und kann nichts mehr dagegensetzen.
Dieses: "Herr 'X' hat sachgemäß ausgeführt und deshalb ist es auch wahr ..." stellt sich dann als Argument dar, das ich kaum widerlegen kann, auch wenn es real die Unwahrheit ist! 
Ich muss es also stehen lassen und bin dann unzufrieden.
Ich denke, die Aussage deines alten Herrn hat seine Bewandnis - warum auch immer!

mit Sonntagsgrüßen
Horst
 

werderanerin

Ja, lieber Horst, diese Frage stellt sich vielleicht jeder, der hier etwas einstellt, egal was es ist. Mir geht es ähnlich, nur stelle ich fast nur Berichte über meine Freizeit/Urlaub o.ä. ein, alles untermalt mit Bildern, die hoffentlich dann auch ankommen...

Nachdem ich aber schon so einiges hier preisgegeben habe, positive Feedbacks habe, weiß ich einfach, dass es immer User gibt, die es interessiert und das sagt mir dann, mach es weiter.

Worauf ich aber achte..., ich versuche es wohldosiert und nicht überladen zu präsentieren, möchte nicht, dass dann ggf. doch Langeweile aufkommt. Das ist mir wichtig!

Fazit: ich persönlich lese das, was mich interessiert, heißt auch, dass es nicht alles ist aber dazu hätte ich auch garnicht die Zeit und Lust. Also...alles gut so, wie es ist!

Deine Anregungen, lieber Horst sind immer nachdenkenswert, fordern heraus und somit empfinde ich sie gut.

Kristine

Pan

@werderanerin  
Na klar, nicht alles Geschriebene kann man lesen, es wäre eine fürchterliche Sache, alles zu konsumieren, das da aufgetischt wird.
Wenn ich alles essen müsste, was auf der Speisekarte steht - oha, das gäbe ein Drama! 

Deshalb ist ja das Wort Auswahl schon angebracht. Und auch diese darf nicht allzu gross sein, sonst augen1.gif

Rosi65

Lieber Horst,

die eigene erlebte Geschichte bildet eigentlich nur die Hülle, die dem Erzähler zur Verfügung steht.
Viel interessanter sind seine Gedankengänge dazu, mit denen er sich dabei auseinandersetzt, denn das ist der eigentliche Kern der Sache.

Das können Gedankenfetzen aus seiner Erinnerung sein, also aus der Zeitebene des realistisch Erlebten, oder aber auch ganz neue Gedankengänge, die den Erzähler plötzlich beim Aufschreiben bewegen. Erst bei dieser Mischung kann auch ein „Ich-Report“ sehr lesenswert sein.
Und in Deinen Erzählungen lässt Du Deinen Gedanken immer viel Raum.😉

Viele Grüße
   Rosi65
 

Pan

@Rosi65  
Und genau das ist es, an dem ich meine Freude habe: Die Gedankengänge des Lesers! Einfach eine erzählte Story aufnehmen und dann abhaken --- das halte ich nicht für ausreichend. Dann lieber gar nicht erst lesen.
Dazu aber kommt das ins Spiel, das ich vor Tagen beschrieb: Der Titel!
Sagt mir die Überschrift nichts, dann mag die Geschichte noch so gut sein, ich bin dann abgelenkt und muss mich zwingen, überhaupt weiterzulesen.
Schade, so manch guter Beitrag fällt dann (bei mir) ins Nirwana.
Ich grüße Dich - 
Horst


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