Dienstagmorgen viertel nach acht
hab ich mich auf zum Schwimmbad gemacht
mit dem Auto ist es nicht weit,
dann 50 m laufen, … dafür brauch ich viel Zeit

ich quäl mich aus dem Auto raus
zum Glück sieht´s nicht nach Regen aus
setz meinen Rucksack auf den Rücken
und nehm zur Stütze meine Krücken

50 m bis zum Glück
zehnmal kurz verschnaufen
ich kämpf mich vorwärts Stück für Stück
bin froh, denn ich kann noch laufen

hallo, wie schön dich hier zu seh´n
im Wasser wird´s dir gleich besser geh´n
alt bekannte Gesichter zieh´n an mir vorbei
bis 9 Uhr gilt, vier Std bleiben, zahlen nur zwei

endlich steh auch ich an der Kasse
wie ich diese Krücken hasse
hab die Geldkarte in der Hand
und 10€ Schlüsselpfand

nun fällt meine Krücke um
der Chip rollt unter den Tresen
meine Beine zittern,
sie nehmen mir das Laufen krumm
dass ist ein echter Marathon gewesen

jetzt kommen auch meine Freundinnen
begrüßen mich mit lautem Hallo
der Spaß im Wasser kann beginnen
ich war schon lang nicht mehr so froh

beim Umkleiden hilft mir meine Cousine
sie ist eine richtige Frohnatur
ich mach dich nackig, sagt sie mit lüsterner Mine
für dich gibt’s heute Badespaß „pur“

das warme Nass ist einfach herrlich
die Wassergymnastik ziemlich beschwerlich
ich schnapp mir ´ne Nudel und lass mich hängen
ich unterlieg ja keinen Zwängen

10 Uhr, es ist Frühstückszeit
danach will ich in die warme Sole
doch es kommt gar nicht so weit
„alle müssen raus, zum eigenen Wohle“


Feueralarm, es brennt, es brennt
packt eure Sachen ein und rennt
endlich angekommen in der Kabine
wartet dort schon fix und fertig meine Cousine

schnell hilft sie mir in die Brocken
hält in der Hand gerade meine Socken
„Entwarnung“ wir dürfen wieder ins Bad
nur ich hab jetzt die Faxen satt

nächsten Dienstag darf ich bis zur Eingangstür fahren
ein Privileg, denn man kennt mich seit Jahren
Monika fährt dann mein Auto zum Parkplatz
ja, mein Cousinchen ist ein echter Schatz

Wichtel Carola

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Kommentare (5)

amabimus auf die Zähigkeit, mit der Du das Leben samt Behinderung meisterst und Dich nicht zu Hause jammernd versteckst.
Sehr schön, weiter so.
Und Spaß habt Ihr, das sieht und hört man
Grüße von Helene
christl1953 Es geht mir genauso wie Dir .Solange man gerade wege geht ist ja alles gut aber schon kleine Treppen sind ein.
Bei uns ist es bei den S Bahn Stationen aber so,daß zu den Treppen noch zusätzlich Schrägaufgänge da sind.Die treppen wären selbst mit einem Klapp Rollator schwer,wenn man keine Hilfe dabei hat.Aber ich habe auch die feststellung gemacht,daß es sehr viele und zumeist junge nette Leute gibt,die einem Hilfe anbieten.es is erstaunlich und ich ärgere mich ,wenn manche Leute schimpfen,daß die Jugend nicht hilfsbereit ist,Ich habe es anders erfahren auf meinen Reisen nach Berlin und auch nach Österreich wo ich schwere Koffer dabei hatte-mir wurde immer Hilfe angeboten
und zwar nur von jungen Menschen. Ich glaube es kommt schon darauf an wie man sich selbst verhält.
Und wir müssen uns halt auf unser Fahrgerät beschränken und uns damit anfreunden. mit lieben Rolligrüßen und eine schöne barrierefreie Woche dann !
erafina
Das hat Spaß gemacht, zu lesen.
Wie fröhlich...

Dankeschön

erafina
Traute ich wollte ich könnte Euch ein bisschen Kraft aus meinen Preußenbeinen abgeben, jedem soviel, dass er wieder überall hin kann.
Ganz liebe Grüße und viel Besserung,
Traute
finchen verdammt, Dein Gedicht hat meine Beine stark berührt, doch deshalb laufen sie auch nicht besser. Ich kann Dich gut verstehen. 50 Meter können zu 10 Meilen werden, ich weiß wovon wir sprechen. Am Dienstag habe ich einen Termin im Krankenhaus zur Untersuchung - ich will von den Schmerzen weg. Mein Rollator ist zwar eine Hilfe, doch eine Lösung ist das nicht.
Ein Auto habe ich nicht mehr, die Rente ist zu kurz, und mit Bus und Bahn zu fahren, stellt die nächste Hürde dar.
Ich habe mir gestern geschworen - ich fordere die Busfahrer durch meinen Rollator aus der Reserve. Bei der Bahn habe ich die Schwierigkeit, die Stufen in dem Zug zu überwinden.
Jedenfalls werde ich mich jetzt aktiv um diese Problembewältigung kümmern.
Letztens bin ich nach München gefahren - ich muß umsteigen in die S-Bahn und ? Ich schmiß meinen Rollator und meine Tasche rein und krebste mich auf den nächsten freien Platz.
Aber es gibt auch nette Menschen, die mir hilfreich zur Seite standen. Doch will man das?
Und das ist in meinem Kopf das größte Problem.
Wenn meine Dackelinen bei mir sind, dann bricht mir fast das Herz, daß ich nicht so laufen kann, wie die beiden es gerne möchten.
Nun schaue ich erst mal weiter und warte den Arzttermin ab,
so kann es jedenfalls nicht mehr weitergehen.
Also Carola, wir laufen noch bis in die Ewigkeit.............
Sei ganz lieb gegrüßt
das Moni-Finchen

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