Sommerreise 2009 - Kleines Resümee (3) - Achtung: 36 Bilder!


Sommerreise 2009 - Kleines Resümee (3)


Auch der dritte Beitrag bietet – mehr oder weniger systematisch bzw. chronologisch (aber leider nicht vollständig wegen der verlorenengegangenen Bilder [vermutlich mehr als vierhundert Bilder]) – wieder visuelle Impressionen ... dieses Mal von Schildern. Orts- und Straßenschilder.









(3) Weiter mit den Überlegungen zu (m)einer Radreise ...

Warum also macht ein Mensch – zumal ein älterer, ein alter Mensch – eine solche Radreise?
Wohl weniger oder eigentlich gar nicht eignet sich diese Form des Reisens als sogenannte „Selbstinszenierung“; etwa in dem Sinne einer „gesellschaftlichen Selbstdarstellung“. Weder Fahrrad (und die damit erzwungene Beschränkung des Gepäcks; lies: der Garderobe!) noch der Rahmen einer solchen Reise sind die idealen Voraussetzungen für diese Art von Schau oder Show, wie es nicht wenige Menschen lieben: sich permanent selbst präsentieren, den eigenen sozialen Status betonen und hervorheben, sich von anderen abgrenzen – frei nach dem Motto: Wir sind doch wer ...
Dafür eignen sich die klassischen Hotel- und Städtereisen, Kurreisen und Schiffsreisen (etwa auf diesen Massenmusikdampfern der AIDA-Flotte) etc. besser, aber nicht eine Fahrradreise; gegebenenfalls noch mit einem Zelt ... nein, wirklich nicht!
Denn allein die Tatsache, daß ein solches „gesellschaftliches Theater“ (oft nur eine Burleske oder gar nur ein Provinz- und Schmierentheater) das entsprechende Publikum braucht, das man eben auf einer Fahrradreise in der Regel eben nicht hat – vor allem der Alleinreisende und dann noch in den menschenleeren Regionen Ostdeutschlands – , läßt eine Radreise für diese Form der reisenden „Selbstdarstellung“ ungeeignet erscheinen.
















Was bleibt also ...

Die physisch-sportliche Herausforderung. Hier sind Strecke und Zeit die Parameter, nach denen sich solche RadlerInnen richten (etwa in 16 Tagen von München nach Santiago de Compostela).

Das Erlebnis des „gemeinsamen Radelns“ mit einem Partner oder in einer Gruppe; also das Gruppen- und Gemeinschaftserlebnis.










Die Mischung aus sportlichem und landschaftlichem Erlebnis; das so nahe, eben unmittelbare „Erleben“ einer Landschaft, einer Region. Vielleicht auch das Ausgesetztsein gegenüber der Natur und dem Wetter.

Eine gemeinsame Radreise mit festen und markanten Zielen – etwa in Form kultureller „Highlights“ – wäre bzw. ist dann eine Mischung aus etwas sportlich-körperlicher Ertüchtigung mit den Schwer-punkten „Gemeinschaft“ und Absolvieren von kulturellen Sehenswürdigkeiten.













Manchen Radlern allerdings liegt das unmittelbare „Kennenlernen von Regionen, Landschaft und Leuten“, von Orten und Städtchen mehr am Herzen, wobei hier allerdings in nichtdeutschsprachigen Gebieten die profunde Kenntnis der jeweiligen Landessprache letztlich unerläßlich ist.






Dann aber kann eine solche Radreise – dies in der Form der Einzelreise – auch eine besondere Form der Selbsterfahrung sein, als sowohl physische als auch mentale Herausforderung. Dies gegebenenfalls unter Berücksichtigung anderer Faktoren und Situationen. Zum Beispiel hat eine Radreise etwa zum Nordkap (lang, lang ist’s her; vor rund 38 Jahren) etwas durchaus Abenteuerliches an sich ... der Verzicht auf alle Infrastruktur, nur Fahrrad, Zelt, Schlafsack und Verpflegung. Elementares Leben und Erleben, elementare Selbsterfahrung.












Und jetzt spielt das Alter eine wesentliche Rolle. Dies eben sowohl in physischer als auch mentaler Hinsicht. Gleichsam begleitet von der metaphysisch-existentiellen Frage, wie lange man dies, solche Reisen, noch kann und will, wie lange man auf diese Art noch am Leben partizipieren kann.








Nun, die Frage, was denn diese Reise für mich gewesen ist, warum ich eine solche Radreise mache.
Einmal, weil ich seit Jahrzehnten nur solche oder ähnliche Reisen mache; von gelegentlichen Städtereisen (öfters auch beruflich bedingt) abgesehen.
Diese Form zu reisen ist natürlich auch biographisch bedingt; wer längere Zeit etwa in einem Kibbuz (frühe 60er Jahre) gelebt und gearbeitet hat, hat sich u.U. die entsprechende Haltung zur Einfachheit, zum Elementaren antrainiert. Bergwandern, Bergsteigen, Klettern, Wanderungen in Skandinavien verlangen ebenfalls eine solche Haltung, wie überhaupt das einfache Leben draußen in Freiheit, Natur und Wildnis in den skandinavischen Ländern wie Schweden, Finnland und Norwegen etwas Selbstverständliches ist.

Irgendwie war diese Reise und sind solche Reisen für mich – eben unter der Berücksichtigung meines Alters – eine Art kleiner Herausforderung gegenüber dem Leben: Noch lebe ich, noch will ich das und offenbar noch kann ich das.
















(Fortsetzung folgt)

Die olle Bertha
vom Niederrhein





Begleitmusik: Der 3. Satz (Wiedersehen) der Klaviersonate Les Adieux von Beethoven. Es spielt Wilhelm Backhaus.



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Kommentare (3)

niederrhein Kleines Postscriptum

Diese 36 Bildchen stellen nur eine kleinere Auswahl aus dem Sortiment Schilder dar ...

B.
niederrhein Von caput, capitis [lat.] kommt der Ortsname nicht; hier findet sich ein Hinweis in Wikipedia.

Auswertung der Bilder, Texte etc. ... das mache ich ohnehin. In den ST setze ich allerdings sowohl Bilder als auch Texte, weil doch nicht wenige Menschen über eMailsund den hauseigenen PN's ihr Interesse zum Ausdruck bringen.
Allerdings befürchte, doch etliche Menschen bezüglich ihrer Erwartungen zu enttäuschen, denn diese Reise verlief - so zumindest äußerlich - relativ unspektakulär. Es war eine einsame Reise ... manche Tage stundenlang allein durch die Landschaft, durch leere Orte, an der Küste, am Deich geradelt ...

Danke für die lieben Worte!

B.
pelagia wie schön. Wahrscheinlich haben wir nicht die geringste Ahnung, wie viel Mühe Du Dir mit Deinen Berichten für uns machst, liebe Bertha. Ein herzliches Dankeschön.
Die Orts- und Hinweisschilder zu fotografieren ist eine gute Idee. Mein Mann und ich sind viel unterwegs und entdecken oft kuriose Namen. Wir haben ein Spiel daraus gemacht, zu überlegen, was für eine Bedeutung Ortsnamen haben; wie sie zu übersetzen sind, woher sie kommen. Neukloster ist sehr eindeutig, aber Caputh z.B., lateinisch Kopf, die Wortverwandtschaft zu Kapuze, Kappe, cappo fällt auf, aber wie kommt ein Ort zu dem Namen?
Und noch etwas fiel mir ein, ein Zitat eines ehemaligen Kollegen, der gesagt hat: „Wir brauchen weniger Wegweiser, aber mehr Weise am Wege.“
Danke für Deinen Bericht und einen lieben Gruß Deine I-D


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