Sprung ins Ungewisse


   

    Es geschah im September 2018 in Stockholm. Ich kam zurück von Lidl,  den Rucksack schwer bepackt mit Lebensmitteln. Auf Tyska Brinken, etwa 200 m von meiner Altstadtwohnung, zog es mich nach hinten, und ich knallte mit dem Hinterkopf auf das Steinpflaster.
    Ein zufällig vorbei kommende Ärztin alarmierte die Ambulanz. Als der Rettungsleiter mich interviewte, redete ich wohl ziemlich viel Unsinn. Er kam zu dem Schluss, ich sei verrückt geworden. Also husch mit Blaulicht in die St. Göransklinik
    Allein konnte ich dann nicht mehr in meiner Wohnung bleiben.
    Ich erinnerte mich an eine Einladung meiner Tochter, damals noch aus Kenia:
   Lieber Papa, Ich habe es schon mehrmals ausgesprochen und sage es noch mal:
Wil und ich wuerden uns sehr freuen wenn Du fuer unbegrenzte Zeit zu uns kommst und ein volles Mitglied der Familie in Kenia wirst.
   Du bist willkommen und wir haben Dich gerne bei uns!
   Du hast ein Zimmer, einen Liegestuhl im Garten zum Gedichte schmieden, eine Internet     Verbindung und ein kaltes Bier im Kuehlschrank.   Und eine Nilda in der Kueche fuer die leibliche Versorgung.   Nairobi ist nicht so uebel...   Wir erwarten Dich!     J     201217

    Unterdessen hatte mein Schwiegersohn einen hohen Posten bei der Regierung in Dubai bekommen. Also mal ganz was anderes: Arabische, moslemische Umgebung.
    Am 21. Oktober 2018 verließ ich Stockholm mit zwei Koffern. Hunderte von Menschen, die mich kannten und die ich kannte, all mein Hab und Gut, darunter gut gefüllte Bücherregale ließ ich hinter mir, ein Sprung ins Ungewisse.
                Silesio

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Kommentare (6)

silesio

    Danke, Seija, Mut gehört tatsächlich dazu. Aber den habe ich mir schon früher durch kürzere Abstände mit Wohnsitzen "antrainiert". Und wenn nicht körperliche Beschwerden mir Einhalt gebieten würden, würde ich weitermachen bzw. erst recht loslegen.
   Wer wagt, gewinnt .
   Dennoch dir alles Gute in deinem bekannten Bereich
            Silesio

Seija

Lieber Sileso,
Dir ist gelungen, was ich niemals wagen würde.
Ich hätte auch große Angst, meinen Kinder "lästig" zu werden,
wenn ich pflegebedürftig werde. Jeder hofft ja, dass ihm das erspart bleibt,
aber man kann es sich nicht aussuchen.....
Bin auch zu sehr mit meiner Heimat verbunden, habe nie woanders gelebt.
Ich bewundere Deinen Mut und wünsche Dir viel Glück in der neuen Heimat.
Seija

silesio

    Ja, Carola, verschiedene Welten,
Stockholm: Königreich, christlich, kalt und dunkel zur Zeit, von Wäldern und Feldern umgeben,
Dubai: Eines von 7 arabischen Emiraten, moslemisch, heute 27 Grad warm und Sonne, Sonne, Sonne mitten in der Wüste.
              Christoph

 

HeCaro

Zwischen Stockholm und Dubai liegen Welten. Nicht nur geografisch.
Du hast den Sprung gewagt und er ist Dir offensichtlich geglückt.
Das wünsche ich Dir auch weiterhin 

LG Carola 

 

Manfred36


Du erzählst uns/mir deine abenteuerliche Geschichte. Aber sie aus dem Abstand heraus mit zu vollziehen, ist unheimlich schwer. Ich habe auch „Angebote“ von meinen Kindern und hätte keine Hemmungen, mein Haus mit allem drin und dran hinter mir zu lassen. Und hätte es leichter als du, denn keine Sprach- oder ethnische Barriere würde mich davon abhalten. Trotzdem geht mein Kalkül nicht in diese Richtung. Meine medizinische Versorgung (Krebs) ist hier gut und ich lebe in meinem großen Haus völlig frei, manchmal beschwerlich, aber nicht „betreut“. Wie es sich entwickelt, lasse ich dahingestellt. Vorsorgeverfügungen habe ich getroffen.
LG
Manfred
 

silesio

   Meine Geschichte kann und soll nicht die Geschichte eines anderen werden. Sie ist eine Lebensgeschichte unter vielen anderen, wovon auch das ST manches erzählt
   Das Erstaunliche ist nur, selten war ich so zufrieden wie jetzt
              Silesio
   


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