Manch einer - vor finalem Sprung
sucht nach einer Rechtfertigung,
damit er anderer Leut's Gefühl
nicht zu sehr durcheinanderwühl
mit seiner schlussfinalen Tat
die tief in seinem Kopf er hat.

Er glaubet, ein paar Abschiedszeilen
helfen schon die Trauer heilen.
Glaubt, dass er erklären kann,
wie sein Leidensweg begann

So legt er denn auch seinen Schrieb
(damit ja leserlich er blieb!)
säuberlich in 'nem Kuvert
daheim auf seinen Sekretär.

Dann geht er los. Leicht wird sein Herz.
Er spüret keinen Abschiedsschmerz.
Fühlt sich fast Vogelfederleicht,
als er die Brücke dann erreicht.

So steht er da, am Brückenkopf,
spürt kühlen Wind an seinem Schopf,
fühlt frei sich plötzlich - froh und leicht-
er glaubt, er hat sein Ziel erreicht.

Ich hoffe, dass er Frieden hat
für sich nach seiner Horrortat.
Für mich wird von ihm bleiben
nichts als sein Abschiedsschreiben...

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Kommentare (4)

ehemaliges Mitglied Ramires schreibt es sehr treffend: Du bist noch so jung, aber des Lebens Erfahrungen fragen nicht nach dem Alter. So, wie Kinder des Krieges, Kinder des Mißbrauchs nicht nach ihrem Alter gefragen werden und ihr Leben lang schwer an dunklen Gedanken zu tragen haben.

Du machst es richtig! Du schreibst nieder, was Dich bedrückt. Es ist eine Art von Befreiung...
ehemaliges Mitglied dieses "Platz machen" praktiziere ich nicht viel anders, musikschaf. Aber...nach der Lektüre von zwei Deiner Gedichte macht sich einiges an Betroffenheit in mir breit. Du bist doch noch so jung...*Ramires*
kedishia ... besteht zwischen dem vorhergehenden Krebs-Gedicht und diesem. Dennoch beruht das hier auf einer "wahren Begebenheit", die allerdings schon einige Zeit zurückliegt. Doch das macht es auch nicht leichter. Wie bei einer schlecht verdauten Speise stößt mir diese Tatsache immer wieder "sauer auf", meldet sich in dunklen Stunden - und verlangt von mir Gehör. Und am ehesten verschaffe ich ihm Gehör und mache wieder Platz für andere Gedanken, wenn ich es n iederschreibe.
ehemaliges Mitglied ich hoffe, der vorliegend von dir so zutreffend beschriebene Fall befindet sich nicht in Deinem Umfeld. Suizid ist wirklich ein Horror für die Hinterbliebenen. Für denjenigen, der die Tat begeht, ist sie auch keine Lösung. Aber - wer kann sich in einen solchen Fall letzten Endes voll hineindenken. Ich hoffe, dieser Fall hängt nicht mit dem zuvor beschriebenen Krebs-Gedicht zusammen. Es grüßt Dich herzlich Gerd

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