Ein Tante Emma –Laden,
Aber bekannter war das
kleine Lebensmittel – Geschäft Hartenfels.

Paar Schritte hatten wir, von meinem Elternhaus, über die Strasse, um dort einkaufen zu gehen. Ich bekam von Mutti ein Netz in die Hand, und einen Zettel ,wo alles drauf aufgeschrieben war, was ich einkaufen sollte. In diesen Zettel wickelte man das Geld .
Es gab keine befahrene Strassen, sondern nur Holzgaslastwagen, die mit Holz eingeheizt wurden,
Ab und zu kam ein Pferdefuhrwerk mit Milchkannen ,Brennholz, usw, beladen, die von den Dörfern in die Stadt geliefert wurden. Dieser kleine Laden war ein schmaler langer Raum, den man durchgehen konnte ,und am Rebstock wieder raus kam.

Am Eingang stand ein grosses Holzfass, welches mit Eis und Salzheringe bestückt war. Am Ring des Fasses, hing eine grosse Holzgabel.- Heringe zu bekommen , war eine Rarität, und es gab sie nicht oft. und die ganze Familie freute sich , wenn es gebratene –oder eingelegte Heringe gab.
Schön war es dem Herrn Hartenfels zuzuschauen ,wenn er die Heringe in dickes Packpapier einpackte.Er nahm die Heringe an Schwanz und Kopf, einmal links und einmal rechts, wurde das Papier eingeschlagen und zusammengerollt. Das ging so schnell, das meine kleinen Augen es kaum verfolgen konnten.

Für mich war das Zuckerrübenkraut, oder auch Schmunzel genannt , ein besonderer Brotaufstrich.
Um dieses Schmunzel zu kaufen ,bekam ich von Mutti ein Glas oder eine Schüssel mit. Natürlich wurde auch schon mal mit dem Finger genascht, und alles klebte.

In der anderen Ecke stand ein Papiersack, Schöne dicke bunte Bohnen , bei uns Saubohnen genannt, waren auch nicht immer zu haben, denn aus dem Ausland kam ja damals keine Lieferung., und so mussten wir den Herbst und die Erntezeit abwarten.
Saubohnen weichte man über Nacht in Wasser ein, schon früh am Morgen wurde dann der Küchenkohlenofen angeheizt.
Ein grosser Topf mit Speckscheibe , die man auch selten bekam ,und für so ein Essen vom Sommer an sammelte, und aufhob, wurde langsam vor sich hin gekocht..dann kamen die Bohnen dazu, und bei kleinem Feuer kochte so eine Suppe den ganzen morgen vor sich hin. Suppenkräüter hatten wir ja auf der Alberthöhe in unserem Garten.
Im Winter gab es sehr oft so eine Suppe.
Blieb dann aus dem grossen Topf noch genug Suppe übrig , so kochte man sie in Weckgläser ein. Für
manchen kalten Wintertag war dann ein gutes Essen vorgesorgt, erstrecht ---weil diese Suppe aufgewärmt, besonders gut schmeckte.

Ach-- garnicht bis heute habe ich den Löffel vergessen,l. wo man Zucker, Mehl, Haferflocken aus dem Sack in eine spitze Papiertüte füllte. Diese Papiertüten
hingen mit einer Kordel durchzogen an einem grossen Nagel

Das war ein gewölbter Löffel, wo Herr Hartenfels auf das Gramm den Löffel voll machte, und sein Gewicht war so--was er brauchte ohne Wage genau. An der Wand auf einem Gestell sah man Blechdosen mit Karthreiner Kaffee, Tabak , und anderes mehr. Das Salz füllte man in Steinguttöpfe, darin wurde das Salz nie feucht . Heute habe ich mein Salz immer noch in einem Steintopf. Man bedenke damals gab es nur Kohlenöfen, die über Nacht wieder ausgingen, und der Laden feucht und kalt wurde,

Ich ging sehr gern dort hin einkaufen, denn am Ende meines Einkaufes gab es ein rotes Himbeerbonbon.
Noch heute habe ich diesen süssen Geschmack im Mund.
Die Himbeerbonbons waren in einem grossen besonderen Glas. Ein schöner Deckel mit einem Knopf oben auf dem Deckel, werde ich nie vergessen.

Viel später sah ich solche Einrichtung des Tante Emmaladens wieder, und zwar, nach dem Krieg -- in einem Kinderkaufladen.

Ich erfüllte uns den Wunsch ,und kaufte solch ein Altertümchen für unser Kinder.
Man höre und staune , selbst ein kleines Holzfass mit Gabel, die kleinen Dosen mit der Aufschrift Karth -treinerkaffee, usw, und die kleinen spitzen Tüten, gab es zu kaufen., Und besonders dieses Bonbon-glas mit Deckel gab es haargenau zu kaufen. Ich füllte dieses Glas mit kleinen roten Bonbons, die aber nie mehr so süss schmeckten, als in der armen Kriegszeit. Ruth Frink






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Kommentare (2)

Linta
Einen Kaufladen besaß ebenfalls ich, sogar einen ziemlich grossen in den ich durch eine
Tür gelangte. Mein Bruder und seine Freunde waren meine Stammkundschaft. Leider mußte
ich all diese grossen tollen Sachen zurück lassen, ebenso ein grosses mehrstöckiges Puppenhaus..............



Darf ich euch von meinen Himbeerbonbons etwas anbieten????????

ninna
immergruen Auch ich hatte einen solchen Laden, in dem ich einkaufen durfte und mit einer sauren Gurke belohnt wurde, wenn ich nicht auf den Zettel schauen musste, den die Großmutter geschrieben hatte, denn ich mochte keine Bonbons.
Tante Annel und Onkel Fritz waren ein besonderes Paar. Sie war eine große Frau und er mindestens einen Kopf kleiner als sie. Sie waren kinderlos, aber kinderlieb, was uns Gören allen zugute kam.

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