Teil 3 zum Postüberfall und wie es Leben verändert.........


...ich fand ein Haus, von außen aus Holz - ein wunderschönes Hexenhäuschen mit großem Grundstück und säuberlich eingezäunt, die Schule auch vor Ort, denn der Kleine war jetzt dran.
Eines Tages fuhr ich zu meinen Schwiegereltern hin, die gesamte Mannschaft im Gepäck um nach Garmisch zu meinem Mann ins Krankenhaus zu fahren. Unterwegs sah ich auf der Strecke ein Hinweisschild "Textil-Druckerei" - aha, was ist das?
Am nächsten Vormittag fuhr ich dorthin, das wollte ich wissen - ich brauchte einen Job.
Ich kannte dort ein großes Sägewerk und eine Kneipe mit Tanzbar unten drin, wo wir des öfteren in frühen Jahren gewesen sind.
Ich sah das große, lange Bauernhaus, das wohl inzwischen ausgebaut war und dort stand ein Schild neben der Tür: Textildruckerei.
Ich klopfte an, doch niemand kam, ich ging ums Haus, nichts.
Zur Tennenauffahrt rein und ich hörte Stimmen an der Tür nach innen.
Ich ging einfach rein - ich stand in einem großem Raum mit schmalen langen Tischen und überall waren T-shirts auf dünnen Brettern aufgezogen und lagen nebeneinander sauber angeordnet.
Ein sportlicher Mann kam auf mich zu, etwas jünger als ich und fragte, ob ich die Lieferung von XY bringe? Ich verneinte, ich bringe nur mich, ich suche einen Job, möglichst halbtags.
Das ist prima, kommen sie mal mit.
Meine Augen flitzten nach rechts und nach links und sahen Farben und bedruckte Shirts in allen Varianten. Farbkübel rechts und links und die Bekleidung dieses Mannes und auch seine Hände waren mit Farbe übersät.
Es roch nach Farbe im ganzen Haus - und wir gingen in die Küche, er schrie ins Parterre: Rita komm mal rauf. Sie kam, es war seine spätere Frau, aber wir kannten uns vom Sehen.
Er zeigte sich interessiert und ich habe mich 2 Stunden über die eigentliche Arbeit schlau gemacht. Es gefiel............
Wir handelten einen Arbeitsvertrag aus und ich fing in der nächsten Woche an.
Es wurde zu meinem Beruf: Textil-Sieb-Druckerin.
Ich hatte Ideen, konnte Farbe mischen in allen Variationen, manche Erleichterung wurde eingeführt und ich wurde offiziell mit einem weißen Arbeitsmantel zur Betriebsleiterin gemacht.
Na, der Kittel war ganz schnell bunt.
Aber ich verdiente gutes Geld, was wir so dringend brauchten.
Mein Mann war zu dieser Zeit schon lange zu Hause, doch ohne Arbeit und noch immer mit Krankengeld.
Ich blühte auf in der Farbpanscherei, machmal nahm ich ihn mit um mir zu helfen, doch das endete immer in Streß.
Meine Söhne gingen gerne mit und brachten ihr Bestes, wenn es um das Einpacken ging. Aber Vater, nein, was für eine dreckige Schufterei. Er schaffte sich eine Freundin an - und ließ dann auch noch erwischen in unserem Bett. Ich schmiß sie beide raus und das Leben lief farbenfroh weiter.
Ich bekam von meinem Chef das kleinere Geschäftsauto, das ich auch privat benutzen durfte - wir waren ausgestattet über 10 Jahre.
Doch irgendwann kam ein Grafiker ins Haus, ein Amerikaner, und baute komische Pflanzen im Garten an und rauchte immer stinkendes Kraut. Ein komischer Mensch, mit blöden Sprüchen und dummen Gelache ...ich mochte ihn nicht. Er fing an, sich in meine Angelegenheiten einzumischen, was die Werkstatt betraf.
Ich erzählte davon meinen Chef, zumal er 6 Monate in USA war und ich mich mit dem "Idioten" rumschlagen mußte.
Für's Büro kam ein neuer Mann - ein verkrachter Mathe-Lehrer aus Bonn, das hat mich wenig interessiert, der Ami-Grafiker war weg.
Dann kam ein Grafiker der örtlichen Zeitung vom Landkreis und wir wurden richtige Busenfreunde. Mein Armin, wir harmonierten, er setzte in Grafik um, was ich als Siebdruck brauchte.
Ein Dream-Team hatte sich gefunden, nur der Chef war nicht so einverstanden. Die beiden konnten nicht so gut miteinander.
Meine Werkstatt war mein Himmelreich, inzwischen hatte ich mir soviel angeeignet, daß ich auch die Grafik alleine machte.
Dann kam noch ein Typ dazu, den der Chef beim Surfen kennengelernt hatte - mit riesengroßen Sprüchen vor dem Kopf und ich erwischte ihn am Abend, als er Pillen schluckte um weiter zu arbeiten.
Fragezeichen taten sich bei mir auf. Am nächsten Morgen fand ich ihn schlafend auf der zusammengelegten Ware.............
Was war das jetzt? Meine Ahnung bestätigte sich, als die Polizei aufkreutzte - es waren Drogen im Spiel und wen hat man beschuldigt, den Amerikaner, doch der war lange weg.
Firma geschlossen - aus.
Und wenn jemand denkt, daß ich diesen Beruf an den Nagel gehängt habe? -weit gefehlt, ich machte selbst eine auf!!!!!!!!!!!!!!!
bis demnächst und mit farbigen Grüßen
Euer Moni-Finchen

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Kommentare (4)

finchen es freut mich, daß Du alles im Zusammenhang lesen konntest und ja - ich bin noch sehr lebendig. Die Füße machen zwar nicht mehr so mit, dafür fliegen die Finger über die Tasten. Ein Ausgleich ist geschaffen - es geht die Zeit und ich geh mit.
Und meine Wohnung streiche ich noch immer selbst - und im Klo habe ich Blümchen an die Wände gemalt!
Manches Bild ist auch entstanden, meist als Geschenk für Freunde.
Ich bin eben eine alte Farbpanscherin...........
Vielen Dank für Deinen netten Kommentar und
ganz farbenfrohe Grüße an Dich
Dein Moni-Finchen
finchen ja, mit Nitro-Farben haben wir nicht gearbeitet bei Textil-Druck. Den Plakat- und Schilderdruck kenne ich auch - die waren wirklich den ganzen Tag "besoffen".
Beim Textildruck gibt es noch gravierende Unterschiede speziell, was die Feinheit der Gaze der Siebbespannung betrifft. - Das soll aber jetzt kein Ausbildungsprogramm werden.
Aber Spaß gemacht hat es - ich hatte meinen Beruf bzw. Berufung gefunden
und giftig waren diese Farben nicht - einen Löffel Scharlachrot, gefällig? Und
das Leben ging sehr bunt weiter.
liebe farbige Malergrüße
Dein Moni-Finchen
indeed 3er-Folge in einem lesen zu können. Liebes Moni-Finchen, ich denke du hattest (oder hast auch noch?) eine gute Portion Quecksilber im Allerwertesten - lach und bis heute hast du dir deinen Humor und vor allem die wachen Augen erhalten.Gehirn eingeschaltet und schon werden die Ärmel hoch gekrempelt.
Ich könnte mir gut vorstellen, wo du auftauchst, da sprudelt das Leben in seiner ganzen Vielfalt.
Herzliche Grüße
Ingrid (indeed).
Traute was hast Du Dir alles versuchen müssen in Deinem Leben.
Aber immer durchgebissen, erfasst und dann noch was besseres daraus
gemacht.
Das Drucken, Siebdruck, hat man auch bei uns in der Firma in der Schildermalerei angewendet. Das ist nicht ungefährlich mit dem Nitrodunst.
Bei uns sagte man zu den Schriftenmalern, verrückt im Kopf vom Nitrodunst.
Es waren besonders humorvolle Menschen und Schabernack saß ihnen täglich im Nacken.
Na, da bin ich nun gespannt was noch alles auf Dich gewartet hat.
Mit freundlichen Grüßen,
Traute

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