Text der Glosse vom 16.12.2008


Text der Glosse
vom 16.12.2008



Was ich gerne mag:

... Neues entdecken. Vielleicht DIE Triebfeder im menschlichen Leben, zumindest bei einigen Menschen, sicher oder besser: hoffentlich auch bei mir.
Das gilt für die große Welt (von der wir ja allenfalls nur winzige Details persönlich erfahren und erleben, aber sicher heute mehr als jemals für andere Menschen zuvor für uns, die gleichsam die ganze Welt überfliegen und „streifen“; dank der vielfältigen Informationsmittel und einer gigantischen Informationsindustrie); --- das gilt aber auch für die kleine Welt des ST, wo es tatsächlich immer wieder etwas Neues zu entdecken gibt.
Übrigens: In diesem Falle Angenehmes, Erfreuliches, Interessantes. Da pilgert man so durch die Gassen und Gäßchen der Forumsstadt und entdeckt ein hübsch arrangiertes und sehr praktisches Plätzchen mit lauter Links zu internen Fotowettbewerben, linkt, klickt und sieht sich durch selbige, bewundert das eine oder das andere Bild ...
... und fragt sich, nach welchen Kriterien beurteilen Menschen Bilder, in diesem Falle natürlich fotografische Bilder? Denn gegebenenfalls sagt eine Kritik manchmal mehr über den Kritisierenden aus als über das Bild selbst. Aber welche Kriterien werden zugrunde gelegt?
Ist es der Gegenstand selbst – weil man irgendwie eine Erinnerung daran hat und/oder sich in irgendeiner Form damit identifiziert?
Ist es die technisch-fotografische Qualität eines eben fotografischen Bildes?
Ist es die ästhetische Qualität (was immer der einzelne oder die Majorität darunter verstehen mag!) eines Bildes?
Ist es eine spontane „Aus-dem-Bauch-Entscheidung“ oder das Ergebnis einer gewissen oder gar längeren Rexflexion und - beim Vergleich mit anderen Bildern - Abwägung? (Dann aber wieder die Frage nach den Kriterien)


Was ich nicht mag:

... meine eigene Unsicherheit, dieses Schwanken zwischen Realität und artifizieller Welt. Hier natürlich bezogen auf die fotografische Welt.

Vielleicht erinnerte sich jemand, der die früheren Kolumnen zur Fotografie hier gelesen hat (sonst plappere ich gewissermaßen ins Leere), daß es zwei prinzipielle Tendenzen in der Fotografie gibt: Realität abbilden oder eine neue, eben artifizielle „Realität“, eine Art Kunstwelt schaffen (Stichwort Werbung). Natürlich überlappen sich oft diese beiden Bereiche.

In diesem Jahr wurden, anläßlich von Geburtstagen, Ausstellungen etc., verschiedener Fotografen gedacht: Stefan Moses, Robert Lebeck, Hilmar Pabel, Henri Cartier-Bresson. Und nahezu symbiotisch mit dem letzteren, nämlich Henri Cartier-Bresson, zusammenhängend: Ein ganzseitiger Artikel über die Leica, die für die Fotografen der 30er bis 60er Jahre, ja für etliche Jahrzehnte darüber hinaus, das „dritte Auge“ wurde.

Diese Fotografen haben mit ihren Bildern von der damaligen Realität unser Bild von bestimmten Zeiten, von bestimmten Jahrzehnten geprägt, gleichsam der Epoche des letzten halben Jahrhunderts ihr Gesicht gegeben.
Sie haben Ausschnitte, Situationen, Momente festgehalten, die unser Gedächtnis stützen, unsere Erinnerung prägen ... natürlich in ihrer, auch der persönlichen, Selektion nur fragmentarisch oder „konstruktivistisch“ wiedergeben. (Stichwort: Erinnerung nur als Konstrukt, das sich eben nicht mit der realen Vergangenheit deckt) – sie haben mit ihren Bildern einer Zeit, eigentlich einer Epoche ihr Gesicht gegeben.
Es sind diese Bilder, die offenbar – mehr als die Texte – in uns eindringen, von uns Besitz nehmen. Dies spontan, ohne die Umwege der Reflexion, derer das Wort offenbar bedarf. (Abbruch, sonst wird’s hier zu lang; bei Interesse Fortsetzung folgt)


Über mich:

Zugegeben: Eigentlich wollte ich etwas anderes schreiben. Über Infamie und Intrigantentum, Dummheit und Blödheit, Boshaftigkeit und Bösartigkeit, Gehässigkeit und Neid, Dreistigkeit und Frechheit, Unverschämtheit und dümmliche Arroganz, Vermessenheit und Hochmut, Paranoia, verbissenes Kleinbürgertum, großkotziges Großbürgergetue (in Wirklichkeit auch nur eine besondere Variante des Kleinbürgertums), über Angabe und Geprotze, über Plumpheit und Trampelhaftigkeit, Selbstgerechtigkeit gepaart mit zänkischer Scharfrichtermentalität, Taktlosigkeit und Ungezogenheit, Prinzeßchensyndrom nicht erwachsenwerdend wollender Frauen, über die spezielle Dummheit mancher Männer, über die spezielle Blödheit von Frauen, über Naivität (die ist auch nicht immer entschuldbar!) etc. etc.
... aber paßt das zu einem solchen Tag, in diese adventlich-vorweihnachtliche Zeit?
Oder ist das dem ST angemessen, wo man doch auf Schritt und Tritt, von Klick zu Klick in Tausenden und Abertausenden von Beiträgen nur (nicht nur Alters-)Weisheit und profundes Wissen, virtuose Eleganz einer grandiosen und bewundernswerten Eloquentia, Intelligenz und Scharfsinn, Humor und homerische Heiterkeit, Gelassenheit und Souveränität, Bescheidenheit und vornehme Zurückhaltung, Großzügigkeit und Noblesse, Adel des Geistes und der Gesinnung, Verstehen und Verständnis, Erziehung und Manieren, Höflichkeit und Takt, Respekt und Hochachtung vor dem Gegenüber und dessen, vielleicht anderer Meinung, Toleranz und verstehende und verzeihende Nachsicht, sollte sich jemand jemals einmal im Ton einem anderen gegenüber vergriffen haben

... Nein, dachte ich mir: Das paßt doch nicht -- äääh, ich meine natürlich die „obengenannten“ Phänome, diese nicht gerade reizenden Eigenschaften und Epitheta -- zum ST, sondern vielleicht allenfalls, dies Sinne eines seit der Antike postulierten "Gnothi seauton" (= Erkenne Dich selbst), zu mir selbst, wenn ich mal wieder in den Spiegel (nicht den am Montag) der Seele schaue -- und dann bleibt mir nur das alles verhüllende Gewand der Scham und ein Schlagen an die Brust: Mea culpa, mea culpa, mea maxima culpa.

Nein, als ich heute morgen gegen sieben Uhr durch die winterlich leicht verschneite Landschaft pilgerte, auf der einer Seite der Mond mit seinem sanften Licht (Siehe Annette Droste-Hülshoff, Mondesaufgang – das Gedicht war vor kurzem im Sender RADIS zu hören), auf der anderen Seite das helle Blau, gleichsam Vorbote und Symbol der unaufhaltsamen Kraft des jetzt heranbrechenden Tages und der Sonne (auch an einem vorwinterlichen Tag) ... als ich dieses elementare, vermutlich seit Urzeiten der Menschen, vielleicht aller Lebensformen, für die die Sonne lebenserweckend und lebensspendend ist, in den Genen verankerte Bild sah und in meine Seele aufnahm, dachte ich: Da schreibe ich wieder über das Bild und die Fotografie.


Die Bertha
vom Niederrhein

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Kommentare (23)

ehemaliges Mitglied
... ganz schön selbstkritisch "über die spezielle Dummheit mancher Männer, über die spezielle Blödheit von Frauen" - oder doch eher .... selbstgefällig?

Alles Gute für weitere "Brennpunkte".

Caja


pilli jou immergruen,

das war ein thema und das liest schlichtdenkende frau nur einmal und weiss, watt da sache ist!

"Thema" aber war watt ganz anderes und aufklärendes, das las ich wenig oder expliziter beschrieben:

gar nix !

ich erwarte aber nicht, dass du oder andere das; selbst mit mehrmaligem lesen; verstehen!

immergruen wovon er etwas versteht und wenn jemand etwas über Fotografie weiß, dann ist es Bertha. Diese Erfahrung habe ich wiederholt sehen und darüber lesen dürfen. Mein Können in dieser Richtung ist beschränkt, aber ich sehr ihre Fotos mit dem Auge eines Menschen, der Lyrik liebt . Sie sind poetisch, ästhetisch und gekonnt gemacht und das war doch wohl auch ihr Thema, oder?
Medea in Muße die Glosse der Bertha vom Niederrhein durchgelesen, manchmal schadet zweimal lesen auch nicht . Vornehmlich werden da ihre Gedanken zur Fotografie weitergeführt, darüber ließe sich doch auch vorzüglich austauschen, sie lädt ja geradezu dazu ein. Ich bin leider auf diesem Gebiet nicht kompetent. Sie entdeckt etwas Neues, etwas Fotografisches, stellt Fragen bezüglich der Beurteilung von Bildern, dann hebt sie "Über mich" hervor, was sie so alles im ST kennenlernte. Von Altersweisheit bis zu Erziehung und Manieren, Höflichkeit, Takt, Respekt, Hochachtung .... Was ist dagegen eigentlich einzuwenden?
Daß sie die negativen Aspekte davor ebenfalls benennt ist nur konsequent - die bleiben haften gg - nun wahrcheinlich bezog sie davon auch einen Teil auf sich?
Dabei gibt es doch auch viel zu freuen, warum bemerkte das niemand?
Ich meine das wunderschöne Erlebnis und Bild am Schluß.
Das alles sich mir aber erst während des zweiten Lesens ihrer Glosse erschlossen.


marianne Im heiligsten der Stürme falle
zusammen meine Kerkerwand.
Und herrlicher und freier walle
mein Geist in unbekanntes Land...."

auch von Hölderlin (auswendig zitiert)-

ich meine mich zu erinnern, dieser Text steht an seinem Grabmal auf dem alten
Tübinger Friedhof. Da muss ich doch mal wieder hin.....

Bertha- danke!
M
oesiblitz etwas anderes schreiben. Über Klugheit und Intelligenz, Kunst und Kultur, neidloses Anerkennen von Höherem, über die Art wie ein Mensch mit viel Worten es schafft Kleinbürger zu beeindrucken, über die Kunst des Tarnen und Täuschens, der Ratlosigkeit mancher User hier im ST, (in Wirklichkeit auch nur eine Hilflosigkeit dem Unbekannten gegenüber), über verkannte Selbstgerechtigkeit, über die Weisheit älterer Menschen und überhaupt über eine Insel die ich nie betreten werden, etc. etc.
... aber paßt das zu einem solchen Tag, in diese adventlich-vorweihnachtliche Zeit?
Nein passt nicht hierher es ist doch Advent.
Drachenmutter wurden zur Anprobe bereitgestellt.
Ich entschied mich ganz spontan, dass mir keiner davon passt, selbst wenn einer für mich vorgesehen sein sollte. Woher sollte die Schuhspenderin auch meine Schuhgröße kennen? Sind wir uns doch noch nie begegnet, dass ich ihr sie hätte nennen können.

woelfin
ehemaliges Mitglied auf diese von mir gestellte Frage antworte ich, dem vorbildhaften Beispiel der Frau B. nacheifernd, nicht.

Es ist dir, Baerliner, aber nicht verwehrt, dich auch im Alter noch literarisch (weiter)zubilden.
gitte1944 was bin ich froh, dass ich nicht so "gebildet " bin, denn ich erkenne nur, dass hier alle für blöde verkauft werden.
ehemaliges Mitglied Mich an ein höheres, intellektuelles Niveau anpassend schrieb ich bewußt "Herr K."

Nein, Frau B. ist einfach kein Herr K.
Wie wärs Herrn K. mit einer psychischen Struktur ähnlich der von Frau B. ergangen?
eleonore baerliner,

die windmühlen sind müde.
don quichotte hat am glanz erheblich verloren.

aber sein treue sancho interpretiert auf teufel komm raus.
auch wenn ohne sinn.
pilli
Für mich sind keine Fragen offen geblieben. Und was ist Aussitzen? Bertha bezieht zu Recht keine Stellung in eurem Sinne, sondern wird im neuen Jahr ihr Projekt der Insel Senoria fortsetzen und schreiben, was sie an diesem Projekt fasziniert. Und wer das Projekt nicht mag, sollte sich jeder Stellungnahme enthalten.



ich liebe projekte! nur eines mag ich weniger;

wenn manche , für andere antworten zu müssen!

niederrhein ist doch klug genug, selbst zu entscheiden oder meinst du baerliner, du seist berufen, das für niederrhein zu dürfen?

baerliner
Frau B. ist kein Herr K.


Wieso Herr K.?

Und selbst wenn Bertha ein Berthold wäre, was sie nach meinem Wissen nicht ist, was würde es an der Qualität der Beiträge ändern?

In einem Forum geht es doch nicht um die Person, sondern um die Sache

Ich freue mich auf jede weitere Glosse am Montag oder Dienstag, auf Sendungen von RADIS usw.

so viele fragen sind und bleiben offen.........ein geniale technik des aussitzens.


Für mich sind keine Fragen offen geblieben. Und was ist Aussitzen? Bertha bezieht zu Recht keine Stellung in eurem Sinne, sondern wird im neuen Jahr ihr Projekt der Insel Senoria fortsetzen und schreiben, was sie an diesem Projekt fasziniert. Und wer das Projekt nicht mag, sollte sich jeder Stellungnahme enthalten.

Schöne Advents- und Weihnachtszeit!
Medea Alles prüfe der Mensch,
sagen die Himmlischen,
daß er, kräftig genährt,
danken für alles lern.
Und verstehe die Freiheit,
aufzubrechen, wohin er will .... (ebendernähmliche)

Dieser "Spiegel" liebe Bertha, gilt für die gesamte Woche ....
nicht nur am Montag.

M
niederrhein Verzeihung ...

(normalerweise gehe ich auf BLOG-Kommentare nicht ein), aber es gilt einem Irrtum vorzubeugen: es ist sehr konkret. So oder so ...

B.
niederrhein Zwei weitere Hölderlin-Zitate ...

Wo Gefahr ist, wächst das Rettende auch.

Trennen wollten wir uns, und dennoch schröckte, wie Mord, uns die Tat.



B.
senhora Hölderlin wurde und wird nicht von jedem verstanden, trotzdem schätze ich ihn..

Menschenbeifall
Ist nicht heilig mein Herz, schöneren Lebens voll,
Seit ich liebe? warum achtetet ihr mich mehr,
Da ich stolzer und wilder,
Wortereicher und leerer war?

Ach! der Menge gefällt, was auf den Marktplatz taugt,
Und es ehret der Knecht nur den Gewaltsamen;
An das Göttliche glauben
Die allein, die es selber sind.

Senhora
eleonore wie erkläre ich mein zeugnis???

so viele fragen sind und bleiben offen.........ein geniale technik des aussitzens.

Aliena vitia in oculis habemus, a tergo nostra.
seneca
ehemaliges Mitglied Frau B. ist kein Herr K.
pilli selbstverständlich sollte es

"niederrhein"

lauten!
pilli
Zugegeben: Eigentlich wollte ich etwas anderes schreiben. Über Infamie und Intrigantentum, Dummheit und Blödheit, Boshaftigkeit und Bösartigkeit, Gehässigkeit und Neid, Dreistigkeit und Frechheit, Unverschämtheit und dümmliche Arroganz, Vermessenheit und Hochmut, Paranoia, verbissenes Kleinbürgertum, großkotziges Großbürgergetue (in Wirklichkeit auch nur eine besondere Variante des Kleinbürgertums), über Angabe und Geprotze, über Plumpheit und Trampelhaftigkeit, Selbstgerechtigkeit gepaart mit zänkischer Scharfrichtermentalität, Taktlosigkeit und Ungezogenheit, Prinzeßchensyndrom nicht erwachsenwerdend wollender Frauen, über die spezielle Dummheit mancher Männer, über die spezielle Blödheit von Frauen, über Naivität (die ist auch nicht immer entschuldbar!) etc. etc.
... aber paßt das zu einem solchen Tag, in diese adventlich-vorweihnachtliche Zeit?
geschrieben von neiderrehein



pilli ...deine knalllharte einschätzung seniorentrefflicher persönlichkeitsmerkmale lässt ja wenig aus...

aber du darfst datt gerne so meinen; ich meine anderes kennengelernt zu haben in den vielen jahren meiner zugehörigkeit zum ST!


vitaraw

du hättest in die politik gehen sollen lächel , soviel zu schreiben ohne etwas konkretes auszusagen ...

obwohl vielleicht erkenne ich die aussage auch nur wieder nicht , da ich wie leider meist bei deinen beiträgen nur höchstens die hälfte verstehe .

mit freundlich verbindlichem gruße
jutta

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