und immer noch und immer noch und immer wieder


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Jahreswechsel

Eingefroren
die Friedensgedanken des alten Jahres
im Eismeer der Kriege.
Ein neuer Wind weht
Eisschollen in meine Träume.
Bleich die Sonne, schon im Untergang,
harrend
der Feuerstürme des Kommenden.
Doch die Schiffe des Friedens
haben die Anker gelichtet.
Im Dunkeln noch warten sie
auf die Wärme der Liebe,
auf das Licht der Vernunft,
tauwetterhoffend,
dass der Wind sich dreht
zum Frieden.


Wasser

Heute brennt ´nur´ ein Land,
dann die Welt.
Überall zündeln
kleine Flammen des Krieges:
der Westen zündet den Osten an,
der Norden verbrennt den Süden.
Atomare Streichhölzer
in den Händen von Wahnsinnigen.
- Vor langer Zeit
wurde Wasser zu Wein verwandelt,
so steht es geschrieben.
Wenn es wahr ist
wäre es an der Zeit,
den Wein in Wasser zu verwandeln
denn es wird viel Wasser brauchen
um die Flammen zu löschen
und dem WORT
´Frieden auf Erden´
einen Sinn zu geben


kinderfrage

kluge worte, analysen
wer ist woran schuld gewesen
was die ursache, was die folge
.. und was ich noch sagen wollte

kluges wort, mit klugem sinne
wer hört da die leise stimme
eines kindes das da fragt
und dem keiner etwas sagt

Papa, was ist Krieg?
Mama, was ist Sieg?
Warum ist meine Schwester tot?
Warum ist das Blut so rot?

diskutieren, simulieren
wie soldaten, die marschieren
selbstvergessen, auf befehl
aus dem hass macht man kein hehl

ach ihr klugen, ihr verehrten
maßt euch an, den tod zu werten
schaut voraus: wie schnell kann's gehn
dem eignen tod ins aug' zu sehen

dann wisst ihr keine klugen worte
vielleicht ein kleines stossgebet
hoffend, dass der wind sich dreht
findet ihr plötzlich kinderworte

lieber gott mach mich fromm
dass ich in den himmel komm
.. dann ist's zu spät


und immer noch ..
Januar 2009 - Gaza
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tag
gleissende mutter gnadenlos
raubtest mir den sohn
schicktest das weisse
das tösende das tötende
licht
zerstörtest ein gebäude
zerstörtest einen stuhl
darauf saß
mein sohn
zwanzig jahre alt

nacht
schwarze mutter gnadenlos
raubtest mir den sohn
schicktest das weisse
das tösende das tötende
licht
zerstörtest mein haus
zerstörtest meine wiege
darin lag
mein sohn
fünf tage alt

himmel
blaue mutter gnadenlos
wiegst unsere söhne
jetzt in deinem schoß
menschenhand schickte
bei tag und bei nacht
das weisse
das tösende das tötende licht
wir vergessen nicht
wir vergessen nicht




Verzeih mir, kleines Mädchen im Irak, in Gaza und allen Orten wo aus Habgier, Machtgelüsten und kalten Herzens Menschen ermordet werden unter dem Deckmantel eines sogenannten "gerechten Krieges".

Verzeih mir
ich habe in meiner warmen Wohnung gesessen
am Fernseher die Bilder von deiner Stadt gesehen
ich sah dich und deine Freundinnen
noch lachend im Dreck vor eurer Hütte spielend
ich weiss, morgen wird ein Wahnsinniger
Bomben auf deine Stadt werfen,
vielleicht hast du Glück
und du wirst im Schlaf sterben
vielleicht aber wirst du auch vor Angst schreiend
auf die Straße laufen
vor Schmerzen schreiend, weil ..
nein, ich kann es mir nicht vorstellen
verzeih mir
ich habe an meinem PC gesessen
leere Worte geschrieben, Bilder gemalt
gegen den Krieg, für den Frieden
es war sinnlos
Vielleicht wird dein Tod
den einen Sinn haben,
dass wir alle
ein bißchen gescheiter werden
die Zeichen früher erkennen
und den Mut haben
etwas zu ändern
Vielleicht..
Doch für dich, kleines Mädchen im Irak,
wird es zu spät sein
und ich bin mitschuldig daran

Verzeih mir
hl/17. Maerz 2003


albtraum in die zukunft

der himmel brennt
in südost
heisser wind weht
von südost
todesschrei verstummt
in flammen

pflanze ruhig deinen baum
er wird verdorren
baue dein haus
es wird zur asche
zeuge dein kind
es wird die welt nicht sehen

sie spielten mit atomaren streichhölzern
wir sahen weg
nun sehen wir
nichts
mehr

wehrt euch!
alle!

das ist kein spiel mehr..




ist das so?

nichts ist mehr wie es war
alles ist wieder wie es war
frauen weinen
männer ziehen in den krieg
kinder haben grosse augen
alles ist wie es immer war
nichts dazu gelernt?

entsetzen, trauer, furcht
vorurteil, pauschaldenken
ideologie statt vernunft
und angst, angst, angst
terror(,) macht(,) gewalt
frieden wird zum fremdwort

nichts ist mehr wie es war
alles ist wieder wie es war
einer gibt die richtung
viele laufen mit
widerstand ist zwecklos?
alles ist wie es immer war
nichts dazu gelernt?



Frühlingsgefühle

Gänseblümchen, Krokus rot,
Vögel zwitschern Lieder,
immer wieder

Bomben fallen, Menschen tot,
Duft von weissem Flieder,
immer wieder

Sonnengold auf Frühlingsgrün,
Schmerz, zerfetzter Glieder,
immer wieder

Rotes Blut auf gelbem Sand,
blauer Himmel darüber,
immer wieder

Stacheldraht und Carepaket,
gebracht vom fremden Sieger,
immer wieder

Kriegsgetöse, Frühling erwacht,
Friedensruf gegen Hohn der Macht,
immer wieder

ach, wie schön ist unsre Welt,
es riecht nach Blumen, Blut und Geld,
immer wieder, immer wieder..

© Heidi Lachnitt

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