Unsere Helden ...


Unsere Helden ...


 
Das ist ja so eine Sache mit den Helden! Man verehrt sie in einer Krise, überhäuft sie mit Lob, schreibt ellenlange Artikel in der Presse über »die Helden des Alltags in dieser schweren Zeit«. Jeder nickt beifällig und feiert die Frauen und Männer, die ihre Pflicht bis zur Selbstaufgabe tun!
Kaum aber lässt der Druck nach, läuft wieder alles seinen halbwegs gewohnten Gang, gerät alles ganz schnell wieder in Vergessenheit. Auch unseren Alten- und Krankenpflegekräfte droht dieses Schicksal aufs Neue: Eine Verbesserung ihrer Arbeitsbedingungen und ihrer Bezahlung ist wieder in weite Ferne gerückt!
Dabei weiß doch jeder von uns, dass hier Veränderungen in höchstem Maße überfällig sind. Allein schon durch den demografischen Wandel macht sich das seit langem bemerkbar: Die Menschen werden immer älter und dadurch steigt auch der Bedarf in der Altenpflege! Wenn aber den Lobesworten der Anerkennung nicht auch Taten folgen, wird sich diese Personallücke niemals schließen.
Es ist auch von vornherein fragwürdig, warum die anspruchsvolle und aufopfernde Arbeit mit alten und kranken Menschen deutlich schlechter bezahlt wird als so manch ein Job in den industriellen Berufen!
Hierin spiegelt sich doch eindeutig die Geringschätzung für Pfleger/innen, gleichzeitig ist es eine fatale Mißachtung der Folgen solchen Verhaltens.
Natürlich leiden Pflegebedürftige und Krankenhauspatienten in hohem Maße, wenn zu wenig Personal vorhanden ist oder die vorhandenen Kräfte, wie es heute oft genug der Fall ist, völlig überarbeitet sind.
Lippenbekenntnisse hören sich immer wunderschön an; aber die »Helden des Alltags« auf einen Sockel stellen, hilft ihnen nicht und uns allen auch nicht. So billig darf sich - heute noch mehr als bisher - niemand aus der Affäre ziehen. Es liegt doch auch in unserem ureigenen Interesse, weil wir alle irgendwann auch Hilfe brauchen werden …


©2020 by H.C.G.Lux


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Kommentare (4)

Federstrich

Die Forderung nach angemessener Bezahlung ist um so dringender, weil aktuell das Interesse an Pflegeberufen unter den jungen Leuten wachse, so wir jedenfalls vermeldet.

Zur Wahrheit gehört aber auch, dass es nicht nur um die Reichen geht, sondern dass die Wichtigkeit des Berufes sehr, sehr oft erst dann anerkannt wird, wenn man selber altersmäßig näher an eine potentielle Pflegebedürftigkeit herangerückt ist. Junge Leute und solche mittleren Alters hingegen stöhnen bei jeder Erhöhung der Versicherungsbeiträge auf dem Lohnzettel und Politiker haben das bei der Abwägung von Entscheidungen immer genau im Blick.

Es kann auch nicht angehen, dass Politiker in ihrer Not vollmundige Versprechen über "Sonderzahlungen für Pflegekräfte" wegen der Corona-Krise ohne Absprachen machen und dann stellt sich heraus, dass niemand weiß, wer mit "Pflegekräfte" überhaupt gemeint ist: alle oder nur die in Pflegeheimen oder nur die in Kliniken und wer das überhaupt bezahlen soll, der Staat oder die jeweiligen Arbeitgeber, die die Musik nicht bestellt haben aber bezahlen sollen.
VG, F.

nnamttor44

@Federstrich  
Ich habe mir schon 20 Jahre, bevor ich tatsächlich in Rente ging, von einer jungen Mutter anhören müssen, was sie davon hielt, dass Rentner "so viel Rente" bekommen und diese - zu der Zeit - gerade endlich mal wieder erhöht wurde.

Ihr ging es finanziell gut, ich war noch berufstätig und zahlte daher natürlich ebenfalls in die Rentenkasse ein. Aber mit ihr war darüber nicht zu diskutieren. Spaßeshalber fragte ich sie, ob man Rentner deshalb auf die Straße schicken solle, damit sie per PKW abgefangen zu Kühlerfiguren werden könnten, die dann keine Rente mehr bezögen ...

Entschuldigung, bei dem Thema werde ich bissig!!

Trotzdem herzlichen Gruß von

Uschi
 

nnamttor44

Es ist - wie überall in der Politik - die "dort oben" haben ihr Schäfchen im Trockenen, die "da unten" müssen weiter zusehen, wie sich die "oberen "10.000" die Taschen füllen. Es ist unglaublich, wie verblendet und blind von politischer Seite nach unten geschaut wird. Hauptsache sie werden, dank Zuwendungen durch die Reichen, die es sich leisten können, der Poliitik so manches Scherflein in Höhen von zig Tausend oder sogar mehr zukommen zu lassen, wieder gewählt werden.

Es ist so manches faul "im Staate D.... - eh Deutschlands!"

Danke für Deine offenen Worte Horst!

Uschi

 

Syrdal


Nein, es wird sich nichts ändern. Warum denn auch? Die Entscheidungsträger – allesamt – haben ihr Scherflein doch im Trockenen. Sie sind später nicht auf Pflege in einem „normalen“ Heim angewiesen, denn entweder leisten sie sich eine private Pflegekraft aus Polen oder Thailand oder sie kaufen sich ein in eines der Edelheime mit herausgehobener Exquisit-Rundumbetreuung. Die anfänglich in der Corona-Hochphase „gefeierten“ Helden, insbesondere die absolut unterbezahlten Pfleger und Pflegerinnen, sind schon jetzt vergessen und werden nach Corona nur noch „gefallene Helden“ sein, wenn überhaupt… aber die eingelullte bräsige Masse schweigt!

LG Syrdal
 


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