Unsere Schweizreise mit Feierabend.de 16./21.07.2011


Im Februar, zu meinem runden Geburtstag, schenkte mir mein Spatz diese Wörlitz-Reise „Schweizer Berge und Bahnen, Davos – Bernina-Express – Arosa-Express“.
Bei Mausepauline war sie mit der Anmeldung untergekrochen, damit ich ja nicht etwas im Veranstaltungsplan von Feierabend.de ersehen könnte (ich gucke da doch so selten rein).

Mit dem Prospekt und vielem dazu lag dann die Überraschung auf dem Gabentisch. Und, wie das so man ist – Weiber „quatschen“ doch ganz gerne – wusste meine große Schwester (eine von den fünfen) das auch, und am Geburtstag kam eine VHS-Kassette über den Glacier-Express mit der Post an. Und das Ganze doch nur, weil mein Schwager so viele Testfahrten für Krauss-Maffei in der Schweiz gemacht hatte und ich so ein Narr von Kindesbeinen an bin, was die stählernen Räder auf Schienen betrifft.

Es vergingen die Monate und dann war es endlich soweit: Die Teilnehmerzahl war ausreichend und wir fuhren am Samstag in aller Frühe vom Ostbahnhof bzw. ZOB mit dem Bus von Wörlitz-Touristik ab.

Mausepauline hatte die Sitzplatzverteilung recht gut getroffen. Ich glaubte erst, dass es wegen meiner langen Haxen wohl eine Tortur werden würde, doch weit gefehlt: Mausepaul und ich hatten ausreichend Platz für die Gestelle in der letzten Sitzreihe.

Der vorhergesagte Regen zögerte, also ging es relativ trocken gen Süden – ohne Avus-Stau und immer in forscher, aber gleichmäßiger Fahrt. Unser Thomas, der Busfahrer, lenkte in die A10, dann auf der A9 schnurstracks dem Zenit entgegen. Seine Pausen hielt er immer so ein, dass keiner der Fahrgäste im Bus auf’s Töpfchen musste. So wie ihm, tat uns das Beinevertreten gut. Für gute Stimmung und Reisevorhersagen sorgte Hagen mit seinem nur wenig hervortretenden „Sächsisch“, er hatte vieles zu erzählen, sehr viel Aufschlussreiches. Diese Bus-Besatzung lieferte Wasser, Kaffee, Würstchen und Milchreis – also für jeden etwas zwecks Durchhaltens zwischen den großen Mahlzeiten – die gab es ja stets am Abend. Wir selbst, dafür sorgten einige, konnten auch in den Pausen unseren berühmten Genever genießen.

Wir verließen die A9 in München, der Bus schlängelte sich durch die Baustellen (so, wie in Berlin bastelten auch die Münchener an ihren Straßen herum). Dann und wann erhoben sich am Horizont die Kulissen zu „Wilhelm Tell“, die Alpen rückten mit jedem Kilometer näher heran. Garmisch-Partenkirchen - heute nicht zur Zugspitze hinauf! Sie wurde links liegen gelassen, doch im Österreichischen gab es noch den wunderbaren Zugspitzblick, den wir uns mit einem Halt nicht entgehen ließen. Das Inntal wurde erreicht, weiter ging es in Richtung West-Südwest.

Die Ortschaften Ehrwald und nach dem Fernpass Nassereith wurden passiert. Das Tagesziel war der Ort Flirsch in Tirol, also in Österreich. Wir bugsierten das Nötigste auf die uns zugewiesenen Zimmer, konnten uns frisch machen und dann zum Abendessen versammeln. Ein kurzer Spaziergang half, die lahm gewordenen Muskeln ein wenig zu lockern. Thomas versorgte seine „Pferde“ und den „Kremser“. Wer noch munter war, traf sich auf der Terrasse vor dem Hotel zum Plausch, man musste aber eine Jacke anziehen, es war leider kein lauer Sommerabend.

Flirsch am Morgen, dem zweiten Reisetag, da gab es schon recht früh ein paar Fotografen auf der Pirsch, bis Alle sich zum Frühstück einfanden. Und bald ging es weiter, dem Inn entgegen fahrend. Bergauf nach Pfunds über den Finstermünz-Pass nach Nauders und weiter zum Reschenpass – wir erreichten Südtirol, also Italien. Entlang dem Reschensee konnten wir das verschwundene Dorf Graun nur noch am Kirchturm erkennen. Den nächsten Halt legten wir in dem hübschen kleinen Ort Glurns ein. Dort machte Hagen, unser Reiseleiter, einen kleinen Rundgang mit uns. Wir besichtigten die Kirche und die historischen Laubengänge. Für einen kleinen Snack oder Cappuccino blieb auch noch Zeit. Mit abgekühltem Motor ging es dann bei Taufers über die Schweizer Grenze zum Ofenpass, ganz schön hoch mit seinen 2149 Meter über NN. Weiter nach Zernez den Flüelapass hinauf, nun sind wir schon bei 2383 Meter angekommen.

Es gab zahlreiche atemberaubende Serpentinen bergauf und bergab, und so erreichten wir Davos, unser Ziel und nun Stützpunkt für die kommenden Tage. Jetzt nahm jeder sein Reisegepäck mit ins Hotel, das Sporthotel Parsenn. Thomas bekam einen günstigen Stellplatz gleich neben dem Hotel. Jeder Gast bekam für die Tage eine „Davos-Card“, die im ganzen Stadtkreis von Davos Vorteile bot. So müde wir auch waren, das Abendessen regte etwas an zu Plausch und munterem Gedankenaustausch. Spät wurde es nicht.

Und da war er auch schon der dritte Tag der Reise. Es ging nicht über den Flüelapass, er war wegen Schnee gesperrt. So kamen wir in den Genuss eine andere Strecke nach St. Moritz zu fahren und zwar über Tiefencastel und den Julierpaß 2284 Meter hoch. Das ist mit einer der sichersten Pässe der Schweiz, weil eine Hauptverkehrsader zwischen St.Moritz und Chur. In St.Moritz hatten wir Zeit für einen kurzen Bummel in die Stadt (Rathaus und Cafe Hanselmann) bis wir mit Thomas weiter über den Berninapass, 2328 Meter hoch, fuhren. Wir passierten die Hauptwasserscheide zwischen Schwarzem Meer und der Adria. So kamen wir nach Tirano in Südtirol/Italien.

Zeit blieb uns in Tirano zu einem Stadtspaziergang, Hagen moderierte eifrig - man durfte aber auch ohne ihn die Stadt observieren, z.B. zum italienischen Eis schlecken. Und pünktlich ging es hin zur „stazione“, dem Endpunkt des von St.Moritz sich her geschlängelten Schmalspurgleises der Rhätischen Bahn. Sie nahm uns in ihrem Bernina-Express nach St.Moritz über so viele Links- und Rechts-Kurven, über den berühmten Viadukt bei Brusio, über Brücken und durch kurze bis längere Tunnels mit. Viele bekannte Gletscher, z.B. den Morteratschgletscher u.a. konnten wir vom Zug aus bewundern. Man darf das Ganze in seiner Erhebung zum Weltkulturerbe nur begrüßen.

In St.Moritz holte uns Thomas ab – er hatte den Bus von Tirano nach St.Moritz zurück gefahren – und brachte uns dann gesund und munter nach Davos zurück. Dieses Mal war der Flüelaspaß wieder passierbar und wir hatten noch Zeit, in Zernez einen Stopp einzulegen. Hagen wies auf die Schrammen an Hausecken und Steinen hin, die von durchfahrenden Fahrzeugen herrührten, so erklärte er das „Kurve kratzen“. Manches Mal hatte Thomas Mühe, durch die engen Häuserschluchten zu lenken.

Nach dem Abendessen versammelten wir uns wieder, denn wir erwarteten lieben Besuch. Die Delegation der Feierabendler der Region Südostschweiz, RB Sybille, RB Margrit und Claire, waren zu unserer Begrüßung vorbei gekommen. Kleine Aufmerksamkeiten wurden ausgetauscht. Ein längeres Zusammensein war dadurch gegeben, weil die drei sich in einem Hotel für zwei Tage eingemietet hatten. Eine sehr freundliche Geste! Man bedenke, dass hier keine so simplen Verkehrswege gegeben sind, wie wir sie in Berlin nutzen.

Der vierte Tag stand im Zeichen von Davos. Wir konnten dem Vorschlag folgen, die „Milch-Arena“ zu besuchen. Nun sollte jeder wissen, wie die Löcher in den Käse „gebohrt“ werden. Man konnte den dort hergestellten Käse probieren und auch den, der am besten schmeckte, kaufen – nur das Aufbewahren desselben im Bus hat sich Thomas strikt verboten (er hatte wohl seine Erfahrung damit gemacht).

Das Wetter ließ es zu, zur Schatzalp mit der Seilbahn hinauf zu fahren. Schatzalp, das ist Thomas Mann‘s „Zauberberg“. Da oben ist das damit auch bekannt gewordene Sanatorium. Und es gibt noch mehr zu entdecken: nicht nur der weite Blick hinunter nach Davos und hinüber zu den Bergen am nahen Horizont, sondern auch der Spaziergang durch das herrlich angelegte Alpinum. Und ehe es wieder mit der Seilbahn hinunter ging, wurde ein Imbiss vereinnahmt. Einige besichtigten auch das Sanatorium.

Nun machte jeder seins. Wir aber wollten unbedingt mit der Parsenn-Seilbahn, die gleich gegenüber vom Hotel war, hinauf. Als wir nach oben fuhren, sahen wir eine einsame Wanderin auf dem recht steil und wüst abwärts führenden Weg, es war unsere Christel/Langzeitseglerin, die von der Bergstation zur Mittelstation unterwegs war (sie war wohl eine Bahn früher hinaufgefahren). Die Aussicht von ganz oben vom Weissfluhjoch war überwältigend. Man spürte aber da oben sehr stark bei 2662 Metern das rauhe und kühle Klima, und so ging es mit der nächsten Seilbahn wieder bergab. Auf der Mittelstation trafen wir die Wanderin wieder – alle Hochachtung!

Zum Abend veranstaltete der Wirt unseres Hotels eine Rundfahrt durch den ganzen Stadtkreis von Davos und gab viel Interessantes, Lustiges und Ernstes zum Besten. Anschließend fuhren wir mit dem Bus zu dem Gasthof seines Vaters, nach Tschuggen. Ein Gasthof an der Passstraße zum Flüelapaß. Dort wurde zu Abend gegessen. In starkem Nebel ging es die Serpentinen wieder hinunter nach Davos – die Wirtin hatte uns noch gesagt, dass es Schnee geben würde. Bestimmt da oben auf den Höhen.

Der fünfte Tag galt wieder der Rhätischen Bahn. Der Bus brachte uns nach Chur und dann mit dem Arosa-Express hinauf nach Arosa. Hier meinte irgend so ein Schweizer „Gott“, uns den Tag zu verregnen. Für etwas Laufen durch den Ski-Ort, einem Sitzen im Cafe gab es bis zur Rückfahrt unseres Express genügend Zeit. Am Bahnhof hatten wir viel Spaß mit dem „Arosa-Mann“.

Wir ließen uns zurück nach Chur fahren. Reichlich viele gebogene Schienen, mal die Kurve nach rechts, dann wieder schnell nach links. Beachtlich und sehr schön anzuschauen war der Langenwieser Viadukt. Hagen lud zum Spaziergang durch das Chur ohne Regen ein. Wir erfuhren durch ihn wieder viel über die Geschichte und die Sehenswürdigkeiten dieser Stadt. Hier hatten wir das einzige Mal in unserem Urlaub eine kleine Anhöhe zu Fuß zu bewältigen. Und dann ging’s zurück nach Davos. Nach dem Abendessen trafen sich die Ausdauernden zum letzten Plausch. Die Tage sind nur so davon gerauscht.

Hagen hatte die Rückreise für 8.00 Uhr angesetzt, denn Thomas hatte wieder ein langes Stück Arbeit vor sich. Gepäckaufteilung: ZOB nach links, Ostbahnhof nach rechts. Und so zuckelte unser Völkchen wieder heimwärts. Der Weg war anders als zur Hinfahrt: wir fuhren über Feldkirch und Bregenz zur B96, dort dann weiter auf der von Füssen kommenden A7, hin bis zur A6, und dann auf der uns bekannten A9. In Köckern musste/durfte uns Thomas verlassen. Zuvor bedankte sich die Reisegruppe mit der Übergabe von einem gesammelten Obolus bei Thomas und Hagen. Die Übergabe wurde mit einem Liedchen von Mechthild/Säckele begleitet. Thomas wechselte hinüber in den Pkw, mit dem seine Ablösung uns entgegengefahren war. Ohne Stau geht wohl keine Reise vonstatten, auch wir hatten so einen kurz vor Berlin durchzustehen. Aber doch relativ pünktlich kamen wir in Berlin an. Und: es regnete in Berlin seit Tagen und Stunden, das hatte uns Hanne per Handy schon entgegengerufen. Die Taxen für die Anschlussreisenden standen bereit. Hagen konnte vermelden: „Keine besonderen Vorkommnisse!“ Er deutete an, dass er mit uns zufrieden war.

Uns hat es gefallen! Und Euch, ihr Mitfahrer? Euch auch?

Herzlich
Seventyseven/Dieter und Saroma/Irene
Sonntag, 24. Juli 2011


ortwin




















































































(c) 2011 muellersss

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