Das ganze Leben lang hat man
zu tun mit Menschen, jeden Tag;
und man bemerkt dann irgendwann,
dass man sie alle nicht gleich mag.

Und dass es ändern sich kann auch,
wenn man an Einen näher kommt:
Durch ein Gefühl tief in dem Bauch…
Unmöglich, dass man es versäumt.

Dann mit der Zeit man hofft, nicht mehr
zu früh sich Freunde nun zu mach‘n,
nicht zu bewerten streng auch sehr,
selbst gäbe es am Anfang Krach‘n.

Egal wie klug man werde doch,
wie groß wär‘ das Bekanntenkreis,
man kann sich irren immer noch;
wer über And‘re alles weiß…

Und was man nicht vergessen darf,
um nun gerecht so ganz zu sein:
Man wird auch oft beurteilt scharf,
und sollt‘ es finden nicht gemein...


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Kommentare (10)

Rosi65

Liebe Christine,

wenn ich nur allein mein Berufsleben Revue passieren lasse, habe ich in diesen fast 50 Jahren unglaublich viele interessante Persönlichkeiten kennengelernt. Eigentlich die gesamte Bandbreite von verschiedenen Charakteren. Dazu noch in mehreren Städten, Firmen und Branchen gearbeitet.
Da sollte man eigentlich annehmen, dass man Bekanntschaften gut einschätzen kann. Dem ist aber nicht so, denn manche Menschen sind nicht immer zu durchschauen und plötzlich für jede Überraschung gut.

Herzliche Grüße
    Rosi65

Christine62laechel

@Rosi65  

So ist es, liebe Rosi, dass da die Erfahrung nicht immer behilflich sein kann. Ich glaube, man vergleicht oft nicht ganz bewusst die Menschen miteinander, und hat den Eindruck: Aha! Leider, dann muss man zugeben: Falsch. Nicht alle Frauen, die meiner Tante Anna ähnlich sind, auch so nett sein müssen. Mein neuer Chef muss nicht ein grober Kerl sein, nur weil er sich so kleidet... Und so weiter.

Und dann wird man eben überrascht - mal nett, mal nicht unbedingt. :)

Mit lieben Grüßen
Christine

werderanerin

Ich denke immer, es ist auf jeden Fall immer eine Chance wert, einen Menschen "näher" kennenzulernen, das Leben funktioniert nur so.

In jungen Jahren sind Freundschaften meist schnell geschlossen, nur wenige halten aber das ist gut so, das Leben entwickelt sich ja erst.

Ist man älter, wird es immer schwieriger, Menschen kennenzulernen..., habe oft den Eindruck, viele möchten das garnicht mehr. Es birgt eben Risiken aber es kann doch auch belebend sein. Im Arbeitsleben hatte ich viele Kontakte, schon bedingt durch meine Jobs und fast immer, war das okay...wo es das nicht war, habe ich Abstand genommen.

Im "Retnerleben" ist es kaum noch möglich, wirklich, neue Bekanntschaften zu machen aber wer weiß, was das Leben noch so bringt...

Machen wir uns nix vor, liebe Christine, ohne Kontakte geht das Leben nicht, wir würden verkümmern.

Kristine

Christine62laechel

@werderanerin  

Es wurde heutzutage ziemlich seltsam damit, finde ich... Einerseits schließt man doch gerne Bekanntschaften, auch im Internet; man reist ja viel - nun weder der Pandemie natürlich kaum - und man lernt Menschen auch im Heimatort kennen, wo es verschiedene Veranstaltungen gibt, usw. Man nennt die Bekannten nun gerne Freunde, man duzt sofort. Doch man schützt wohl sorgfältiger sein Privates. Leider heißt es heutzutage: Vertraue niemandem... Zum Glück gibt es immer noch Menschen, bei denen es keine Zweifel gibt: Da kann man etwas gemeinsam unternehmen. :)

Mit Grüßen
Christine

Manfred36


Zumindest in „aktiven“ Leben
lernt Menschen zahlreich man stets kennen.
Bei einem ständ'gen Geben – Nehmen
muss das Gemüt sich oft bekennen.

Doch ob man jemand mag, ob nicht,
Entscheid't sich oft für schmale Pfade.,
Wenn etwas in das Auge sticht,
ist nicht der ganze Kerl aus Jade.

Selbst wenn Gelegenheit besteht,
Sich tiefer in ihn einzufühlen,
weiß ich, ob er nicht Wege geht,
die meine Vorstellung zerwühlen?



Warum gabst du uns die tiefen Blicke von  Goethe

Warum gabst du uns die tiefen Blicke,
unsre Zukunft ahndungsvoll zu schaun,
unsrer Liebe, unsrem Erdenglücke
wähnend selig nimmer hinzutraun?
Warum gabst uns, Schicksal, die Gefühle,
uns einander in das Herz zu sehn,
um durch all die seltenen Gewühle
unser wahr Verhältnis auszuspähn?


Ach, so viele tausend Menschen kennen,
dumpf sich treibend, kaum ihr eigen Herz,
schweben zwecklos hin und her und rennen
hoffnungslos in unversehnen Schmerz;
jauchzen wieder, wenn der schnellen Freuden
unerwart´te Morgenröte tagt.
Nur uns armen liebevollen Beiden
ist das wechselseitge Glück versagt,

uns zu lieben, ohn uns zu verstehen,
in dem anderen zu sehen, was er nie war,
immer frisch auf Traumglück auszugehen
und zu schwanken auch in Traumgefahr.


Glücklich, den ein leerer Traum beschäftigt!
Glücklich, dem die Ahndung eitel wär!
Jede Gegenwart und jeder Blick bekräftigt
Traum und Ahndung leider uns noch mehr.
Sag, was will das Schicksal uns bereiten?
Sag, wie band es uns so rein genau?
Ach, du warst in abgelebten Zeiten
meine Schwester oder meine Frau.


Kanntest jeden Zug in meinem Wesen,
spähtest, wie die reinste Nerve klingt,
konntest mich mit einem Blicke lesen,
den so schwerlich ein sterblich Aug durchdringt;
tropftest Mäßigung dem heißen Blute,
richtetest den wilden irren Lauf,
und in deinen Engelsarmen ruhte
die zerstörte Brust sich wieder auf;
hieltest zauberleicht ihn angebunden
und vergaukeltest ihm manchen Tag.
Welche Seligkeit glich jenen Wonnestunden,
da er dankbar dir zu Füßen lag,
fühlt´ sein Herz an deinem Herzen schwellen,
fühlte sich in deinem Auge gut,
alle seine Sinne sich erhellen
und beruhigen sein brausend Blut!


Und von allem dem schwebt ein Erinnern
nur noch um das ungewisse Herz,
fühlt die alte Wahrheit ewig gleich im Innern,
und der neue Zustand wird ihm Schmerz.
Und wir scheinen uns nur halb beseelet,
dämmernd ist um uns der hellste Tag.
Glücklich, dass das Schicksal, das uns quälet,
uns doch nicht verändern mag!



 

Christine62laechel

@Manfred36  

Ja, lieber Manfred, wenn etwas immer wieder "in das Auge sticht" wäre es in vielen Fällen doch ratsamer, sich von dem Kerl nicht ganz aus Jade zu distanzieren. Paradoxal kann es der Beziehung, egal welcher Art, einfach gut tun.

Und den Goethe liebe ich. Hoffentlich würde er es mir erlauben; einen angebrachten Abstand würde ich schon halten können. :)

Syrdal


Freundschaft

Spürt man anfangs zunächst Sympathie,
lernt sich dann langsam näher kennen,
wird später es Freundschaft, die sich nie
im Leben jemals könnt‘ sich trennen,
hingegen spinnt sich ein festes Band ,
das nichts und niemand je lösen kann –
darauf geben Freunde sich die Hand,
auf tiefes Vertrauen kommt es an.

© Syrdal 2021

Christine62laechel

@Syrdal  

Sehr schön hast du das ausgedrückt, lieber Syrdal... Und ich glaube, unter dieser "Freundschaft" könnte man eine jede zwischenmenschliche Beziehung verstehen - verausgesetzt, da gäbe es dieses "tiefe Vertrauen". Das kaum enttäuscht werden kann, denn vom Respekt begleitet.

Mit besten Grüßen
Christine

Roxanna

Ja, liebe Christine, das menschliche Miteinander ist eine komplizierte und manchmal auch fragile Angelegenheit. Immer wieder muss Nähe und Distanz austariert werden. Und ja, man kann sich auch in einem Menschen täuschen. Selbst wenn man einen Menschen schon ein Leben lang kennt, kann es zu Überraschungen kommen. Dieses menschliche Miteinander ist vielleicht unsere größte Herausforderung. Da kann unsere ganze Gefühlspalette zum Tragen kommen.

Ein interessantes Thema hast du dir für dein Gedicht ausgesucht, dazu gäbe es noch viel zu sagen.

Herzliche Grüße
Brigitte

Christine62laechel

@Roxanna  

Fragil, liebe Brigitte, das finde ich ein absolut richtiges Wort. Wo man so etwas wie eine Balance spüren möchte zwischen dem ganz spontanen Hingeben, und der Vorsicht... Und ja, "selbst wenn man einen Menschen schon ein Leben lang kennt", wenn man dieses Leben lang mit der Person unter einem Dach lebt - noch kann man nicht sicher sein, ob man sie richtig einschätzt. Kein Wunder, dass nicht alles immer nur glatt gehen kann; versuchenswert ist es aber auf jeden Fall, finde ich. Eventuell mit einer anderen Person dann. ;)

Mit herzlichen Grüßen
Christine


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