Dass wir Menschen uns gerne mit Anderen messen und sie überflügeln wollen, ist eine Realität, die tief in unseren Genen zu stecken scheint. Wir stammen alle von Siegertypen ab, jedenfalls, wenn wir der Evolutionstheorie und der Idee vom „Überleben der Tüchtigsten“ Glauben schenken.
Allerdings wurde diese Gesetzmässigkeit vom Überleben der Tüchtigsten mit dem Entstehen von Zivilisationen abgemildert, besonders mit den darin enthaltenen Errungenschaften wie Moral, Ethik und sozialer Verantwortung.
Die Gemeinschaft gesteht auch den Schwächeren ein Recht nicht nur aufs Überleben, sondern sogar auf solche Sachen wie Würde, Freiheit und Selbstverwirklichung zu und unterstützt sie entsprechend.
Aber dennoch bleibt dieser Wille, der Beste zu sein, zu gewinnen, in irgendeinem Bereich zu glänzen und vielleicht, wer weiss, einmal ganz oben auf dem Siegertreppchen zu stehen und einen Preis entgegennehmen zu dürfen.

Nun gibt es natürlich sehr unterschiedliche Formen, nach Sieg zu streben, ich zähle hier jetzt nur die auf, die allgemein als sozialverträglich gelten.

Das reine Glücksspiel: Wirklich jeder kann sich daran beteiligen, egal, ob er irgendein besonderes Talent hat oder nicht. Man zahlt einen kleinen Geldeinsatz und schon ist man dabei. Fortuna alleine ist es, die den Sieger bestimmt.

Der Wettbewerb: Hier muss man irgendeine Eigenleistung bringen. Man bewirbt sich in irgendeinem Bereich, von dem man annimmt, dass man hier besondere Fähigkeiten hat und stellt sich dem Vergleich mit anderen, die das Gleiche von sich denken. Und es gibt fast nichts, was sich nicht vergleichen liesse. Wer kann am schnellsten hundert Meter laufen, wer malt das schönste Bild zum Thema „Ich und mein Pinguin“, wer kann am besten Elvis nachahmen, wer spielt am schönsten die Nationalhymne auf der Maultrommel, wer züchtet den grössten Kürbis, wer hat den schönsten Bart, wer kann am längsten die Luft anhalten oder die meisten Würste essen in drei Minuten und so weiter. Es gibt nichts, was zu sinnlos wäre, als dass man damit nicht einen Wettbewerb veranstalten könnte.

Der ....- Preis: Um einen ....- Preis kann man sich nicht bewerben, sondern wird dafür nominiert. Das setzt voraus, dass man irgendwas geleistet hat und dadurch Aufmerksamkeit erregt hat.
Es ist die einzige Form des Wettbewerbes, in welchem nicht der Teilnehmer einen Sieg anstrebt, sondern die Gemeinschaft einen Sieger auszeichnen möchte, egal, was der davon hält.
Deshalb ist dies auch die einzige Form des Wettbewerbes, in welcher ab und zu ein angebotener Preis abgelehnt wird. Die Gründe für eine solche Ablehnung sind jedoch meist nicht in einer übertriebenen Bescheidenheit des Ausgezeichneten zu finden, sondern eher darin, dass er findet, der Preis, die Absicht dahinter oder diejenigen, welche ihn anbieten entsprächen nicht seinen persönlichen Anforderungen.

Was ist aber die Absicht hinter einer solchen Preisvergabe? Was hat die Gemeinschaft davon, Leute auszuzeichnen, deren Ehrgeiz gar nicht im Gewinnen liegt?

Nun, vielleicht geht’s einfach darum, darauf aufmerksam zu machen, zu welch grossartigen Leistungen wir als Menschen im Bereich von Kunst, Kultur und Wissenschaft fähig sind.
Mit der Vergabe solcher Preise feiern wir uns im Grunde selber und setzen einen sanften Kontrapunkt zu all den Meldungen darüber, was wir alles wiedermal verbockt haben.



Am Eingang zur Menschheit sollte ein Schild hängen:

Willkommen in der Zivilisation!

Es erwarten Sie grosse Herausforderungen,
jede Menge Schwierigkeiten und Verwirrungen,
aber auch
viele schöne Preise!

Eintritt auf eigene Gefahr. - Über den Wettbewerb wird keine Korrespondenz geführt.


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