Wahre Geschichte Teil 2 Abschied von Oberschlesien


Wahre Geschichte
Teil 2

Abschied von Oberschlesien


In der Zeit von 1984 bis Juli 1985 war in mir die Unruhe, die Angst, denn Josef wollte zur Maria. Ich wusste aber, er will nicht zu Besuch, er will bleiben.

Lore und Heinz haben nach meiner Abreise mich nicht mehr vergessen. Wir haben regelmäßig Lebensmittelpackete bekommen, die für unsere Familie in dieser Zeit eine sehr große Hilfe waren. Kathrin /meine 3 Enkelin/ wurde geboren und sie brauchte eine spezielle Milch. Wieder hat Lore geholfen. Wir haben so vieles zur verdanken, es gibt dazu keine Worte. Die Briefe von Lore und auch Telefonate, die gaben mir damals die Kraft alles zur überwinden..
Der Tag 23.07.1985 .
Abschied von der Familie, das zu vergessen , das geht nicht. Ich wusste doch nicht ob ich meine Lieben noch sehen werde, ich hatte solche Angst. Immer wieder die Frage – warum, machst du das, warum?
Das was später kam, Friedland die Ängste, die Tage wie werden wir leben! Wir bekommen doch im unseren Alter keine Arbeit. Ich wollte niemanden zu Last fallen.
Es waren schwere Zeiten, besonders für Josef, der mich immer wieder aufbauen musste, weil ich niemanden zur Last sein wollte.
Als wir unsere Wohnung bezogen haben - da war wieder Heinz da – Er kam mit einen kleinen Transportwagen und brachte uns ein Couch und zwei Sessel ins Wohnzimmer. Dazu Haushaltgerätte.
Ich bin und werde es nicht vergessen, wir waren nicht alleine. Freunde haben uns geholfen diese schwere Zeit zur überbrücken. Dazu höre ich noch immer die Worte von Heinz „ Tilli“ , alles wird gut . – in zwei Jahren wirst du diese Zeit vergessen haben „
Zeit heilt alles – sie vergeht egal ob sie gut oder schlecht ist – sie vergeht.
Im November 1986 kam zu Besuch unserer Schwiegersohn mit Anja und David. Alina war mit Agathe Zuhause geblieben. Agathe war gerade 7 Monate und ich war nicht bei meiner Tochter als sie zu Welt kam. Es war ein erster Sonnenschein und Hoffnung, dass ich meine Kinder wieder sehen werde. Auch in diesen fröhlichen Stunden kam Heinz und Lore uns besuchen.
Ich war so glücklich – ich konnte wieder lachen. Es wurde so wie Heinz sagte. Mein Schwiegersohn, der seine letzten Prüfungen in der Technischen Hochschule in Gleiwitz noch vor sich hatte ., sagte – „Mutter ohne mein Diplom habe ich hier keine Aussichten, aber wir kommen bestimmt nach. Mach dir keine Sorgen.“. Ja- er hatte immer schon einen starken Willen.
So hatte ich meine Freude am Leben wieder gefunden.

Heinz und Lore sie waren da. Ich habe damals im April 1986 Depressionen und wurde 2 Jahre lang behandelt. Lore und Heinz haben mich im Sanatorium in Weiskirchen besucht.Dieser Besuch damals, hat mich sehr aufgebaut. Ich sagte mir nach diesen Besuch – „Tilli du wirst dich wieder zusammennehmen und wie so oft in deinen Leben einen Weg finden“ Ich kann es gar nicht sagen, aber in dieser Zeit war die Familie von der ich etwas Verständnis erwartet habe gegen mich. Sie wollten nicht verstehen, dass ich ohne Arbeit, ohne Geld, nicht auf die Sozialhilfe angewiesen sein wolte. Nach dieser Zeit ging es aufwärts. Josef bekam eine Arbeit als Wächter in einer Sicherheitsfirma. / In seinen Beruf hatte er auch keine Chance/ Wir konnten unseren Kindern mehr helfen. Es reichte.
Das Leben war schön.

Die Ausreise der Schlesier war noch nicht zu Ende .

Dann war es so weit, Meine Tochter mit ihrer Familie war da. Ich war voller Kraft. Im Dezember zu Weihnachten, kam dann mein Sohn mit seiner Familie. So jetzt konnte ich voll leben. Heinz hatte Recht gehabt.
Meine Familie lebte und konnte mit Disziplin, Arbeit und Strebsamkeit eine gute Existenz aufbauen.
Es waren Jahre wo ich meine Enkelkinder betreute,als meine Kinder ihre Ausbildung mit neuen Prüfungen bestätigen mussten.Sie fanden Arbeit und sind heute im ihren Fachgebiet anerkannte Mitarbeiter geworden.

Es vergingen wieder viele Jahre. Jahre die man nicht vergleichen kann mit den Jahren in einer Zeit die man sehr gern vergessen möchte.
Jeden Monat, und alle die Jahre waren wir immer in Kontakt mit Lore und Heinz. Sie haben uns begleitet mit gutem Rat und sahen, dass ihre Freundschaft uns in jeder Situation geholfen hat.
Am 15.02.1997 sind wir nach Bad gezogen wo wir uns auf Kredit ein 3 Zimmer Haushälfte gekauft haben. Wieder war die Familie erstaunt- das wir im Alter von 62 Jahren solchen Kredit aufgenommen haben.. Die Höhe der mtl.Abzahlung des Kredits war weniger als in K. die teure Miete. Wieder war es Heinz, der zu uns stand. Und wieder kamen Lore und Heinz zu uns gefahren. Heinz hat uns beraten und wir konnten uns ein Stückchen hinter der Garage als Beet anlegen .Josef hat sich im Keller ein Hobbyraum geschaffen und stolz konnte er es Heinz präsentieren. Wir sind glücklich geworden in dieser Stille am Rande des Waldes.

Am 16.07.2005 haben wir unsere Goldene Hochzeit gefeiert. So einen Tag zur erleben ist ein großes Ereignis, das nicht jedes Ehepaar erleben kann.

Wir waren sehr jung als wir geheiratet haben. Wir hatten keine große Hochzeit mit allen Drum und Dran. Darum haben wir uns die Goldene Hochzeit mit Hilfe unserer Kinder geleistet. Unsere Kinder haben uns überrascht mit einer Fotomontage aus unseren jungen Jahren und unseren Leben. Für mich und Josef war es überwältigend .Wir konnten in dieser Minute sagen – ja wir haben in den 50 Jahren, unseren Leben einen Sinn gegeben. In unseren Kindern und Enkelkindern werden wir weiter leben, auch wenn wir nicht mehr da sein werden.
Es waren alle da, die im unseren Leben einen Platz eingenommen haben
Aber Heinz und Lore mit Töchtern und Schwiegersohn – waren unsere Ehrengäste.
Durch Heinz und Lore –ihren Beistand haben wir es geschafft ein Zuhause zu finden wo wir glücklich unsere alten Tage verbringen konnten.
/Foto in der Galerie/

Diese lieben Menschen haben mich auch begleitet als der Tag kam, wo ich einsam wurde.

So vergeht ein Leben, so vergeht Alles, aber die Hoffnung, das es Freundschaften gibt die in jeder Situation dir die Kraft geben um weiter zu leben ,egal was kommt – das ist und wird immer Groß anerkannt..
Diese Geschichte habe ich für diese Freundschaft geschrieben, als Anerkennung und Dank für wunderbare Menschen die mit Herz und großer Bescheidenheit ihr Leben gestaltet haben.

Tilli


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Kommentare (3)

sonja47 Du hast so unendlich Schweres durchgemacht, ich weine, Du ich habe mich so sehr an
Dich gewöhnt habe Dich in Deinem jetzigen Alleinsein so sehr verstanden!

Wen Du möchtest, schreibe mir über mein privates E-Mail, ich habe sie Dir nochmals per PN zugesandt!

Ich schätze Dich so sehr, aber die eine Person, welche über einen Mann mich fertig
machen musste, es nicht alleine in ihre Hand nahm, das verstehe ich nicht mehr, auch
dass Karl hier solche Gemeinheiten duldet, dies habe ich noch in keinem Forum erlebt!

Meine privaten E-Mails werde ich ausser während Ferien, täglich lesen und sie auch beantworten!
Dir liebe Ottilie möchte ich gerne weiterhin eine gute Freundin bleiben!
Freundschaftliche Grüsse von
Sonja
tilli Liebe Sigrun -
Die Geschichte wird für immer ein Symbol sein,das Jedes Gutes Werk,jede Herzernswärme die man gibt , Früchte bringt die Freude machen.

Ja,heute hat die deutsche Minderheit in Schlesien alle Rechte.Sie dürfen deutsch sprechen und deutsch lernen,haben deutsche Messen in Kirchen. Man kann deutsche Fächer ind der Schule belegen. Es ist Freiheit so wie hier. Die Menschen haben Alles -es ist Europa.Das ist gut so. .
Unsere Enkelkinder haben in diesen 23 Jahren ihre Heimat in Rheinland Pfalz gefunden.Alle 4 sind Studenten.Die älteste schreibt schon ihre Doktorarbeit.
Fleiß,kein Aufgeben .auch wenn es manchmal sehr schwer war mit Vorurteilen zu kämpfen.Heute sind auch unsere Freunde stolz,denn sie sehen was aus diesen Kindern geworden ist ,denen sie einmal geholfen haben.Wenn noch Wünsche offen würden , so bloß Hoffnung, das niemals mehr Krieg sein wird und allen Kindern der Welt eine Kindheit geboten wird, ohne Belastung und ohne Angst. Tilli
ehemaliges Mitglied ...ich kann kaum in Worte kleiden, wie sehr mich Deine Lebensgeschichte anrührt. Du hast sie in tiefster Dankbarkeit den Menschen gewidmet, die Dir immer zur Seite gestanden haben, auch in größter Not und Einsamkeit.

Das sind Freunde, wie sie kostbarer kaum sein können.

Liebe Tilli, auch Du hast das Leben von Heinz und Lore sehr bereichert. Sie konnten miterleben, wie Du und Dein Mann aus ganz wenig etwas aufgebaut habt. Sie durften Euch dabei helfen.

Du kannst sehr stolz auf Dich sein. Niemals hast Du aufgegeben, warst stets bescheiden und dankbar. Meine Hochachtung!

Mit lieben Grüßen
Sigrun

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