Ware Wahrheit
Ein erwachs'nes Menschchen fand
ich zögernd, fragend dort am Rand
von dem Land Veritanien.
*
Es traute selten seinem Tun,
wollte stets in der Wahrheit ruh'n.
(wie die in Veritanien?)
*
Sein Wollen - so löblich -
misslang sehr oft kläglich:
(gab es kein Veritanien.)?
*
Trotz "Äugelein offen"-
genarrt durch viel Hoffen
fand es nie Veritanien.
*
Es folgerte Schluss:
Veritanien muss
kein Reiseziel sein!
Doch das Träumen ist fein!
***

© kolli
am 01.02.2011

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Kommentare (6)

Traute ganz gewiss nicht der Kant ist für mich der Inbegriff der Philosophie, die sich vom Schein zum Sein wendete.
Die Welt, soweit wir sie erkennen, können wir benennen, was dahinter und dem zu Grunde liegt, da sollen wir sein wie die Einfalt und uns damit zufrieden geben, bis wir weiter sehen und nicht zu mystischen Erklärungen greifen.
Kant sagte auch sinngemäß, was mich immer mehr zum Erstaunen bringt, je mehr ich darüber nachdenke, ist das moralische Gesetz in mir und der Gestirnte Himmel über mir.
Mit dem Kategorischen Imperativ hat er das Moralische Gesetz, für jeden anwendbar, erklärt. Also meinte er nicht wir sollen Lügen, verbrämen, wo wir es nicht besser wissen, sonder staunen und die Wahrheit suchen.
Möglicher weise habe ich Dich auch falsch verstanden und ausgelegt, dann sei mir nicht Gram, das passiert alle Tage, dass die Menschen an einander, vorbei reden, leider.
Mit ganz freundlichen Grüßen,
Traute
kolli Da wohl jeder (ca acht milliarden san ma!) seine Wahrheit hat,(für ihn stimmt sie ja auch!)
ist es für mich klar, dass es DIE WAHRHEIT eigentlich nicht gibt!
Darum träume ich manchmal ganz fein von einer Wahrheit der jeder zustimmen kann.


zu Traute: du schreibst:" . . . nur mit unserer Erkenntnis können wir sie -noch- nicht erfassen" - Wo möglich würde man uns dann für naiv halten!?
Emanuel Kant schrieb einmal: "Die wahre Weisheit ist die Begleiterin der Einfalt" (ein kantiger Spruch, gell)?
***
Deine Bemerkung, Caja:"Solange man zu sich und dem was man denkt und wie man handelt steht,
mag es vielleicht für andere, aber nicht für einen selbst unauffindbar sein.

finde ich sehr treffend!
Nochmals Danke für Eure Kommentare:
kolli

ehemaliges Mitglied
Und so geschieht es –
dass man an sich zweifelt,
gerade weil man versucht,
in Wahrheit und mit ihr zu leben.
Sie als Ware zu nutzen, ist so wie lügen.
Traurig die Erkenntnis, dass genau das immer wieder passiert – gebeugt, verhandelt – bis eine ganz andere „Wahrheit“ dasteht.

Dann ist es beruhigend zu wissen, das Land der Wahrheit liegt in einem selbst.
Da muss man gar nicht weit reisen.
Solange man zu sich und dem was man denkt und wie man handelt steht,
mag es vielleicht für andere, aber nicht für einen selbst unauffindbar sein.

Starkes Gedicht und wahrlich ein nachhaltiger Gedankenanstoß!

Lieber Gruß, d. F. Caja

Traute Im Wein soll sie sein die Veritas?
Da wollen wir sie aber nur ab und zu suchen.Mir hat Dein Gedicht gefallen und einen großen Denkanstoß gegeben.
Die Wahrheit gibt es schon, nur mit unserer Erkenntnis können wir sie -noch- nicht erfassen?
Der Gegensatz zur Wahrheit ist nicht immer die Lüge. Das ist das bewusste falsch darstellen einer Wahrheit.
Nun dann pirschen wir uns ran und nähern uns dem Schluss, das man, das was dahinter steckt von Zeit zu Zeit entdeckt.Und uns von der Erkenntniswelt immer noch der Großteil fehlt.
Mit freundlichem Dank für das Gehirnjogging,
Traute

kolli Von der Wahrheit träumen ist halt eher fein als rein
Mag es auch "abgedroschen" sein; sinngebend passt (für mich) besser mein fein als dein rein rein
Daß dich dein Vorschlag auch nicht vom Hocker haut, tröstet mich natürlich!
Zu Veritanien kann man sich noch viele andere nien
ausmalen. "Heuchelanien" gehört natürlich dazu!
Danke für deinen Kommentar.
Gruß:
kolli


lotte2 Spielerisch,mit heiterer Leichtigkeit , aber nicht unernst wird hier die Suche jedes "kleinen Menschleins" nach seiner großen Wahrheit aufgezeigt ..
um am End eindeutig zu sagen, dass es keine verbindliche Wahrheit gibt, und all die philosophischen Lehren " wie Ware" gehandelt werden ...

besonders vereindringlichst Du diese Tatsache im refrainartigen Endvers jeder Strophe rund um das Land " Veritanien"..

eine winzige Negativkritik

In V/4 Doch das Träumen ist fein! stört mich das abgedroschene adverbiale Prädikat "fein"


Es lässt - mMn - einen irgendwie dilettantischen Geschmack im Rezipientenmund ...

Da die vierte Strophe als einzige ein Vierzeiler ist, bekommt dieser letzte Vers aber eine besondere Bedeutung .. eine " feine"?
mein Änderungsvorschlag reißt mich allerdings auch nicht vom Hocker ..

Es folgerte Schluss:
Veritanien muss
kein Reiseziel sein!
Doch das Träumen ist rein!

eine kleine Frage - nicht ganz ernst gemeint
Wenn Veritanien kein Reiseziel sein muss, ist es dann das Land Heuchelanien ?

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