Wer denkt an sie?


Wer denkt an sie?

Nun wird es Ernst. Uns fehlen die ausländischen Hilfskräfte, die bisher dafür sorgten, dass die anstehenden Erntearbeiten bei Spargel und Erdbeeren ohne Schwierigkeiten vonstatten gehen konnten. Jetzt ist der deutsche Bundesbürger wieder auf dem Zustand angelangt, der in früheren Jahrzehnten normal war! Es ist faktisch eine Krise in einer Krise. Die Abschaffung der Reise-und Arbeitnehmerfreizügigkeit innerhalb der Europäischen Union ist de Facto vollzogen.
        Die deutsche Wirtschaft trifft das natürlich hart, und nun noch die kleinen Firmen, die eigentlich wenig beschädigt durch den Corona-Sturm hätten kommen können. Es ist ja nicht nur der Spargelstecher, der nun nicht mehr da ist, die ganze Entwicklung kann dazu führen, dass LKW nicht mehr fahren können, Baustellen stilliegen und vielleicht sogar Schlachthöfe nicht mehr betriebsbereit sind - weil eben die Schlachter fehlen, die fast immer aus dem Ausland kamen!
        Das alles scheint bisher noch nicht bis in das Bewusstsein unserer Bevölkerung einzudringen. Ist das ein Wunder?
Diese genannten Arbeitskräfte bildeten doch jahrzehntelang eine Schattenwelt am Rande der Gesellschaft! Sie arbeiteten doch allzu oft unter fragwürdigen Bedingungen, lebten in zum Teil menschenunwürdigen Unterkünften.
        Es war immer eine Parallelgesellschaft, die für unser aller Wohlergehen arbeitete, für unseren Wohlstand! Wir werden es sehr schmerzlich erfahren, wie sehr sie uns fehlen werden. Hat sie vorher jemand beachtet? All diejenigen, welche diese Arbeiten machten, die für uns nicht mehr gut genug war? Nur wenige Menschen kannten sie, die unterbezahlten Helfer in der Landwirtschaft und in anderen Berufen. Nun, in dieser Zeit, wenn sie nicht mehr kommen, da vermissen wir sie ganz gewiss.
Oder nur ihre Arbeit?
       
         Ich denke dabei auch an die minimal bezahlten Kräfte in der Paket-Zustellbranche, ausgenutzt bis zum »geht-nicht-mehr«! Sie sind noch bei uns, bringen uns die Sendungen, die ständig Höchstzahlen an Zustellungen erreichen. Sagen wir auch einmal ein »Dankeschön«, vielleicht verbunden mit einer kleinen Spende?
        Wie wird es sein, wenn diese Krise einmal vorbei ist? Können wir dann noch so weiterleben wie vorher? Ändert sich vielleicht danach unser Leben?
Oder heißt es dann wieder:
»Jeder ist sich selbst der Nächste ...«

©2020 by H.C.G.Lux

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