Winter im Krieg... Erlebnis eines damals 10 jährigen Jungen


Winterzeit

….wir Kinder konnten kaum den ersten Schnee erwarten, und der kam meist pünktlich zu Beginn der Adventszeit, mit starker Kälte und heftigem Schneefall.
Für die schlittschuh-laufenden Kinder gab es hier einige Gelegenheiten,zunächst der ** Brande – Weiher ** , ein künstlich angelegter Teich unmittelbar unter dem Brüderkrankenhaus, das ja im Krieg zum Lazarett umfunktioniert wurde..Der Teich diente als Löschwasserstelle für den Ernstfall.Und so bewegte sich ein kleines,munteres Völkchen auf dem Eis, mit abenteuerlich anmutenden alten Schlittschuhen, alles Vorkriegsmodelle,die mit dem sogenannten ** Dudelchen ** an die Schuhe festgedreht wurden,und da die nicht so recht hielten,wurde mit Kordel,Schnüren,Lederriemchen usw. nachgeholfen.
Was gibt es dagegen heute eine tolle Auswahl,mit den passenden Schuhen dran, und erst die Kleidung heute….
Früher – dem strengen Winter angepasst,trugen Jungens wie Mädchen handgestrickte lange Strümpfe, und die ganz fortschrittlichen Jungens nannten die sogenannten * Überfall-Hosen *
ihr Eigen, wobei die mit Überfall a la Bankeinbruch nichts zu tun hatten, das war damals ein reines Modewort, schlicht und einfach darum,weil sie über die Schuhe gingen und unten zugebunden waren.Sie stammten aus der HJ- Winter-Uniform, und später ging dieses Modell auch zur Wehrmachts-Uniform über.Vorteilhaft – weil sie die verpönten langen Strümpfe verdeckten,deren man sich als Junge schämte und zum zweiten, rührte kein Schnee in die hohen Schuhe…
Eine weitere Eisfläche war die sogenannte Kalbswiese ,die im Winter überflutet wurde von dem vom Stadtwald herkommenden Biebrichs-Bach.Übrigensd wurde hier Eis in Blöcken geschnitten und in den Gewölbekellern der GASTWIRTSCHAFTEN gelagert zu m Kühlen des Bieres, es hielt sich bis in den Sommer !
Da es kaum Autos gab – alle KFZ wurden beschlagnahmt und zur Wehrmacht eingezogen, konnte man ungehindert das Sauertal runter – rodeln, auch die Kirchstrasse war beliebt und erst die Steilstrecke,die sogenannte HOLLRER BURT. Da wurden zwei bis drei Schlitten zusammengebunden, ein Brett draufgelegt und wir hatten dann begeisterte Mitfahrer, junge Soldaten,Verwundete,die Ausgang hatten und begeistert mitfuhren,und wir jungen fühlten uns sauwohl zwischen den jungen Landsern, die es genossen,für kurze Zeit dem furchtbaren Krieg entronnen zu sein…
Für die ängstlichen stand der Wallgraben am Wolfsturm zur Verfügung, er rührte noch aus der Stadtbefestigung her,aber er war sehr überlaufen…
Ein aufregendes Erlebnis muss ich noch berichten.
Wir hatten – wie die meisten Bürger – Einquartierung, und unser Soldat ein Wachtmeister (Feldwebel) war der Furier, d.h. er musste die sogenannte Marketender-Ware für die in den umliegenden Dörfern verstreute Einheiten versorgen, Zigaretten Rationen,Alkoholika, usw.- kurzum,alles was den Landsern zustand.
Die Strassen waren nahezu unpassierbar,es war der strenge Winter und so durfte ich als Pimpf mitfahren, was mich sichtlich stolz machte, hatte doch der Kutscher einen Lotsen, der ihn in die Dörfer dirigierte und eine eifrige willige Kraft,die beim Austeilen half.Es war eine bespannte Militär-Einheit,alle Geschütze,Bagagewagen,Gulaschkanonen,von Pferden gezogen, und die Offiziere auf rassigen Reitpferden…
Hätten die Pferde bei der Rundfahrt Schellchen am Kummet gehabt und kein blutiger Krieg, so wäre es eine Romantik gewesen a la Petersburger Schlittenfahrt.


Das sind so Erlebnisse,die mir heute noch nach fast 70 Jahren präsent sind.
So rückte die Einheit zum Front-Einsatz aus…….(Bild fehlt)

Manche Jungs besassen Ski,
hausgemachte,und übten im tiefen Schnee….(Bild fehlt)


das war in meiner so tristen Kinderzeit, meint sternwart

Anzeige

Kommentare (0)


Anzeige