Zettelkasten für lose Blätter

Autor: ehemaliges Mitglied

Zettelkasten für lose Blätter

jeder_mann           

Mitten in der Nacht wachte ich auf und fand mich am Bettrand sitzend. Ich hatte wohl aus den Albträumen entfliehen wollen. Oder aus dem Traum-Wirrwar um die medizinische Diagnose 'Elephantiasis'.

Schnell sah ich auf meine Beine: 
nein-nein ..., sie waren schlank und von glatter Haut -, rechts wie links.

Und dann fielen mir Salzburg ein und das Schauspiel "Jedermann" mit Will Quadflieg vor dem Dom -, und ich grübelte darüber nach, was sich Hugo von Hofmannsthal wohl bei diesem Titel gedacht haben möge. 'Jeder Mann'?

Ach -, für mich war nicht jeder Mann in meinem Leben ein reicher Jedermann.
Und gestorben sind zwar oftmals meine Gefühle für den einen oder den anderen -, aber nicht der jeweilige Mann selbst. Gestorben bin ICH: einen symbolischen Tod.

Von den fünf Männern in meinem Leben war nicht jeder wie der andere: einer am Klavier, einer ein Lehrmeister -, einer ein Versehen -, einer sehr viel später mein "besonderer Mensch" - und einer eine letzte Nicht-Erreichbarkeit.

Aber ich bin eben immer allein geblieben.

So allein, wie ich jetzt hier auf dem Bettrand saß und darüber grübelte, ob ich wie 'jeder' oder ein 'Jemand' sein möchte. Manchmal hatte mir das Leben zugeraunt: 'Sei vorsichtig -, sonst wirst Du zum Niemand'.

Jeee-ee-der-maaa--aa--ann ...

Die Lautsprecher im Dom-Hof von Salzburg triggerten ...

 


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Kommentare (6)

ehemaliges Mitglied

Alt_und_Jung - bearbeitet.jpg

ehemaliges Mitglied

der Chaos-Reporter berichtet ---

“Mir träumte – Schalmei - ach, es war Pan, nicht der Rattenfänger -, mir träumte - oder besser: es träumte mich, ich hätte die Giftgas-Depots entdeckt. 

Giffft-Gasss. 

Über die Entdeckung schwieg ich. Eine kleine Portion steckte ich in die Tasche. Ging nach Hause. Gut so etwas zu haben. 

Seht meine Emotionen. Thesaurus sagt dazu Affekte. 

Hirtengötter. Schweinehüter. Rattenfänger.

Und dann haben sie noch diese verstümmelten Tränen. Krokodils-Imitatoren. Schnüffler. Verräter.

Und dann haben sie noch dieses verlorene Gefühl. Sentimentalisten. Riesenschnauzer. Kampfhunde.

Und dann haben sie noch diese Löcher im Gehirn. Negativisten. Schüttellähmer (hier möchte die Korrekturmaschine lieber „Schüttel-lämmer“ sehen). Abfallverwerter.

Und dann haben sie noch diesen Polit-Unsinn. Kriegstreiber. Nachrichten-Verfälscher. Verfaulte Nihilisten.

Den ganzen Tag läuft TV -, sie begießen ihre Taten.

Den ganzen Tag läuft der Macintosh -; sie plagiaten die Texte von spiegel-online ins Forum.

O sammelt euch, Verhüterli, und sorgt für das Aussterben der Nattern.”

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(catty’s Tipp:
folgt ihm und schreibt Eure Aggressionen weg)

ehemaliges Mitglied

wir Kriegskinder - unsere ‚via dolorosa‘

Auszug aus meinem Text:       
'Aus der Gesprächspause' 
in  'Roman ohne Titel'
(- Ein fragmentarischer Versuch -)


... ... ...

Irgendwann erzählte sie ihm davon.

"Ich war neun Jahre alt, als wir aus dem Osten flüchten mußten. Damals haben wir es nicht geschafft, bis zum Süden zu kommen. Wohin wir eigentlich wollten, weil meine Mutter dort Verwandte hatte, die uns nach der Flucht nicht als Fremde angesehen und auch so bezeichnet hätten. Fremde im eigenen Land ... Die, bei denen wir ankamen, ließen es uns überall fühlen. Daß wir nichts mehr besaßen. Obwohl sie selber ärmlich lebten. Aber sie hatten ja noch ihre Häuser, ihre eigenen vier Wände. Zimmer ohne Öfen, in denen Eis an den Wänden glitzerte: der gefrorene Atem von Menschen, die darin lebten. Nicht nur durch diese Kälte sind wir krank geworden. Mehr noch davon, daß wir nun in solchen Löchern leben mußten, die sie uns auch noch verübelten. Sie fühlten sich durch die ' Fremden' gestört und waren nie zum Teilen bereit. Manchmal klauten wir etwas, denn wir hatten Hunger. Eine Rübe vom Feldrand, die - als Nachtisch - sorgfältig portioniert wurde. Wer weiß, wann man wieder eine Rübe klauen konnte. So etwas wurde 'fringsen' genannt. Nach einem Kardinal, der die Nicht-Vertriebenen bat, den Hunger der Flüchtlinge zu begreifen."

Sie unterbrach sich und legte die Hände über den Magen, um dieser Übelkeit Einhalt zu bieten.

"Hast du jetzt Hunger?" fragte er besorgt.

"Vielleicht würde es helfen, etwas zu essen," erwiderte sie nachdenklich. "Kartoffeln."

"Ich koche dir Kartoffeln," sagte er sofort und stand auf. "Aber wieso gerade Kartoffeln?"

"Ach, setz' dich wieder. Ich habe keinen Hunger. Nicht, wenn ich mich an den Hunger erinnere. Mir fiel nur eben ein: Wenn die Bauern die Kartoffel-Felder abgeerntet hatten, durfte man 'nachhacken'. Da zogen dann die 'Fremden' auf die Felder und hackten mit geliehenen Geräten den Boden um, in dem sich noch so manche Kartoffel fand, die die Maschinen der Bauern nicht erfaßt hatte. Nicht nur ganz kleine Kartoffeln, die überall hindurchrutschen konnten, sondern auch ab und zu eine dicke. Über die dicken freute man sich am meisten. Sie sahen immer so aus, als könne der heutige Fund für mehrere Mahlzeiten reichen. Aber manchmal kamen die Bauern zurück -, untersuchten, was wir gefunden hatten, und nahmen die dicken Kartoffeln mit. Sie gehörten ja ihnen. Einen Sack hätten sie damit nicht füllen können. Lediglich ihre Mittags-Schüssel. Nur sahen sie nicht aus, als ob sie immer Hunger hätten. Wir stellten dann Wachen auf und versteckten dicke Kartoffeln in der Kleidung. Was uns allerdings nicht davon abhielt, auf dem Rückweg sehr eilig zu sein. Vor Hunger -, aber auch aus Angst, daß uns die Bauern noch einholen könnten."

Er sah sie an. 
"Magst du trotz allem noch immer Kartoffeln?" fragte er.

"Ja. Wenn sie nicht zu viele Augen haben."

"Was stört dich an diesen sogenannten Augen? Man schneidet sie doch heraus, bevor man die Kartoffeln kocht."

"Ja. Aber dann sehen sie wie Ruinen aus."

Er wußte, daß sie darüber reden wollte. Über die Wände mit Löchern.

"Auf der Flucht mit den letzten Zügen, die noch abgefertigt wurden, sah man zuerst noch heiles Land. Manchmal fragte man sich, weshalb man sich auf den Weg gemacht hatte. Wir Kinder fragten es immer wieder. Und die Erwachsenen zeigten auf die anderen Menschen, die den Zug überfüllten, und sagten: 'Wenn es keinen Grund gäbe, wären hier nicht so viele. Sie fahren alle nach Süden.'- 'Und was ist im Süden?' - 'Dort gibt es keine Feinde. Keine Bomben. Keine Vernichtung. Nur Freunde und Sicherheit.' - Ich weiß nicht einmal, ob die  Erwachsenen das selbst glaubten. Dort, wo wir dann 'Fremde' waren und von den Einheimischen auch so genannt wurden (“die Fremma”), fanden wir jedenfalls keine Freunde. Die Flüchtlinge blieben unter sich. Und ehe es auch dort aufhörte, daß wir überall von Tieffliegern beschossen wurden und nie wußten, hinter welcher Mauer wir in Sicherheit sein könnten, gab es Sicherheit eben auch nicht."

Sie unterbrach sich und war dankbar, sich in der Nähe dieses Mannes sehr sicher fühlen zu können. Das erleichterte ihr das Weitersprechen.
 
 
 
Ruinen.jpg(Bild © Internet)
 
"Später auf der Flucht sah man die Ruinen der Städte, die schon alles hinter sich hatten. Wir mußten oft den Zug verlassen und uns zu einem Bunker begeben wegen der Bomber-Geschwader, die oben in die Richtung der nächsten Stadt flogen. Die es noch nicht hinter sich hatte. Oder sie wiesen uns zu einem Not-Quartier, wo dann mehrere Kinder auf einem Strohsack schliefen, während die Mütter am Tisch sitzenblieben und nur manchmal die Köpfe auf die Arme legten. Ich glaube, unsere Mütter haben wochenlang nicht geschlafen."

"Bist du nicht auch sehr müde?"

"Nein," sagte sie, "ich will es heute loswerden. Und du?"

"Ich bin nie müde."

"Stimmt," sagte sie, "du bewachst mich. Wie unsere Mütter uns damals bewacht haben. Die lange nicht schlafen durften - und es später nicht mehr konnten. Bis an ihr Lebensende. Manche hofften auf den Tod als Schlaf-Ersatz. Oder daß er ihr Bedürfnis befriedige, allen Schlaf nachholen zu können. Ein Wunsch, der oft kam, sobald sie ihre Kinder nicht mehr bewachen mußten. Man sagte dann, das sei, weil sie keine Aufgabe mehr hätten. Aber das war es nicht."

"Was war es dann?"

"Es waren die Schäden des Krieges. Der Krieg hat sie zu Ruinen gemacht. Wie die, zwischen denen wir nachts zu den Quartieren gingen, in denen nur die Kinder schliefen. Nachts konnte man die Ruinen schwanken sehen. Die durchlöcherten Mauern würden einfach nach vorn fallen. Neue Schuttberge auf denen bildend, die man am Rand aufgehäuft hatte, um die Straßen für die Flucht der Menschen freizuhalten. Da wuchs nichts mehr. Bäume, deren Stämme grau waren von der Asche -, mit Ästen wie Mahnfinger. Alles verbrannt. In einem Feuer, das dunkler war als die Christbäume, die über der Stadt hingen, als es losging."

"Christbäume?"

"Ich weiß nicht, warum sie sie so nannten. Weihnachten lag schon Wochen zurück. Ich weiß auch nicht mehr, wie und wo wir das letzte Weihnachten hatten. Diese sogenannten Christbäume waren Leuchtkugeln, die sie über die Städte setzten, um die Ziele ihrer Vernichtung von oben her besser erkennen zu können. Wir sahen sie von unserem Zug aus, als Dresden starb. Und alle, die in dieser Stadt lebten, und die, die zufällig dort waren. Oder nicht zufällig. Vielleicht, weil sie nicht weiterwußten. Auch mein Onkel und seine Frau. Man nimmt es jedenfalls an. Ihre letzte Spur verlor sich in der Nacht, in der diese Stadt vernichtet wurde. Vielleicht haben wir sie unter den Christbäumen sterben sehen. Ich weiß es nicht."

"Warum kannst du es nicht vergessen?"

"Ich müßte mich damit auseinandersetzen, aber es quält mich, wenn ich daran denke. So habe ich alles verdrängt."

"Kanntest du deinen Onkel und deine Tante gut?"

"Nicht sehr gut. Wir haben einmal bei ihnen Ferien gemacht. Aber gerade diese Ferien gehören mit zu den Beweisen dafür, eine wie schöne Kindheit ich hatte."

"Bis zu der Flucht."

"Ja. Manche haben später nicht geglaubt, daß meine Kindheit hätte schön sein können. Nach dem Krieg verließ mein Vater meine Mutter und uns Kinder, und meine Mutter erzählte anderen von früheren Dingen, von denen sie glaubte, daß sich damals die Familientrennung schon abgezeichnet hätte. Wegen des Charakters meines Vaters, den man auch bei seinen Geschwistern finden könne. Auch bei dem Onkel, von dem ich erzählt habe. Es gab ein Gerücht, daß ihn die Arbeiter seines großen Landgutes, das er bewirtschaftete, in den letzten Kriegswirren erschlagen hätten. Aus Rache -, wegen seines herrischen Auftretens."

"Wie schrecklich."

"Ich glaube es nicht. Er hat bestimmt niemandem Unrecht getan. Einmal hat ihn ein Pferd gegen den Brustkorb getreten. Er hatte einen Herzinfarkt. In ganz jungen Jahren. Er verhielt sich sehr ruhig. Als wir die Ferien bei ihm verbrachten, war ich noch klein. Er hat mich überallhin mitgenommen. Ich habe nichts Böses an ihm bemerkt. Kinder fühlen so etwas."


"Hatte er eigene Kinder?"

"Nein. Die beiden sollen darüber sehr traurig gewesen sein. Uns behandelte er, als wären wir seine. Vor dem Haus, das wie ein Schloß aussah, ließ er an einem Ast der riesigen Bäume, die einen Park bildeten, eine Schaukel anbringen, die die Form eines Bootes hatte."

Sie lächelte ein bißchen.

"Es gab sehr viel selbstgebackenen Kuchen. Aber wenn wir nach dem Kuchen-Essen schaukelten, blieb der Kuchen manchmal nicht dort, wo wir ihn hin-befördert hatten. Und niemand schimpfte, wenn wir aussahen, als hätten wir uns in Marmelade gewälzt."

"War ja auch abwaschbar."

"Wasserleitungen hatten sie. Aber wer nachts durstig war, mußte Wasser aus Flaschen trinken. Nachts kam nichts aus den Leitungen. Tagsüber drehten zwei Pferde, die immer wieder gegen andere ausgetauscht wurden, eine riesige Pumpe. Und nur so gab es fließendes Wasser. Nachts schliefen auch die Pferde."

"Es muß eine schöne Zeit gewesen sein."

"Am schönsten waren die Fahrten mit offenen Kutschen. Nachbarn und Freunde wohnten weit weg, und man besuchte sich nicht etwa mit dem Auto, das es auch irgendwo gab, sondern mit der Kutsche. Ich habe nicht einmal in Portugal so viele Sternschnuppen gesehen wie damals auf den nächtlichen Rückfahrten mit der Kutsche."

"Im nächsten Urlaub machen wir auch irgendwo Kutschfahrten."

"Vielleicht doch lieber nicht. Das Zusammenleben mit Pferden ist so ganz anders geworden. Die Vorschriften erlauben die Atmosphäre von damals nicht mehr. Mein Onkel hatte so viele Pferde, daß ein Schmied auf dem Gut angestellt war. In einer richtigen Schmiede. Der Schmied fertigte uns kleine Spaten an, mit denen wir im Sand spielen sollten. Wir aber 'halfen' lieber beim Torf-Stechen."

"Gab es dort viel Sand?"

"Überall."

"Fährst du deswegen so gern an die Strände?"

"Ich glaube nicht. Das sind andere Sande."

"Aber kein Schutt."

"Nein. Kein Schutt ... Feine Sande -, warm -, nie etwas anderes gewesen als Sand. - Der Schutt ..."

"Bring' es zu Ende. Es wird dir helfen."

"Ja. --  Nachts also konnte man die Ruinen schwanken sehen. Wenn der Mond schien und von der anderen Seite her die Löcher erhellte, als hätten dahinter noch Menschen Lampen brennen. Aber dahinter war ja nichts mehr. Das wußten auch die Kinder. Die vielleicht aber noch nicht so genau wußten, daß Wolken am Himmel wandern können. Und wenn dann die Ruine links von dir war und die Wolken nach links zogen, neigte sich scheinbar die hohe, durchlöcherte Wand nach rechts und mußte gleich fallen. Auf die Mutter, die mit dem Baby vorausging, auf den jüngeren Bruder, - auf dich. War man der ersten Ruine noch entkommen, standen da die nächste und die nächste und die nächste. Es war entsetzlich!"

"Du mußt in einem ständigen Angstzustand gelebt haben."

"Wochenlang. - Ich erinnere mich an den Beginn unserer Flucht. Da saßen wir noch nicht in den Eisenbahnen. Wir waren ein paar Tage bei einem Freund meines Vaters, weit weg von der Front -, bis wir auch von hier wieder woandershin gehen mußten. Niemand mehr durfte jemanden aufnehmen -, wegen dieser Groß-Bombardements. - Der Sohn dort hatte eine Menge Kriegs-Spielzeug, das wir nicht kannten. Mich faszinierte, daß die kleinen Panzer richtig Feuer spucken konnten. Aber sogar vor diesen Flämmchen fürchtete ich mich. Daß mir die Flämmchen die Finger verbrennen könnten. Ich rieb mir ständig die Augen. Dieses Gefühl der Unwirklichkeit kann man einfach nicht beschreiben. Ich hoffte die ganze Zeit, nur schnell wieder aufwachen zu können. Irgendwann früher hatte ich von einer Bombe geträumt, die hinter einem schwarz-weißen Hund her flog. Den Traum mußte ich überall erzählen. Mein Vater fand ihn komisch. Für mich war es ein Albtraum. Aber das war nichts gewesen im Vergleich zu dem, was ich jetzt zu träumen glaubte. Überall Nebel. Und das Augen-Reiben half gar nichts."

"Wie konnte es auch,"  sagte er.  "War dein Vater nicht mit - auf der Flucht?"

"Nein. Er war zu Hause geblieben. Um noch Angelegenheiten zu regeln. Wir wußten lange nichts von ihm."

"Und wie war deine Mutter in dieser Zeit?"

"Sicher hat sie meine Ängste bemerkt. Aber sie hatte das Baby. Und mußte auf unser bißchen Gepäck aufpassen -, unsere letzten Habseligkeiten. Was konnten wir Kinder schon tragen als jeder einen Rucksack. - Einmal hat sie sich mit einem Mann geprügelt, der auf den anfahrenden Zug sprang, als sie mit dem Baby schon drin war und mein Bruder und ich noch draußen standen. Glücklicherweise fuhren die Züge damals noch langsam an. Vielleicht -, weil sie völlig überladen waren. Jedenfalls konnte sie uns dann zu sich hochziehen, und der Mann in der Soldaten-Kleidung kam auch noch mit. Er saß die ganze Zeit auf dem Deckel der Zug-Toilette, und mein Bruder saß auf seinem Schoß. Der Mann war nachher ganz freundlich."

... ... ...



Das ist nur ein sehr kleiner Ausschnitt aus meiner Leidens-Anamnese.
Die Ruinen, von denen ich als Kind befürchtete, getötet zu werden, sehe ich noch heute vor meinen inneren Augen. 

Und nicht nur die Ruinen: auch die “Christbäume” über Dresden, als die Stadt 1945 vernichtet wurde, während wir in einem der letzten Züge saßen, die uns in eine Sicherheit bringen sollten.

Eine Sicherheit, die sich als scheinbar und fragwürdig erwies.





 

Roxanna

@catty  

So ähnlich ist es meinen Geschwistern, die auf der Flucht mit Mutter und Großmutter im Januar 1945 von Ratibor/OS  3, 7 und 8 Jahre alt waren, auch ergangen. Vieles aus deiner Geschichte hat meine Familie auch so erlebt. Ein "Glück" war, dass sie von Oberschlesien aus nicht nach Dresden, diese Möglichkeit hätte auch bestanden, sondern nach Österreich transportiert wurden. Diese Erlebnisse sind tief gespeichert und haben das Leben geprägt. Wie gut es tut, wenn man ein offenes Ohr dafür findet und nicht gesagt bekommt: Ich kann diese Geschichten nicht mehr hören. Auch das Unwillkommensein und die Ablehnung haben viele in der Form erlebt. Ich denke, dass das alles immer noch nicht verarbeitet wurde und, wie ich an anderer Stelle geschrieben habe, an nächste Generationen weitergegeben worden ist.

Mich hat deine Geschichte sehr bewegt.

Herzlichen Gruß
Brigitte

ehemaliges Mitglied

@Roxanna  

Danke herzlich für Deine Anteilnahme am Thema. 🌟

Allzu oft darf man nicht zurückdenken: es wühlt auf!!  😪

Roxanna

Am Ende sind wir immer allein, alles ist nur für eine vorübergehende Zeit, mal länger, mal kürzer. Aber immer wieder und am Ende werden wir auf uns selbst zurückgeworfen.

Den Jedermann in Salzburg hätte ich mir gerne einmal angeschaut.

Herzliche Grüße an dich Catty

Brigitte


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