Zirkus in der Stadt.....


es war in Zweibrücken auf dem Exerzierplatz, wie er hieß.
Kleines Zelt mit vielen Wagen, die zur Tierschau einluden und jeder seinen Obulus dafür bezahlte.
Wir schauten uns die Tiere an, meine Schwester und ich.
Vor einem Löwenkäfig blieb sie stehen und sah fasziniert dem König der Tiere zu.
Doch der lag lahm und faul einfach da rum.
Moni, wann bewegt der sich auch mal, ich möchte den gerne mal laufen sehen.
Ja, mein Herzchen, vermutlich erst abends, wenn er bei der Vorstellung seine Übungen machen muß.
-Da müssen wir hin -
-Dann mußt du Mami und Papi bequatschen, ich will da nicht hin.-
-Doch,doch ohne dich fürchte ich mich.-
Na gut, wir gingen nach Hause und das Schwesterherzchen lag den Eltern in den Ohren -ich verdrückte mich....
Letztendlich wurde beschlossen: heute Abend gehen wir in den Zirkus - Punkt.
Ich trottete hinterher, mir war die Sache stinkzuwider, setze mich auf einen Platz, der nicht so weit vorne war - genoß die Clowns und die Artisten, bis eine Primaballerina mit einem Sonnenschirm die Manege betrat.
Sie balancierte auf einem Seil - in Spitzenschuhen vom Ballett und mein Schwesterchen war außer sich. Moni, das will ich auch lernen, denn Ballett kann ich doch schon.
Sei ganz ruhig, wir üben das zu Hause......
Mutter war schon in einer Nervenkrise weil ich so einen Quatsch geredet hatte, bis die Raubtiernummer kam.
Man baute riesige Gitter auf, alles wurde eingehakt und verankert - ein Gittertunnel kam auch noch dazu und dann der große Tusch....
und er erschien - der König aller Tiere.
Zäh und schleichend ging er in Richtung Manege. Er sah sehr mürrisch aus, wehrte sich auch gegen die Stöcke, die ihn vorantreiben sollten und plötzlich hatte er die
Schnauze voll. Er sprang am Eingang dieses Stahlgeheges, am Ende des Tunnels mit solcher Kraft hinein, daß er eine Lücke fand und ab durch die Manege.
Ein Gekreische und Gerenne dem Ausgang zu. Alle stolperten durcheinander - ich hielt meine Schwester fest und drückte sie auf den Sitz herunter.
Das Zirkuspersonal suchte alles ab - doch wir blieben ganz still in den Sesseln hocken. Pst., ganz leise sein, sonst findet uns das Raubtier noch.
Nun fing das kleine "Raubtier" an: Maami, Maaamiii.
Ich schaute auf die Eingänge und sah sie kämpfen gegen den Strom.
Ich schrie noch: geht nach Hause, wir kommen nach.....
doch der Zuruf verhallte im allgemeinen Gekreische.
Das Zirkuszelt war leer, nur die Beleuchtung wurde noch erweitert.
Draußen hörte man Polizei und Feuerwehr mit traritrara und ich hielt die Kleine fest umklammert. Langsam ging ich auf einen Zirkusmenschen zu.....und wie kommen wir jetzt nach Hause? Der verständigte die Polizei und somit war zumindest dieses Problem gelöst- doch jetzt fehlten die Eltern noch.
Die haben wir ganz leicht gefunden - sie standen eisern am Ausgang, zwar zitternd vor Löwenangst, doch wohlbehalten.
Die Polizei hat uns nach Hause gefahren und für mich gab es in meinem ganzen Leben nie wieder einen Zirkusbesuch.
Und zum Abschluß der Geschichte - den Löwen konnte man ausfindig machen und er wurde erschossen. Schade drum - hätte man ihn nicht eingesperrt--usw.
mit Löwenherz-Grüßen
Euer moni-finchen



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Kommentare (4)

Traute da hast Du Dir aber den Orden für vernünftiges Verhalten verdient und den Tapferkeitsorden obendrein!

Denn dort wo er weg läuft, läuft er ja nicht hin.
Alle die nach draußen liefen, liefen in größere Gefahr als sie im Zelt gewesen wären.
Na da ist ja Seiltanz dann wohl nicht mehr als Berufswunsch geäußert worden wette ich?
Eine aufregende Geschichte in der Zeit, da war es ja mit Safari und Co noch nicht so weit.
Mit ganz freundlichen Grüßen,
Traute
finchen was meint ihr, was mir alles geklappert hat.
Ich traute mich anschließend nicht mehr auf die Straße raus.
Ein Feigling bin ich auch, doch wenn eine Gefahr entbrennt, dann werde ich zum rationalen Menschen.
Vom Kindheit auf gelernt....in den Kriegsjahren, es bleibt hängen. Kannste weglaufen ist es ok, ansonsten mußt du aus der Situation was machen und kämpfen mit geringsten Körpereinsatz. Hey manno, ey cool du ....
die heutige Jugendsprache ....
und schon fällt mir wieder eine Geschichte ein..........
Seid beide ganz lieb gegrüßt
Euer Moni-Finchen
Komet da haste wieder mal ein Erlebnis ausgegraben. Hör mal, wie mir die Zähne klappern - nie und nimmer wäre ich wieder in einen Zirkus gegangen.
Mir hätten vielleicht die Knie geschlottert.
Schön, dass Euch nichts passiert ist.
Mit lieben Grüße Ruth.
luzi Toll finchen ,Du warst sehr tapfer und nach so einem Erlebnis hätt ich noch nicht mal mehr das Wort Löwe in den Mund genommen.Ich bin bekennender Feigling Gruß luzi

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