Zum ersten Mal in Frankreich


(Da uns Genf zu teuer war, suchten wir uns ein Hotel in dem französischen Nachbarstädtchen Gex.)

Inzwischen hatten wir ja schon einige Erfahrungen mit den Abläufen in Hotels, wenn wir auch diesmal keinen Voucher hatten, der alles erklärte.
Ein junger Mann erschien an der Rezeption und begrüßte uns freundlich mit „Monsieur, Dame“ und ich antwortete: „Hello.“
Dann begann ich auf Englisch ein Zimmer zu buchen. Leider sah ich nach einigen Worten an seinem Gesichtsausdruck, dass er kein Wort verstand. Mit Deutsch klappte es auch nicht besser.
Von meiner Mutter, die in ihrer Kindheit mal Französisch gelernt hatte, meinte ich zu wissen, wie man auf Französisch sagt, dass man nicht französisch spricht. Vor allem wusste ich, dass die Franzosen immer alles doppelt verneinen, weshalb das Wörtchen „pas“ nie fehlen darf. Also sagte ich den einzigen französischen Satz, den ich kannte und hoffte nur, dass es nicht zu perfekt klang, denn das wäre ein Widerspruch in sich gewesen.
„Je ne parle français pas.“
Es klang wohl wirklich nicht perfekt, denn er musste sich das Lachen verkneifen, aber wusste jetzt Bescheid und nickte. Wahrscheinlich dachte er (natürlich auf Französisch): „Ja, das höre ich.“
Ich beschränkte mich also auf Gesten. Das Anfassen einer Gesichtshälfte mit der flachen Hand, wobei der Kopf in Richtung Hand geneigt wird, schien mir ein internationales Zeichen für Übernachtung zu sein. Er nickte erfreut und fragte etwas, in dem das Wort „Chambre“ vorkam. Das hörte sich so ein bisschen wie Kammer an und ich nickte. Dann fragte er natürlich, für wie lange wir das Zimmer brauchten. Das verstand ich zwar nicht, aber es war klar, was er meinte. Wir wollten eine Woche bleiben – also bis nächsten Sonnabend. Ich sagte, dass wir eine Woche bleiben wollten und zeigte dazu sieben Finger. Er fragte: „Au dimanche?“ Ich nickte erfreut, da nun offenbar alles klar war.

(eine Woche später)

So sahen wir in dieser Woche viel von Genf und seiner schönen Umgebung und waren ein bisschen traurig, als es Sonnabend war - der vermeintliche Tag unserer Abreise.
Nach dem Frühstück packten wir. Als wir mit unseren Koffern an der Rezeption standen, war der immer anwesende junge Mann ziemlich verwirrt. Er zeigte uns in seinem Kalender, dass wir bis Sonntag gebucht hatten. Inzwischen hatte ich schon etwas Französisch gelernt, sodass ich „pas de problème“ sagen konnte. Nun hatte ich meinen Wortschatz um den Begriff „Dimanche“ für Sonntag ergänzt.

So freuten wir uns denn, dass wir noch einen Tag in Gex verbringen durften, und da wir schon alles verpackt hatten (also auch unsere Wanderstiefel), machten wir nur die Stadt unsicher und mieden die Berge.

Aus "Reisehusten und andere Urlaubsabenteuer" von Wilfried Hildebrandt


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Kommentare (1)

Meerjungfrau43

Ja, lieber Wilfried, die Franzosen sind schon ziemlich "eigen"...
Obwohl ich in der Schule 6 Jahre Französisch hatte, gelang es mir selten bei unseren Reisen (mit dem Wohnmobil) mich verständlich zu machen !
Natürlich hätte ich das Wort "dimanche" gekannt, aber zwischen dem Wort, wie es geschrieben ist und der Aussprache sind oft viele Hindernisse !
Dazu kommt, dass die Franzosen, wie die Spanier, sehr schnell sprechen, so dass man kaum etwas verstehen kann...
LG Marianne


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