Die Kunst des Hängens wird bis jetzt
vernachlässigt und unterschätzt,
obwohl der Mensch hier kaum bedenkt,
wie viel damit zusammenhängt.
Erst hängt er an der Nabelschnur,
doch keineswegs an dieser nur.
Er hängt voll Lust, doch unbewusst,
dann saugend an der Mutterbrust.
Die Zeit entschwindet, und in Kürze
hängt er an seiner Mutter Schürze,
und sie, das ist des Lebens Lauf,
hängt die gewasch´nen Windeln auf.
Er wird mit einer Frau intim,
er hängt an ihr und sie an ihm.
Wenn sie ihm keine Liebe schenkt,
obwohl er sie mit Schmuck behängt,
verbrennt die erste Glut zu Asche.
Er hängt sich stärker an die Flasche,
worauf er plant, sich aufzuhängen
und so den Teufelskreis zu sprengen.
Sein Leben hängt am Seidenfaden,
und bald wir er zum Fraß der Maden.
Der Vorsatz wird zurückgedrängt,
weil er zu sehr am Leben hängt.
             Moral
   So hängt es oft an Fremdeinflüssen,
ob oder wie wir sterben müssen.


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Kommentare (6)

silesio

    So richtig aufgehängt am Galgen wir ja . Gott sei Dank, heute niemand mehr. Aber durchhängen ist ja wohl auch nicht so schön!
   Auch gar nicht schön, das scheint mir auch,
ist so ein Fresserhängebauch.
             Silesio

Muscari

Ach, ist das ein köstliches Gedicht !!
Das mal zum Glück
meinen Durchhänger unterbricht
....
Enttäuscht.-----.Smiley

Als ich kürzlich unseren pubertierenden Enkel fragte, was er denn so in den Ferien mache, bekam ich zur Antwort:
"Rumhängen und Daddeln"
Na, ist das denn nix?
fragt Andrea



 

ehemaliges Mitglied

Klasse
----------


Arni

Tulpenbluete13

Lieber Silesio,

Super-Gedicht, einfach Klasse...
ein sogenannte" Überhänger"..

Es grüßt Dich
Angelika

ehemaliges Mitglied

hallo Silesio, wie Du siehst, versuche ich mich durch den Dschungel dieses Portals zu forsten. Dein Hang zum Dichten wurde Dir wahrscheinlich in die Wiege gelegt.
So lustig wie es sich liest, haben sie alle einen wirklich tiefen menschlichen Hintergrund...Lächeln Herrlich, es zu lesen...

Liebe Grüße
Heike

 

Manfred36



Zusammenstoßen

Die Kunst des Aufeinander-Stoßens,
wie es sich unter Menschen verhält,
ist meist keine Form des Liebkosens.
Wie sonst ging's so zu auf dieser Welt.
Ein Stoß-Gebet auf manchem Herzen
zur Vermeidung so mancher Schmerzen
ist dazu so häufig angezeigt,
zumal wenn man doch zum Frieden neigt.
Doch bin ich oft schon drauf gestoßen,
Klein-Strategien, nicht die ganz Großen,
verhindern oft den Zusammenstoß.
Ich stoße auf wen, begegne ihm bloß..
Vermeide, vor den Kopf zu stoßen;
sind's doch meist nur Worte, die bloßen
Straßenverkehr ohne Stoßstange,
schützt Lack und Lichter wohl nicht lange.
Stoßdämpfer sollten kaputt nicht sein,
sonst fängt man sicher im Kreuz was ein.
Klappen einmal die Zähne nicht mehr,
nehme man einfach den Stößel her,
wie früher im Stall bei den Tieren;
man kann ja alles ausprobieren.
Die angenehmste Form des Stoßens
ist doch die des intimen Kosens.
Ich könnte auf vieles noch stoßen,
doch hass' ich den Aufwand, den großen.
 


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